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Was sind Blutfarmen?


Pferde werden nicht nur für die Produktion von Fleisch getötet und für sportliche Betätigung ausgebeutet. Sie werden auch noch auf eine ganz andere Art und Weise benutzt. Eine besonders grausame Art und Weise: in sogenannten Blutfarmen. In diesem Blogpost erklären wir, was das ist.

Es gleicht eher einer Szene aus einem schlechten Horrorfilm: schwangere Pferde werden gefangen gehalten, um ihnen Blut abzunehmen. Weil das Blut ein Hormon enthält, das die massenhafte Haltung von Schweinen zur Produktion von Fleisch vereinfacht. Ihre Kinder werden abgetrieben oder als „Nebenprodukt“ dieses Hormons einfach getötet.

Das ist aber kein schlechter Horrorfilm. Das ist die Lebensrealität von Tausenden Pferden in sogenannten Blutfarmen. Allein auf Island die Lebensrealität von geschätzt fast 5400 schwangeren Pferden1

Sie werden während ihrer Schwangerschaft einmal in der Woche eingefangen. Dann wird ihnen durch die Halsvene etwa 5 Liter Blut abgenommen1,2,3. Das sind etwa ein Fünftel ihres Bluts – als würde man einem Menschen einen ganzen Liter Blut abnehmen4; zum Vergleich: Bei einer Vollblutspende geben Menschen mit 0,5 Liter „nur“ die Hälfte davon.

Dieser Prozess wird, wie gesagt, wöchentlich durchgeführt, für bis zu 8 Wochen. In so einem Zyklus gibt ein einzelnes Tier also mit 40 Litern mehr Blut als es insgesamt im Körper hat4. Die Tiere können durch diese Zwangsschröpfung schwere gesundheitliche Schäden davon tragen: etwa einen „Volumenmangelschock“ (Hypovolämischer Schock), Thrombosen oder schmerzhafte Entzündungen an der Einstichstelle am Hals1,5.

Dazu kommt, dass Ermittlungen der Tierschutzorganisation Animal Welfare Foundation zeigen, dass die Pferde beim Einfangen fast immer geschlagen und misshandelt werden, weil die meisten halbwild sind und sich deshalb nicht von Menschen führen lassen1,5.

Auf Blutfarmen wird ein Hormon gewonnen, das in der Schweinehaltung eingesetzt wird

Besonders makaber ist jedoch der Zweck für diese Prozedur, diese Tortur für die Tiere. Die Nachfrage für Pferdeblut liegt an dem Hormon PMSG, das schwangere Pferde produzieren. PMSG wird nur für eine begrenzte Zeit, etwa 100 Tage, in den ersten vier bis fünf Monaten der Schwangerschaft gebildet5,7.

Das aus dem Pferdeblut gewonnene Hormonpräparat wird dann in der Schweinehaltung eingesetzt. Wenn das Präparat weiblichen Schweinen gegeben wird, synchronisiert sich ihr Zyklus. Die Schweine können dann alle zum gleichen Zeitpunkt geschwängert, also künstlich besamt, werden. 

Es ist eine gängige Strategie der Tierhaltungsindustrie, die Tiere so gut es geht für ihre Profite zu verändern, „anzupassen“. Hier nutzt sie rücksichtslos schwangere Pferde aus, um Schweine wie ein reines Produktionsmittel zu formen.

Die Kapazität von Blutfarmen soll ausgebaut werden

Die Pferdehaltungsindustrie auf Island macht mit PMSG große Profite, das Hormonpräparat erzielt viel höhere Preise als der Verkauf von Fohlen1. 100 Gramm des Hormons kosten etwa 1 Million Euro7. Dazu steigt die Nachfrage: Laut Bundesregierung wurden zwischen 2013 und 2016 in der deutschen Schweinehaltung etwa 3,8 Millionen Dosen eingesetzt8. Zwischen 2016 und 2019 waren es 6,4 Millionen Einzeldosen – also fast 70 % mehr9. Das spricht bei ca. 1,6 Millionen für die Ferkelproduktion benutzten Mutterschweine für einen systematischen Einsatz5.

Deshalb ist es nicht überraschend – in Anbetracht der Profitorientierung der Tierhaltungsindustrie –, dass in Island geplant wird, die Anzahl der für die PMSG-Produktion benutzten Pferde sogar auf 20.000 zu erhöhen3. Dagegen regt sich jedoch starker Widerstand3,10,11,12.

Erschreckenderweise ist die Produktion von PMSG in Island schon eine Art Reaktion auf Proteste. Die PMSG-Produktion wurde nämlich erst nach Europa verlagert (mit den oben genannten Lebensrealitäten für die Pferde), nachdem noch katastrophalere Zustände in den sogenannten Blutfarmen in Argentinien und Uruguay dokumentiert wurden13,14 – auf die mit Import-Stopps und eben der Verlagerung der Produktion nach Island reagiert wurde1. Angeblich, um die Produktion „tierschutzgerecht“ durchzuführen.

Blutfarmen in Deutschland?

Doch PMSG wird nicht nur in Island produziert. Und es ist auch in Deutschland nicht das einzige Problem, dass hier auch viele PMSG-Präparate eingesetzt werden … PMSG wird tatsächlich auch in Deutschland produziert, auf mindestens einem Betrieb.

Ende 2019 hat die Animal Welfare Foundation in dieser sogenannten Blutfarm in Meura (Thüringen) ermittelt15. Dort wird Pferden unter dem Deckmantel des „Tierversuchs“ seit Jahrzehnten Blut abgenommen und zur Produktion von PMSG verkauft.

Rechtlich ist das eigentlich nicht zulässig, weil Versuche an Tieren als „unerlässlich“ eingestuft werden müssen: Da die Ferkelproduktion auch ohne PMSG „funktioniert“ und es sogar synthetische PMSG-ähnliche Präparate gibt, ist diese Voraussetzung nicht erfüllt und die Praxis demnach rechtswidrig2,9,15,16,17. Die Behörden schreiten jedoch – wie so oft18 – nicht ein und haben ohne weitergehende Prüfung die Blutabnahme bis Mitte 2025 als „Tierversuch“ genehmigt15,16.

Was du jetzt für die Pferde tun kannst

Wir haben vor kurzer Zeit eine Kampagne gestartet, mit der wir das Verbot der Schlachtung von Pferden fordern. Hilf uns jetzt, ihr Leid zu verhindern. Außerdem findet gerade unsere große Verdopplungsaktion statt. Wenn du noch mehr tun kannst und möchtest, dann verdopple jetzt deine Wirkung: Hilf uns damit noch mehr, unsere Reichweite zu erhöhen und noch mehr Menschen auf das Leid von Pferden für die Produktion von PMSG und Fleisch aufmerksam zu machen.

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Quellen:

1https://www.pferde.de/magazin/blutstuten-das-grausame-geschaeft-mit-islandpferden/

2https://www.geo.de/natur/tierwelt/schwangere-pferde-bluten-fuer-die-pharmaindustrie-31588840.html

3Zur Schätzung: Ähnlich wie bei Menschen hat das Blut von Pferden etwa 7 % ihres Körpergewichts (https://www.pavo-futter.de/beratung/herz-und-blutkreislauf-des-pferdes/). Islandpferde wiegen zwischen 350 kg und 400 kg (https://www.cavallo.de/medizin/richtwerte-fuers-normalgewicht/), also hat ein Islandpferd etwa 26 Liter Blut, 5 Liter davon sind 19 %. Diese Schätzung deckt sich mit Angaben aus dem Dossier der Tierschutzorganisation Animal Welfare Foundation, die in sogenannten Blutfarmen ermittelt hat: https://www.animal-welfare-foundation.org/service/dossiers/production-of-pmsg-in-iceland 

4https://www.animal-welfare-foundation.org/service/dossiers/production-of-pmsg-in-iceland

5https://www.agrarheute.com/land-leben/pferdeblut-fuer-schweinezucht-5-fakten-blutfarmen-533495?fbclid=IwAR3oJN4EnhRV-1YRbQGGdU8T9Agv1AB-NTLAt-Nal9Z-9Y1z_RgeADLymTs

6https://www.mdr.de/investigativ/rueckblick/fakt/hormone-100.html

7https://dserver.bundestag.de/btd/18/122/1812251.pdf

8https://www.sueddeutsche.de/leben/tiere-erfurt-pferdeblut-aus-thueringen-wird-fuer-schweinezucht-verwendet-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-191219-99-207364

9https://www.tierschutzbund.de/information/hintergrund/landwirtschaft/pferdeblut-fuer-die-schweinezucht/?fbclid=IwAR1duDgJsjazW5gwJSXMvryJpsHBTzx_PY44zjc0idhcx0M-ZZtKgDV-XlI

10https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/tierschutz-die-quaelerei-fuers-pferdeblut-soll-enden-1.2864121

11https://www.animal-welfare-foundation.org/projekte/blutfarmen/deutschland

12https://www.tierschutzbund.de/news-storage/landwirtschaft/280122-deutscher-tierschutzbund-auch-in-deutschland-wird-pferden-blut-fuer-die-pharmaindustrie-abgezapft/

13https://www.animal-welfare-foundation.org/files/downloads/GUTACHTEN_PMSG-Produktion_in_Deutschland.pdf

14https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/tierschutz-tierquaelerei-nutztiere-strafrecht-tierschutzgesetz-sanktionen-verfolgung/


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