System des Leidens: 120 Tage undercover in einem von Deutschlands größten Schweinezucht-Betrieben. Mehr erfahren
Schwein in der Fleischindustrie

Der grausame Lebenskreislauf von Schweinen in der Fleischindustrie


Schweine sind intelligente und soziale Lebewesen, die – wie alle Lebewesen – ein Leben verdient haben, das von Respekt und Mitgefühl geprägt ist. In der industriellen Landwirtschaft werden sie aber allein auf ihr Fleisch reduziert und aus wirtschaftlichen Gründen ausgebeutet. Erfahre mehr über den tristen Alltag von Ferkeln, Sauen und Ebern in der Landwirtschaft.

Das Leben eines Schweins, das nur für sein Fleisch gezüchtet wird, dauert in der Regel sechs Monate. Sechs Monate voller Stress, Misshandlungen und unvorstellbarem Leid – ungesehen hinter dicken Mauern. In diesem Artikel erfährst du alles über die verschiedenen „Stationen“ in der Schweinefleischindustrie.

Inhaltsverzeichnis:

  1. Zucht-Eber
  2. Zuchtsau
  3. Ferkelaufzucht
  4. Schweinemast
  5. Transport zum Schlachthaus
  6. Schlachthaus

Zucht-Eber: Ein Leben in der Absamungsschleife

Zucht-Eber werden in der Regel in Einzelbuchten ohne Auslaufmöglichkeiten gehalten. Sie haben kaum Platz, um sich zu bewegen oder ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben – ab einem Alter von zwei Jahren steht ihnen laut Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) eine Bucht von mindestens sechs Quadratmetern zu. Zum Vergleich: Eine handelsübliche Tischtennisplatte ist 4,3 Quadratmeter groß. Auslauf ist für sie nicht vorgesehen. Diese Lebensbedingungen führen oft zu schwerwiegenden körperlichen und seelischen Leiden.

Die Landwirtschaft degradiert die Zucht-Eber zu Samenspendern. Denn nur jedes zehnte Schwein in Deutschland wird durch einen Eber natürlich befruchtet, der Großteil der Zucht-Eber wird künstlich „abgesamt“. Dabei müssen sie auf ein sogenanntes Phantom aufspringen, ein oft leder- oder kunstlederbespanntes Gestell, das ein weibliches Schwein imitieren soll. Mitarbeitende stimulieren die Tiere dann per Hand und fangen den Samen auf. Dieser Samen wird anschließend weiterverarbeitet und für die künstliche Befruchtung vorbereitet. Dieser Prozess ist nicht nur für die Eber stressig, sondern auch ethisch fragwürdig.

Um die weiblichen Schweine im nächsten Schritt zu befruchten, werden Such- oder Kontroll-Eber in Schweinezuchtbetrieben eingesetzt. Diese Eber werden im Besamungszentrum vor den weiblichen Schweinen in einem Laufgang entlang getrieben und sollen durch ihren Geruch die Fruchtbarkeit der weiblichen Schweine steigern. Die Eber selbst werden kaum oder gar nicht für die Befruchtung genutzt. Für die Befruchtung wird in der Regel das künstlich abgesamte Zuchtsperma eines Zucht-Ebers verwendet.

Die Zeitachse zur künstlichen Besamung (KB) der weiblichen Schweine beginnt mit dem Absetzen der Ferkel. Ab dem dritten Tag nach dem Absetzen muss mit dem Auftreten der Brunst gerechnet und die Brunstkontrolle durchgeführt werden. Die weiblichen Schweine werden durch Kontakt mit Ebern und durch verschiedene Reize wie Flanken- und Rückendruck stimuliert, um den Duldungsreflex auszulösen. Der Duldungsreflex ist das Anzeichen dafür, dass das Schwein rauschig und damit bereit ist, besamt zu werden.

Die Besamung selbst erfolgt mithilfe eines Katheters, der in die Scheide eingeführt wird. Der Katheter wird mit einem Beutel oder einer Flasche verbunden, die das Sperma enthält. Das Sperma wird in Gebärmutter eingebracht, während das weibliche Schwein weiterhin vom Eber stimuliert wird. Laut TierSchNutztV muss die Besamung fachgerecht und schonend durchgeführt werden. Das Sperma muss von hoher Qualität sein und darf keine Krankheitserreger enthalten. 

Künstliche Befruchtung Schwein

Übrigens: Auch der sogenannte Natursprung, also die natürliche Befruchtung eines Schweines, ist in der TierSchNutztV geregelt. Die Fläche, auf der Eber und weibliches Schwein sich aufhalten, muss mindestens zehn Quadratmeter groß sein und dem weiblichen Schwein die Möglichkeit bieten, sich umzudrehen und dem Eber auszuweichen. Dennoch sind die Tiere auf kleinem Raum miteinander eingesperrt und das gewünschte Ergebnis festgelegt. Auch beim Natursprung ist von einer natürlichen Situation keine Spur.

Für die Zucht-Eber beginnt nun derselbe Ablauf von vorn. Die Tiere werden in der Regel zweimal pro Woche „abgesamt“. Nach drei Jahren werden die Tiere meistens ausgetauscht. Das bedeutet, sie werden geschlachtet und neue Tiere nehmen ihre Buchten ein. Bis dahin sind sie in dieser Absamungsschleife gefangen. 

Zuchtsau: Schwangerschaft in Gefangenschaft

Die Lebensdauer eines weiblichen Schweins in der Zucht liegt bei etwa vier bis fünf Jahren. In der Zeit bringt sie etwa 6 Würfe mit je zehn bis 14 Ferkeln zur Welt.

20 Tage nach der fließbandartigen Befruchtung der weiblichen Schweine kann die Schwangerschaft per Ultraschall festgestellt werden. Wenn es Fruchtbarkeitsprobleme gibt, wird entschieden, ob das Schwein erneut befruchtet wird und im Besamungszentrum bleibt oder ob sie zum Schlachthaus gebracht wird.

Die kommenden Wochen nach der künstlichen Befruchtung sind geprägt von beengten Kastenständen. In der 4. bis 5. Schwangerschaftswoche werden die Kastenstände geöffnet, die Schweine werden in den Wartestall in die Gruppenhaltung geschickt. Dabei kann es zu stressigen Situationen kommen, in denen Mitarbeitende die Tiere mit Gewalt treiben oder Tiere versuchen, über Trennwände zu springen und sich dabei verletzen.

Die Buchten des Wartestalls müssen je nach Anzahl der Tiere unterschiedliche Maße haben und unterschiedliche Besatzdichten. Aufgrund des begrenzten Platzangebots und der neu zusammengestellten Gruppe kann es hier immer wieder zu Rangkämpfen und Verletzungen kommen.

In Deutschland besagt die TierSchNutztV, dass weibliche Schweine in Gruppen gehalten werden müssen, außer in den letzten Tagen vor dem voraussichtlichen Geburtstermin und während der Säugezeit. Die Gruppenhaltung muss spätestens vier Wochen nach dem Absetzen der Ferkel beginnen.

Etwa eine Woche vor dem Abferkeltermin werden die Buchten geöffnet und die Schweine in den Abferkelbereich gebracht. Hier kann es erneut zu stressigen Situationen und möglicher Gewaltanwendung kommen. Die Buchten in diesem Bereich sind in der Regel dreigeteilt in einen Aufenthaltsbereich für das Mutterschwein mit Ferkelschutzkorb, ein beheiztes Ferkelnest („Ruhebereich“) und einen Aktivitätsbereich für die Ferkel. Im Abferkelbereich werden die weiblichen Schweine insgesamt fünf Wochen im Kastenstand gehalten. Etwa eine Woche vor dem errechneten Geburtstermin bis zum Zeitpunkt des Absetzens der Ferkel sind die Mutterschweine so fixiert. Sie können sich darin kaum bewegen und sich nicht einmal umdrehen. Nur Aufstehen und Liegen ist möglich. Noch bis 2036 bleibt diese Praxis erlaubt.

Schwein im Kastenstand

In der Regel werden Spaltenböden verwendet, nur selten kommt Einstreu zum Einsatz. Schweine sind liebevolle Mütter, die unter natürlichen Bedingungen für ihre Ferkel vor der Geburt ein Nest bauen. Die Enge führt dazu, dass sich die Mutterschweine nicht ausreichend um ihre Ferkel kümmern können, wenn diese geboren sind. Der Ferkelschutzkorb soll die Ferkel davor schützen, von der Mutter erdrückt zu werden, heißt es. Dies geschieht dennoch immer wieder als Resultat der Enge und der auf massives Wachstum gezüchteten Schweine. Doch es hat sich gezeigt, dass wenn die Mütter ausreichend Platz haben, sie ihre Ferkel nicht erdrücken. Der Ferkelschutzkorb dient also nicht dem Schutz der Ferkel, sondern der Profitmaximierung. 

Während der Abferkelung wird in vielen Betrieben das Hormon PGF gespritzt, um sicherzustellen, dass alle weiblichen Schweine im gleichen Bereich gleichzeitig ihre Ferkel gebären. 24 Stunden später wird gegebenenfalls auch Oxytocin gespritzt. Die Ferkel kommen im Abstand von zehn bis 30 Minuten zur Welt – oft unter unhygienischen Bedingungen, da die Mutterschweine keine geeigneten Nester bauen konnten. Die Geburt sollte überwacht werden, aber es gibt auch Fälle, in denen die Tiere unbeaufsichtigt gebären.

In schätzungsweise 10 bis 30 Prozent der deutschen Zuchtbetriebe, wird den weiblichen Schweinen etwa einen Tag nach der Geburt ihrer Ferkel das Fruchtbarkeitshormon PMSG gespritzt. Damit kann die Zeitspanne zwischen zwei Geburten reduziert werden, weil die Schweine schneller wieder in die Brunst kommen und trächtig werden können. Zudem können die Geburtstermine gesteuert und dadurch Betriebsabläufe synchronisiert werden. Außerdem steigert das Hormon die ohnehin meist schon viel zu große Ferkelanzahl pro Wurf. Das Resultat sind vermehrt unterentwickelte Ferkel, welche in der Regel verhungern oder getötet werden.

Doch der Einsatz von PMSG sorgt nicht nur bei den Schweinen für noch mehr Leid. Denn das Hormon stammt aus sogenannten Blutfarmen. Dort wird trächtigen Pferden unter gewaltvollen Bedingungen wöchentlich etwa ein Fünftel ihres Blutes abgenommen. Viele Tiere überleben diese grausame Prozedur und den regelmäßigen starken Blutverlust nicht lange. Mehr darüber liest du in unserem Blogartikel:

Ferkelaufzucht: Ein junges Leben, geprägt von körperlichem Leid

Ferkel haben einen harten Start ins Leben. Oftmals werden in der industriellen Schweinehaltung mehr Ferkel geboren, als die Mutter Zitzen hat. So überleben nur die Stärksten und das ist von der Industrie gewollt, denn nur sie bringen den meisten Profit. Dies führt zu einem starken Konkurrenzkampf um die begrenzte Menge an Milch. Die schwächeren Ferkel haben kaum eine Chance, an die lebensnotwendige Nahrung zu gelangen, und verhungern qualvoll. Andere bleiben mit ihren Füßen im Spaltenboden hängen und verhungern ebenfalls. Einige werden von ihrer eigenen Mutter zerdrückt. Diese unschuldigen Wesen erfahren von ihren ersten Atemzügen an nichts als Schmerz und Trostlosigkeit. Durch ihre Fixierung kann die Mutter ihren Kindern nicht helfen und muss ihnen so machtlos bei ihrem Leid zusehen.

Ferkel in der Schweinezucht

Die Kastration ist eine weitere Zwangsmaßnahme, die die Ferkel in ihren ersten Lebenstagen in den Betrieben durchlaufen. Meist mit einer Gasbetäubung, in seltenen Fällen unter der Verabreichung von Schmerzmitteln. Danach kommt eine heiße Zange zum Einsatz: beim Kupieren der Schwänze. Dies ist ebenfalls eine grausame Methode, die in der Schweineindustrie weitverbreitet ist. Obwohl verboten und nur in Ausnahmefällen erlaubt, wird sie immer noch weitgehend angewandt. Dabei werden den Ferkeln oft ohne Betäubung Teile ihres Schwanzes abgeschnitten, um Verletzungen oder Kannibalismus in den engen Aufenthaltsbereichen zu verhindern.

Das Schleifen der Eckzähne ist eine schmerzhafte Prozedur, die in vielen Betrieben durchgeführt wird. Sie ist, wie das Kupieren, nur bis zum vierten Lebenstag erlaubt und verursacht den Ferkeln unnötige Schmerzen und Stress. Oft wird das Schleifen der Zähne von der Industrie als Tierschutzmaßnahme beworben, damit sich sowohl das Mutterschwein als auch die Ferkel nicht gegenseitig verletzen, wenn sie um die Zitzen kämpfen. In Wahrheit hat die Industrie die weiblichen Schweine so auf Leistung gezüchtet, dass die Anzahl der Ferkel pro Wurf mittlerweile oft größer ist als die Zahl der Zitzen, die ein Schwein hat. So überleben nur die stärksten Tiere. Schwächere oder kränkliche Tiere überleben in der Regel nicht. Für die Industrie bedeutet das Profitmaximierung. Verluste durch Todesfälle und nicht optimal entwickelte Jungtiere werden ausgeglichen. Durch den Konkurrenzdruck kommt es schnell zu Rangordnungskämpfen. Das Abschleifen der Eckzähne ist laut Tierschutzgesetz ohne Betäubung erlaubt. Hierbei wird ein höchst empfindlicher Nervenbereich freigelegt, was zu unvorstellbaren Schmerzen bei den Ferkeln führt.

Noch grausamer ist die Tatsache, dass schwache oder kranke Ferkel oft notgetötet, anstatt medizinisch versorgt werden. Dies geschieht manchmal auf brutale und illegale Weise, wie das Schlagen der Ferkel gegen Wände, Boden oder Bucht. Andere Praktiken wie die Verwendung von CO₂-Boxen können zu einer unzureichenden Betäubung führen, was zusätzliches Leiden verursacht. Eine weitere Alternative ist, dass die Landwirt*innen die schwachen und kranken Ferkel einfach ignorieren und sie so einem langsamen Tod überlassen. 

Laut Statistischem Bundesamt (2023) werden rund 1,4 Millionen Muttertiere in deutschen Betrieben gehalten. Nach Schätzung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft gebärt jedes dieser Schweine im Durchschnitt 29 Ferkel pro Jahr und die Verlustrate in der Säugephase beträgt etwa 12 Prozent. Somit können wir davon ausgehen, dass rund 40,6 Millionen Ferkel jährlich in Deutschland lebend geboren werden, aber nur etwa 35,7 Millionen abgesetzt werden, also in die weitere Aufzucht gebracht werden. Damit überleben rund 4,9 Millionen Ferkel die ersten Lebenswochen nicht, weil sie verenden oder getötet werden.

Nachdem sie etwa drei bis vier Wochen gesäugt wurden, werden die Ferkel von ihrer Mutter getrennt und in die Ferkelaufzucht gebracht (normalerweise säugt ein Mutterschwein ihre Jungen für drei bis vier Monate). Das Mutterschwein kommt zurück ins Deckzentrum. Wenn kein Aufzuchtstall an den Zuchtstall angeschlossen ist, ist ein Tiertransport nötig. Dieser Umzug ist für die Ferkel zugleich stressig und gefährlich. Sie können einander verletzen, durch Mitarbeitende verletzt werden oder leiden unter extremen Temperaturen beim Transport, Nahrungsmittel- und Wasserentzug, mangelnder Hygiene und Panikzuständen bei starken Fahrmanövern. Neue Gruppenzusammensetzungen sind zudem für Tiere immer als belastend anzusehen. 

In speziellen Ferkelställen, sogenannten Flatdecks, müssen sich die frisch abgesetzten Ferkel plötzlich an neues festes Futter gewöhnen, sie können nicht mehr bei ihrer Mutter säugen und sind häufig auch noch mit fremden Ferkeln zusammen in einer Bucht untergebracht. Diese Phase des Umbruchs birgt viele gesundheitliche Risiken wie Durchfall oder Atemwegsinfektionen. Auch psychisch ist dieser Umbruch besonders belastend für die Ferkel, denn eigentlich bräuchten sie in diesem jungen Alter noch den Kontakt zu ihrer Mutter und den Geschwistern. Dies zeigt sich häufig durch das gegenseitige Besaugen von Ohren, Schwanz und anderen Körperteilen.  So entstehen auch schnell stressbedingte Verhaltensstörungen wie Schwanz-, Ohren- und Flankenbeißen. 

Die meisten Ferkel leben in Gruppen in reizarmen Buchten mit einer Mischung aus Liegeflächen, Spaltenboden und Futterautomaten. Einstreu zum Wühlen und Spielen gibt es in der Standardhaltung nicht. Anschließend – mit einem Alter von neun bis zwölf Wochen und einem Gewicht von 25 bis 30 kg – werden die Aufzuchtferkel schließlich zu den Mastbetrieben gebracht.

Laut Vorgaben müssen die Ferkel täglich auf ihren Gesundheitszustand kontrolliert werden, um kranke oder verletzte Tiere schnell zu erkennen und zu behandeln. Kranke oder verletzte Ferkel sollten frühzeitig von der Gruppe getrennt und in einer Krankenbucht untergebracht werden, wo sie regelmäßig vom Tierarzt untersucht und behandelt werden.

Die Behandlung kann je nach Fall Medikamente, Wundversorgung, Schmerzlinderung oder Nottötung umfassen. Die Nottötung muss von einer sachkundigen Person durchgeführt werden, die über die geeigneten Methoden und Geräte verfügt. Außerdem muss sie dokumentiert und dem zuständigen Veterinäramt gemeldet werden. Obwohl diese Maßnahmen den Tieren helfen sollen, muss an dieser Stelle hinzugefügt werden, dass es sich um Vorgaben handelt, die nicht zwangsläufig die Realität widerspiegeln. Letztlich handelt es sich um Wirtschaftsunternehmen und die Schweine sind das Produkt, welches möglichst günstig durch den Prozess zur Fleischgewinnung geführt werden soll. So kommt es immer wieder zur Vernachlässigung und der Nichtversorgung kranker oder verletzter Tiere.

Schweinemast: Leben auf einem (halben) Quadratmeter

Ab der neunten bis zwölften Woche werden die Tiere von den Aufzuchtställen in die Mastställe umgezogen und dort gemästet, bis sie etwa sechs Monate alt sind. In der Biohaltung werden Schweine ca. acht Monate alt. Im Leben der Schweine in der Mast geht es vor allem um eines: die schnelle Gewichtszunahme. Die meisten von ihnen verbringen ihr Dasein in geschlossenen Ställen, wo sie auf Spaltenböden in abgetrennten Buchten leben. Manchmal teilen sie sich den Raum mit einer Handvoll Artgenossen, manchmal sind es viel mehr – 20, 60 oder sogar bis zu 300 Tiere in einer einzigen Bucht.

Die Bedingungen sind alles andere als ideal für diese intelligenten und neugierigen Wesen. Die Schweine stehen auf kalten, harten Böden und haben kaum Platz zum Bewegen. Bio-Schweine haben es etwas besser und dürfen zumindest nach draußen, da sie Zugang zu einem Auslauf haben müssen. Bei diesem handelt es sich aber meist nicht um grüne Wiesen, Wälder und Schlammkuhlen – so wie Schweine es für ein Ausleben ihrer Bedürfnisse bräuchten. In der Regel sind es kleinere Buchten mit einem Betonboden, welcher mit Stroh bedeckt wird. Auch ihre Realität bleibt trotzdem düster.

Das Futter der Schweine besteht hauptsächlich aus Getreide und eiweißreichem Sojaschrot, alles darauf ausgerichtet, sie so schnell wie möglich auf ein Schlachtgewicht von etwa 120 Kilogramm zu bringen. Je nach Gewicht gestattet ihnen die TierSchNutztV eine bestimmte Fläche. Von über 30 bis 50 Kilogramm sind es gerade einmal 0,5 Quadratmeter, bei über 50 bis 110 Kilogramm sind es 0,75 Quadratmeter, bei über 110 Kilogramm ist es gerade mal ein Quadratmeter.

Schweine im Mastbetrieb

Krankheiten und Verletzungen sind in dieser Umgebung an der Tagesordnung. Ähnlich wie in den Aufzuchtbereichen müssen laut Vorschriften die Tiere täglich auf ihren Gesundheitszustand überprüft werden. Kranke oder verletzte Schweine müssen von der Gruppe separiert und in speziellen Krankenbuchten untergebracht werden. Doch die Realität ist oft eine andere und äußerst brutal. Denn Behandlungskosten können hoch sein, während das einzelne Tier finanziell wenig Wert darstellt. Doch die Tierindustrie ist nur auf die profitabelste Ausnutzung der Schweine ausgelegt, weswegen kranke oder verletzte Tiere häufig nicht behandelt werden. Entweder wird ihr Leid ignoriert, oder sie werden nur minimalistisch behandelt, wenn nicht sogar illegal und häufig brutal getötet. Denn Nottötungen müssten dokumentiert, den Behörden gemeldet und von sachkundigen Personen durchgeführt werden.  

Die kranken oder verletzten Schweine sollten erst in die Gruppe zurückkehren, wenn sie vollständig genesen sind und keine Anzeichen von Schmerzen, Stress oder Schwäche zeigen. Die Rückkehr sollte möglichst schonend erfolgen, um Konflikte mit den anderen Schweinen zu vermeiden. Doch die Enge und die Bedingungen in diesen Ställen machen es für sie schwer, sich zu erholen.

In dieser traurigen Realität kämpfen die Schweine jeden Tag um ein würdevolles Leben, während sie auf ihrem Weg zur Schlachtung unaufhaltsam an Gewicht zulegen.

Indem wir konsequent auf tierische Produkte verzichten, können wir den grausamen Lebenskreislauf eines Schweins in der Fleischindustrie beenden. Denn der Schutz der Tiere beginnt auf unseren Tellern! Wenn du nach Anregungen für pflanzliche Gerichte suchst, schau gerne bei unserem kostenlosen Ernährungsprogramm Love Veg vorbei.

Transport zum Schlachthaus: Eine Reise ins Ungewisse

Für die Tiere ist es eine Reise ins Ungewisse. Der Transport zum Schlachthaus beginnt oft zwischen Mitternacht und dem frühen Morgen und unterliegt einer Vielzahl an Vorgaben, die auch hier nicht zwangsweise die Realität abbilden. Die Schweine werden in spezielle Lastwagen verladen, die den technischen Anforderungen entsprechen müssen: Sie müssen eine angemessene Belüftung, rutschfeste Böden, ausreichende Höhe und Tränkevorrichtungen vorweisen.

Die Schweine müssen so verladen werden, dass sie sich nicht verletzen oder ersticken können. Die Beladung darf 235 Kilogramm pro Quadratmeter nicht überschreiten, was etwa 0,55 Quadratmetern pro Mastschwein entspricht. Auf einen dreistöckigen Transporter passen 175 Mastschweine, etwa 14 pro Bucht.

Schweine während eines Transports

© Andrew Skowron

Die Schweine werden zum Schlachthaus transportiert, der möglichst in der Nähe des Mastbetriebs liegt, um lange Transportwege zu vermeiden. Die Fahrtzeit darf nicht mehr als acht Stunden betragen. Wenn die Fahrtzeit länger ist, müssen die Schweine eine Ruhezeit von mindestens einer Stunde haben, in der sie mit Wasser versorgt werden.

Wenn die Schweine am Schlachthaus ankommen, werden sie entladen und in Gruppen in den Wartestall gebracht. Dort bleiben sie ein bis drei Stunden. Sie müssen Zugang zu Wasser haben und vor Witterungseinflüssen geschützt sein.

Es ist erschütternd zu wissen, dass laut einer Studie aus dem Jahr 2016 etwa 0,3 Prozent der geschlachteten weiblichen Schweine in Deutschland mit Föten im Uterus gefunden werden, was etwa 10.000 Schweinen pro Jahr entspricht. Die Gründe hierfür können vielfältig sein, von ungenauer Trächtigkeitsdiagnose bis hin zu unbeabsichtigter Befruchtung nach der Absetzung der Ferkel. 

Wenn ein schwangeres Schwein zum Schlachthaus transportiert wird, muss sie vorher auf ihre Transportfähigkeit überprüft werden. Dies bedeutet, dass sie keinen unnötigen Schmerzen oder Leiden während des Transports ausgesetzt sein darf. Wenn ein Schwein nicht transportfähig ist, darf sie nicht verladen werden und muss entweder behandelt oder notgetötet werden. Wenn ein schwangeres Schwein den Transport übersteht und im Schlachthaus ankommt, wird sie so schnell wie möglich geschlachtet, um ihr Leiden zu verkürzen. Die Föten im Uterus sterben in der Regel während der Schlachtung durch Ersticken oder Blutverlust. Das sind etwa 120.000 im Jahr. Die Uteri mit den Föten werden entsorgt oder zu Tiermehl verarbeitet. Seit 2017 ist es verboten, hochschwangere Schweine zur Schlachtung zu schicken. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass Ferkel im Schlachthaus geboren werden. Im Jahr 2022 machte ein Fall aus dem Schlachtbetrieb Tönnies Schlagzeilen. Neugeborene Ferkel werden normalerweise in einer Gaskammer betäubt und danach getötet. Der Tierarzt bei Tönnies ertränkte mehrere Ferkel in einem Wassereimer, was laut Augenzeugen über zwei Minuten dauerte. Nach eigenen Angaben tat er dies, da sich an dem Tag bereits Fehlbetäubungen mit Ferkeln in der Gaskammer ereignet hatten, weshalb diese mehrfach in die Gaskammer mussten – dies hätte erhebliches Leid verursacht. Auch ein zweiter Tierarzt war anwesend, beobachtete den Fall aber nur und schritt nicht ein.

Nottötungen können sowohl im Maststall als auch im Schlachthaus vorkommen, je nachdem, wie sich der Zustand des Tieres während des Transports verändert. Die Nottötung muss von einer sachkundigen Person durchgeführt werden, die über die geeigneten Methoden und Geräte verfügt. Die Nottötung muss auch dokumentiert und dem zuständigen Veterinäramt gemeldet werden.

Gemäß der EU-Verordnung zum Schutz von Tieren beim Transport müssen Schweine grundsätzlich vor dem Transport auf ihre Transportfähigkeit hin überprüft werden. Das bedeutet, dass sie keine unnötigen Schmerzen, Leiden oder Schäden durch den Transport erleiden dürfen. Wenn ein Schwein nicht transportfähig ist, darf es nicht verladen werden und muss entweder behandelt oder notgetötet werden. Ob diese Anforderungen in der Realität der landwirtschaftlichen Tierhaltung auch eingehalten werden, ist zu bezweifeln.

In der Realität bedeutet alleine der stundenlange Transport für die Tiere unglaublichen Stress, verbunden mit zahlreichen Verletzungsgefahren und anderen Gesundheitsrisiken. Expert*innen sprechen sich eindeutig gegen den Transport von lebenden Tieren aus.

In unserer „No Animal Left Behind“-Kampagne fordern wir daher, jeglichen Transport von lebenden Tieren zu beenden, da die Transporte für die Tiere äußerst qualvoll sind, besonders wenn sie in überfüllten Fahrzeugen ohne ausreichenden Platz über Stunden bis Tage und Wochen unterwegs sind.

Schlachthaus: Ein kurzes Leben im Elend geht zu Ende

Es gibt zwei Methoden, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, um Schweine zu betäuben. Danach werden sie durch Ausbluten getötet.

Betäubung mit Kohlendioxid (CO₂):

Die Betäubung von Schweinen mit Kohlendioxid (CO₂) ist in Deutschland weitverbreitet. Laut Schätzungen nutzten im Jahr 2018 etwa 78 % der Schweineschlachthäuser der zehn größten Schlachtunternehmen diese Methode. Sie ist jedoch umstritten und wird von Tierschutzorganisationen kritisiert. Innerhalb der Eurogroup for Animals wird ein Verbot der CO₂-Betäubung gefordert. Weniger qualvolle Methoden existieren, kommen aber aus Kostengründen derzeit nicht zum Einsatz.

Ablauf:

  • Die Schweine werden in kleinen Gruppen in den Betäubungsbereich getrieben, oft mithilfe von automatischen Türen.
  • In modernen Schlachthäusern werden die Gruppen von Schweinen durch hydraulische Schiebetore zum Betäubungsgerät bewegt.
  • Die Gruppen werden je nach Größe der Schweine und der Betäubungseinrichtung in kleinere Gruppen von etwa zwei bis acht Tieren aufgeteilt.
  • Die Schweine werden dann in den Betäuber getrieben, wo sie Kohlendioxid ausgesetzt sind.
  • Die Betäubung erfolgt durch die erhöhte CO₂-Konzentration, die den Sauerstoffgehalt im Blut senkt und die Gehirnfunktion beeinträchtigt, was zum Bewusstseinsverlust führt.
  • Allerdings erleben die Schweine bis zum Bewusstseinsverlust Atemnot und Erstickungsgefühle, das Gas brennt zudem in den Atemwegen. Dadurch entsteht Panik bei den Tieren und sie verletzen sich oft gegenseitig. Videos aus Gaskammern zeigen in Panik schreiende Tiere, die verzweifelt versuchen, aus der Kammer auszubrechen.

Es ist in diesem Zusammenhang wichtig zu wissen, dass die CO₂-Betäubung nicht nur umstritten ist, sondern auch von vielen Expert*innen als tierschutzrelevant betrachtet wird. Eine deutschlandweite Erhebung in Schlachtbetrieben belegt, dass im Durchschnitt 1 Prozent, in einigen Betrieben sogar bis zu 14 Prozent der Schweine vor der Brühanlage noch bei Bewusstsein waren. Die aversive Wirkung von CO₂ auf Schweine steigt mit steigender Konzentration. Sie verursacht Erstickungsgefühle und Atemnot, Schmerzen durch Reizung der Atemwegsschleimhäute und Muskelreaktionen.

Als Ausdruck der Angst und Schmerzen schreien sie und versuchen zu fliehen, was ein Verletzungsrisiko für sie selbst und andere Schweine darstellt. Während der Betäubung sind die Tiere in den Gondeln für das Personal nicht erreichbar, sodass nicht direkt eingegriffen werden kann, wenn Probleme auftreten, zumal eine Überwachung und Einordnung der Verhaltensreaktionen unter kommerziellen Bedingungen meist ohnehin nicht möglich ist.

Elektrobetäubung:

  • Vor der elektrischen Betäubung muss jedes Schwein isoliert werden. Die Tiere werden entweder manuell mit der Elektrozange betäubt oder automatisiert in Maschinen. Größere Betriebe arbeiten überwiegend maschinell.
  • Schweine werden auf einem V-förmigen Restrainer oder auf einem Mittelbahn-Förderband zum Betäubungspunkt transportiert, ihre Füße sind dabei vom Boden abgehoben.
  • Dieses Anheben kann den Übergang aus der Gruppe zum Betäubungsgerät äußerst stressig für die Schweine machen.
  • Bei der Elektrobetäubung durch Kopfdurchströmung wird Strom durch den Kopf geleitet. Wenn genügend Strom durch das Gehirn führt, wird eine epilepsieartige Aktivität ausgelöst. Das Tier verliert sein Bewusstsein und empfindet keine Schmerzen.
  • Bei der Kopf-Körper-Betäubung wird zusätzlich Strom durch den Körper geleitet, um Herzkammerflimmern bzw. einen Herzstillstand auszulösen. Die Betäubung kann durch einen Stromkreis erzeugt werden, indem zwei Elektroden an den Kopf und eine Elektrode an der Brust angesetzt werden. Diese Variante ist sehr gebräuchlich in Schlachthäusern. Werden die Schweine dagegen mit zwei Stromkreisläufen betäubt, werden zuerst zwei Elektroden am Kopf für die Kopfbetäubung und anschließend eine Elektrode an der Brust platziert.

Die Elektrobetäubung ist schmerzhaft und stressig für die Tiere, da sie von der Gruppe getrennt und fixiert werden müssen. Die Wirksamkeit der Elektrobetäubung hängt stark von der Erfahrung und Fähigkeit des Bedienungspersonals ab, die Elektroden richtig zu platzieren und ausreichend Strom fließen zu lassen.

Es besteht ein hohes Risiko für Fehlbetäubungen, was zusätzliches Leiden verursachen kann. Die Methode ist umstritten und wird von vielen Tierschützern als tierschutzrelevant betrachtet.

Schwein wird elektrisch betäubt

Töten durch Ausbluten:

Das Töten durch Ausbluten ist der letzte Schritt im Schlachtprozess und erfolgt nach der Betäubung. Der Zweck besteht darin, sicherzustellen, dass die Tiere nach der Betäubung nicht wieder zu Bewusstsein kommen und schmerzlos sterben.

  • Das Ausbluten sollte kurz nach der Betäubung erfolgen, um unnötiges Leiden zu vermeiden, da die Tiere das Bewusstsein wiedererlangen könnten, bevor sie an den Folgen des Blutverlustes sterben.
  • Eine schnelle Ausblutung ist entscheidend, um sicherzustellen, dass alle Tiere schnell und schmerzlos sterben.
  • Meist wird mit einem Bruststich gearbeitet, bei welchem die Herzstammgefäße geöffnet werden.
  • Die Ausblutung sollte schwallartig erfolgen, wodurch innerhalb der ersten zehn Sekunden etwa zwei Liter Blut fließen sollten, um sicherzustellen, dass der Tod schnell eintritt.

​​Die Ausblutzeit sollte lang genug sein, damit bei allen Tieren der Tod eintritt. Vor Beginn der Schlachtkörperverarbeitung sollte bei jedem einzelnen Tier festgestellt werden, dass keine Lebenszeichen vorhanden sind. Zu diesen Zeichen der Abwesenheit von Leben gehören das vollständige Aufhören der Blutung, die vollständige Entspannung des Körpers oder das Fehlen von Muskeltonus oder -aktivität sowie erweiterte Pupillen.

Tiere, die während der Blutung bei Bewusstsein bleiben oder das Bewusstsein wiedererlangen, befinden sich in einem abscheulichen Todeskampf und sind der Beleg dafür, dass die konventionellen Betäubungsmethoden nicht genügend Schutz für die Tiere bieten. Der zur Blutung vorgenommene Schnitt in der Brust führt zu erheblichen Gewebeschäden in gut mit Rezeptoren versorgten Bereichen und wird daher als schmerzhaft angesehen. Laut Bundesregierung sind je nach Betäubungsart 3,3 bis 12,5 Prozent der Schweine nicht ausreichend betäubt, wenn sie kopfüber an einem Bein aufgehängt werden und ihre Kehle durchtrennt wird. Aufgrund von Fehlbetäubungen sterben schätzungsweise 468 bis 1.775 Schweine pro Tag schlimmstenfalls erst in der Brühanlage.

In diesen letzten Momenten im Leben der Schweine herrschen Bedingungen, die oft außerhalb unserer Vorstellungskraft liegen. Die Betäubungs- und Tötungsmethoden sowie die Begleitumstände sind – selbst wenn sie den aktuellen Anforderungen an den Tierschutz entsprechen – immer grausam, würde- und respektlos. Die Massenabfertigung unter Zeitdruck lässt nicht zu, in den letzten Sekunden ihres Lebens individuell und mitfühlend mit den Schweinen umzugehen. Gemeinsam mit Gesellschaft, Politik und Unternehmen arbeiten wir deswegen daran, die Grausamkeit gegenüber landwirtschaftlich genutzten Tieren zu beenden.

Es gibt sehr viel Raum für Verbesserungen. Deine Unterstützung durch eine Spende an Animal Equality kann dazu beitragen, den Schutz dieser Tiere zu fördern und sicherzustellen, dass sie respektvoll behandelt und vor unnötigem Leiden bewahrt werden. Dein Beitrag kann einen positiven Unterschied im Leben von Schweinen und vielen anderen landwirtschaftlich genutzten Tieren bewirken.


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