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Die Wahrheit über sogenannte Masthühner in Deutschland


Inhaltsverzeichnis:

  1. Hühner in Deutschland: Die Wahrheit aufgedeckt
  2. Hühner in Deutschland: Die Wahrheit hinter sogenannten Tierwohl-Siegeln
  3. Nicht nur Hühner in Deutschland: Unsere internationale Arbeit
  4. Mehr über Hühner in Deutschland
  5. Was du für die Hühner tun kannst

Hühner sind die größte Gruppe misshandelter Landtiere auf unserem Planeten. Allein in Deutschland werden jedes Jahr mehr als 600 Millionen Hühner getötet1.

Die meisten davon sind sogenannte Masthühner und stammen aus der sogenannten Hähnchenmast oder Hühnermast – also der gezielten Fettfütterung von Hühnern für die Produktion von Fleisch. Diese sogenannten Masthühner wurden über Jahrzehnte so gezüchtet, dass sie so groß werden und so schnell wachsen, dass ihre Beine und Organe nicht mithalten können2.

Begriffe wie „Masthuhn“ legen nahe, dass die Hühner für Menschen nutzbar sind und reduzieren sie sogar auf den Nutzen. Wir von Animal Equality vermeiden deshalb, solche Begriffe zu verwenden und sagen lieber „Hühner, die für ihr Fleisch gehalten und getötet werden“ oder „Hühner in der Fleischproduktion“.

Manchmal vereinfachen wir es auch sprachlich und setzen vor diese Begriffe ein „sogenannt“ – das tun wir auch mit anderen häufigen Begriffen aus der Landwirtschaft, die den Umgang mit Tieren beschönigen.

Die Produktion von Hühnerfleisch findet in Deutschland fast ausschließlich in sogenannter Massentierhaltung statt – über 97 % der Tiere werden so gehalten. Überwiegend in Bodenhaltung3.

Es handelt sich fast immer um hybride Tiere, die durch Hybridzucht „produziert“ werden: Dabei werden zwei Tiere zweier entfernt verwandter Zuchtlinien gezielt miteinander verpaart. Die daraus geborenen Nachkommen haben oft die gewünschten Merkmale stark ausgeprägt, können sie aber nicht weitervererben – sie müssen jede Generation neu „produziert“ werden4,5.

Mit diesem Verfahren wurden die sogenannten Masthühner so gezüchtet, dass sie schnell ein hohes Gewicht erreichen – diese auch Masthybriden genannten Tiere wachsen 4 Mal schneller als noch vor 65 Jahren3 und werden insgesamt schwerer. Das schnelle Wachstum belastet ihre Körper so sehr, dass sie an Herzinfarkten, Organversagen und schmerzhaften Deformationen ihrer Beine leiden. 

Die Tiere, die überleben, werden in der Regel im Alter von 28 bis 30 Tagen mit etwa 1,5 kg Gewicht getötet (sogenannte Kurzmast), spätestens jedoch im Alter von 42 Tagen mit etwa 2,6 kg Gewicht (sogenannte Langmast)3. Höchstens 42 Tage Lebensdauer bei einer maximalen Lebenserwartung von über 2500 Tagen – also einer Lebenserwartung von bis zu 7 Jahren6.

Vielen Tieren bereitet ihre Schlachtung Schmerzen. Manche Hühner sollen mit erstickendem Gas betäubt werden, die meisten jedoch in elektrischen Wasserbädern7. Dafür werden die Hühner kopfüber an den Beinen an einem Förderband aufgehängt, dass sie zu diesem Wasserbad befördert. Dann werden ihre Köpfe ins Wasser gehalten, durch das Strom geleitet wird7,8.

Dieser Vorgang ist für die Hühner nicht nur stressig und schmerzhaft. Viele Tiere werden gar nicht ausreichend betäubt. Schätzungen nach sind das 4 bis 9 % – also zwischen 25 Millionen und 60 Millionen Hühner jedes Jahr8,9,10

Nachdem sie das Förderband wieder aus dem Wasserbad zieht, wird ihnen die Kehle durchgeschnitten. Einige Tiere sind dabei also noch bei Bewusstsein. Manche von ihnen könnten sogar noch bei Bewusstsein sein, wenn sie danach in heißes Wasser getaucht werden, um ihre Federn zu entfernen8,11.

Hühner können Angst und Schmerz empfinden. Ein sogenanntes Masthuhn empfindet Angst und Schmerz. Wie alle anderen Tiere, einschließlich uns Menschen, wollen sie leben. Dieser Wunsch nach Leben leitet sie auch, wenn sie kopfüber an dem Förderband hängen und sie versuchen, sich zu befreien. Sie schlagen mit den Flügeln und heben den Kopf12. Auch das kann dazu führen, dass sie nicht betäubt und bei vollem Bewusstsein geschlachtet werden.

Hühner in Deutschland: Die Wahrheit aufgedeckt

Nicht nur die unzureichenden Tierschutzgesetze und -richtlinien selbst sind das Problem. Gerade auch die mangelnde Durchsetzung der Gesetze, die es derzeit in Deutschland gibt, ist problematisch13.

Bis heute haben wir in 19 Hühnerhaltungsbetrieben – drei davon in Deutschland – ermittelt. Viele dieser Betriebe betreiben die sogenannte Hühnermast für große Supermärkte und Lebensmittelunternehmen – darunter REWE und Wiesenhof – und große Fast-Food-Ketten wie Subway und McDonald’s.

Unser Team von Ermittler*innen hat dokumentiert, wie dort beschäftigte Menschen die Vögel absichtlich treten oder den Tieren das Genick brechen, die als zu schwach gelten, um für die Industrie profitabel zu sein.

In einigen der Betriebe können kleinere Vögeln kein Wasser trinken, weil die Tränken routinemäßig in einer Höhe angebracht sind, die sie nicht erreichen konnten. Arbeiter*innen werfen Tiere achtlos auf einen Haufen, die offensichtlich Schmerzen haben und ohne Hilfe nicht überleben können. Sie werden stundenlang sich selbst und ihrem Leid überlassen.

Viele der von uns untersuchten Betriebe stellen Produkte her, die Gütesiegel tragen, oder unterliegen angeblich einer strengen Zertifizierung, die strenge Tierschutzkriterien garantieren soll.

Durch Undercover-Recherchen beleuchten wir von Animal Equality das Innere von landwirtschaftlichen Tierhaltungsbetrieben und decken die tatsächlichen Bedingungen auf, unter denen die Tiere dort gehalten werden – auch in der sogenannten Hühnermast. An diesen dunklen Orten der sogenannten Massentierhaltung.

Solche Recherchen haben die Kraft, die Sichtweise von Menschen auf die landwirtschaftlich benutzten Tiere verändern14. Sie sind auch das mächtigste Instrument, das wir zur Verfügung haben, um Unternehmen und politische Entscheidungsträger*innen zu beweisen, was in den sogenannten Mastbetrieben für Zustände herrschen und sie davon zu überzeugen, sinnvolle Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen für die Tiere zu ergreifen.

Auch Supermärkte in Deutschland spielen eine große Rolle für das Leid der Hühner. In der Tat werden jedes Jahr über 600 Millionen sogenannte Masthühner für den Verkauf in deutschen Supermärkten geschlachtet – also getötet1.

Fordere gemeinsam mit uns, dass LIDL, REWE und andere große Supermärkte einige der schlimmsten Missstände beseitigen, die die Hühner in ihren Lieferketten erdulden müssen. 

Hühner in Deutschland: Die Wahrheit hinter sogenannten Tierwohl-Siegeln

Das Wohlergehen von Tieren gewinnt für die Öffentlichkeit auch in Deutschland eine immer größere Bedeutung15,16. Um sich bei der Wahl ihrer Lebensmittel zu vergewissern, verlassen sich viele Verbraucher*innen dabei häufig auf Siegel, Zertifizierungen aber auch freiwillige Selbstverpflichtungen der Unternehmen.

Dafür gibt es sehr unterschiedlich Siegel und Zertifizierungssysteme, die von verschiedenen Organisationen vergeben werden, die zumindest vorgeben, die Herkunft unserer Lebensmittel sorgfältig zu überwachen. Das offizielle Ziel: Verbraucher*innen durch die Kennzeichnung von Lebensmitteln mitzuteilen, dass die von ihnen gekauften Lebensmittel nachhaltig produziert werden.

Eines der bekanntesten – und in den vergangenen Jahren auch umstrittensten – Siegel in Deutschland ist die sogenannte Initiative Tierwohl17, die auch das Siegel Haltungsform18 mit vier Stufen vergibt18,19. Fleischprodukte fast aller großen Discounter und Supermärkte in Deutschland tragen eine dieser Stufen, vor allem bei Eigenmarken. Aber was bedeuten diese im Detail?

Für die Tiere, also auch für Hühner, die für ihr Fleisch gehalten und getötet werden, hat das nicht einmal zwingend eine Auswirkung: Die Haltungsform 1 entspricht nämlich lediglich dem gesetzlichen Mindeststandard20. 

Und wie viele Hühner leben in der sogenannten Hähnchenmast pro Quadratmeter? Bis zu 26! 

Offiziell heißt das „39 kg/m2“ Hühner21 – für die Hühnerhaltung wird nämlich keine maximale Anzahl von Hühnern pro Quadratmeter angegeben. Die noch lebenden sogenannten Masthähnchen werden hier schon zur Ware degradiert und in Kilogramm pro Quadratmeter angegeben. Das liegt auch daran, dass sehr viele Hühner auf engem Raum gehalten werden – und die sogenannten hybriden Tiere durch Überzüchtung so schwer werden, dass von ihnen weniger auf die gleiche Fläche passen.

In der Haltungsform 4 (die höchste und sogenannte Haltungsform Premium) sind es bis zu 14 sogenannte Masthühner pro Quadratmeter. Das entspricht nur etwas mehr als der Fläche eines DIN-A4-Blatts für jedes Huhn. In der Haltungsform 1 hat jedes Huhn nur etwas mehr als ein halbes DIN-A4-Blatt zur Verfügung21.

Und auch die weiteren Kriterien sind kaum der Rede wert – zum Beispiel in puncto Beschäftigung, wo für die Haltungsform 3 bereits 1 Pickgegenstand pro 1000 Hühner und 3 Heuballen pro 2000 Hühner ausreichen21.

Die Verbraucherzentralen betonen, dass es sich bei der Haltungsform gar nicht um ein Tierwohl-Label handelt, weil mehr Platz und Beschäftigungsmöglichkeiten nicht mit mehr Tierwohl gleichgesetzt werden können20. Das Tierleid zeigt sich nämlich in der Regel erst in sogenannten Schlachthöfen und Tierkörperbeseitigungsanlagen22 – und auch kleine Betriebe sind keine Garantie für weniger Tierleid23.

Insgesamt stammen zudem nur 10 bis 13 % der Produkte aus Haltungsform 3 oder 4, also fast 90 % aus Haltungsform 1 oder 2, die laut Verbraucherzentralen keine „deutlich verbesserte Tierhaltung“ bedeuten20

Hühner und andere Vögel werden laut Selbstauskünften der Supermärkte und Discounter zu über 90 % in Haltungsform 2 gemästet, wie die Industrie sagt, also fettgefüttert25 – das entspricht auch den Kriterien des Siegels Initiative Tierwohl24. In der sogenannten Hühnermast mit etwa 23 Hühnern pro Quadratmeter und ohne jemals Tageslicht zu sehen21.

Und das in riesigen Betrieben: 4 von 5 Hühnern in Deutschland werden in Betrieben mit mehr als 50.000 Hühnern gemästet, wie die Industrie sagt; weniger als 1 % der Hühner in Betrieben mit weniger als 10.000 Tieren3.

Aber das ist noch nicht alles. Diese Siegel beziehen sich nur auf die Haltungsbedingungen und machen keinerlei Vorgaben zu Transporten oder Schlachtung. Außerdem werden Haltungsbetriebe in Deutschland im Schnitt nur alle 17 Jahre kontrolliert26 und wenn Verstöße gefunden werden, dann werden diese oft nicht strafrechtlich verfolgt13.

Nicht nur Hühner in Deutschland: Unsere internationale Arbeit

Als internationale Organisation haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, die Wahrheit über die Tierhaltungsindustrie überall auf der Welt zu recherchieren und über die tatsächlichen Lebensrealitäten der Tiere aufzuklären. Diese zeigen wir dann einer breiten Öffentlichkeit. 

Im Jahr 2020 wurden weltweit schätzungsweise 70 Milliarden Hühner für den Verzehr geschlachtet27,28 – eine schwindelerregende Zahl, in der die Hühner, die in der Eierindustrie getötet werden29, auch enthalten sind.

Wir haben in vielen sogenannten Hühnermastbetrieben auf der ganzen Welt ermittelt und dabei festgestellt, dass die Grausamkeit, der diese unschuldigen Tiere ausgesetzt sind, keine Grenzen kennt. 

Denn unabhängig davon, in welchem Land sie gezüchtet, gehalten oder getötet werden: Die Hühner leiden weltweit unter Überbelegung, unnatürlich schnellem Wachstum und anderen Misshandlungen, die in einer Industrie üblich sind, die ihr ganzes Leben allein danach bewertet, wie viel Profit sie auf ihre Kosten machen kann.

Mehr über Hühner in Deutschland

Was du für die Hühner tun kannst

Am besten und schnellsten kannst du Hühnern und allen anderen landwirtschaftlich genutzten Tieren – die auch schon sprachlich oft zu sogenannten Nutztieren herabgesetzt werden – helfen, wenn du dich entscheidest, alle Produkte, die durch Tierausbeutung hergestellt werden, durch pflanzliche Produkte zu ersetzen. 

Alle großen Supermärkte füllen ihre Regale mit immer mehr leckeren, vielseitigen und vor allem tierfreundlichen Alternativen. Pflanzliche Ersatzprodukte sind heute so leicht zugänglich.

Außerdem kannst du dich ganz schnell mit einem einfachen Klick uns und der Open Wing Alliance anschließen und LIDL auffordern, die Lebensbedingungen der Hühner in den Lieferketten zu verbessern, um zumindest einige der schlimmsten Missstände zu beseitigen.

Fordere LIDL auf, das Leiden von Hühnern in seinen Lieferketten zu verringern!


Quellen:

1https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/02/PD22_050_413.html

2https://animalequality.de/kampagnen/haehnchenmast

3https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaftliche-produkte/wie-werden-unsere-lebensmittel-erzeugt/tierische-produkte/gefluegelfleisch

4https://www.wissen.de/lexikon/hybridzucht

5https://www.huehner-hof.com/rassen/was-sind-hybridhuehner/

6https://www.huehner-haltung.de/faq/haltung/wie-alt-werden-huehner/

7https://animalequality.de/blog/gibt-es-humanes-schlachten/

8https://animalequality.de/blog/von-ei-zu-ei/

9https://www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/landtag/detailansicht-landtag/artikel/fehlbetaeubungen-lassen-sich-nie-gaenzlich-ausschliessen.html#topPosition

10https://dserver.bundestag.de/btd/17/100/1710021.pdf

11https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/10888705.2010.507119?journalCode=haaw20

12https://animalequality.de/blog/huehnerschlachtung-kopfueber-in-den-tod/

13https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/tierschutz-tierquaelerei-nutztiere-strafrecht-tierschutzgesetz-sanktionen-verfolgung/

14https://animalequality.de/blog/wie-vielen-tieren-helfen-wir/

15https://data.europa.eu/data/datasets/s2096_84_4_442_eng?locale=de

16https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20200624STO81911/eu-gesetze-fur-tierschutz-und-tierwohl-videos

17https://initiative-tierwohl.de/

18https://www.haltungsform.de

19https://initiative-tierwohl.de/initiative/ueber-uns/

20https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/haltungsformkennzeichnung-im-handel-die-auswahl-bleibt-mangelhaft-25484

21https://www.haltungsform.de/kriterien-und-mindestanforderungen/

22https://animalequality.de/blog/tierkorperbeseitigungsanlagen-und-das-sytematische-leid/

23https://animalequality.de/blog/sind-bauernhoefe-die-loesung/

24https://www.haltungsform.de/im-ueberblick/

25https://www.greenpeace.de/publikationen/2021-10-gpd-agrar-supermarktcheck3-final_final.pdf

26https://animalequality.de/blog/nutztierbetriebe-deutschland-kontrolle-nur-etwa-alle-17-jahre/

27https://www.fao.org/faostat/en/#data/QCL – Suchparameter: Regions: World + (Total); Elements: Producing Animals/Slaughtered; Items: Livestock primary > (List): Meat of chickens, fresh or chilled; Years: 2020.

28https://faunalytics.org/global-animal-slaughter-statistics-charts-2022-update/

29https://animalequality.de/blog/huehner-muessen-leben-um-eier-zu-geben/w


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