Monatsspenden-Aktion: Deine Fördermitgliedschaft bringt 50 Euro on top! Jetzt spenden

Schweine: so ist ihre Schlachtung wirklich


Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat vor kurzem ein wissenschaftliches Gutachten zur Schweineschlachtung veröffentlicht. Darin werden Tierschutz-Risiken bei der Schlachtung näher erläutert. Jeder einzelne Schritt von der Ankunft am Schlachthof bis zum Ausbluten wird genau beschrieben und die Tierschutzprobleme aufgeführt. 

1. Vor der Betäubung

Transport

Vor der Ankunft am Schlachthof müssen die Tiere einen meist sehr anstrengenden Transport über sich ergehen lassen. Genau wie wir Menschen können auch Schweine während der Fahrt Übelkeit verspüren. Hinzu kommt, dass sie oft ihr Leben lang nur den Stall von innen gesehen haben und nun bei all den fremden Gerüchen und Geräuschen gestresst reagieren. Sind die Transporter besonders voll geladen, haben die Schweine nicht einmal die Möglichkeit, sich zum Ruhen oder bei Hitze zurückzuziehen. Auch an das Wasser gelangen nur die Tiere, die sich am Rand des Transporters befinden. 

Ankunft

Das Abladen vom Transporter kann direkt nach der Ankunft am Schlachthof bis einige Stunden danach stattfinden. Steht der Transporter länger, bekommen vor allem die Tiere weiter im Inneren des Fahrzeugs sehr wenig kühlende Luft durch die Ventilatoren. Bei Überhitzung verfärbt sich die Haut der Schweine von einer hellen zu einer rötlichen Farbe, der Mund steht offen und sie geben kurze, keuchende Atemzüge von sich. Das Abladen in die unvertraute Umgebung des Schlachthofes durch fremde Menschen ist immer stressig für die intelligenten Tiere. Frühere Verletzungen, Hitzestress, Durst und Unwohlsein führen bei vielen Schweinen zu Schreien, Fluchtversuchen sowie Weigerungen, das Fahrzeug zu verlassen. Oftmals kehren sie wieder um und versuchen, ins Innere des Transporters zu fliehen. Ein Großteil der Laster bringt mindestens ein krankes oder totes Tier mit sich.

Stallungen

Maschinen, Tore, Menschen- und Tierstimmen schaffen eine laute und unangenehme Geräuschkulisse, welche die borstigen Tiere im Schlachthof empfängt. In Gruppen werden sie in Stallungen getrieben, wo sie auf ihre Schlachtung warten. Der Geruch nach Blut und die unangenehmen Geräusche lösen bei vielen von ihnen ein Angstgefühl aus. Dieses zeigt sich zum Beispiel in Zusammenkauern und weiteren Fluchtversuchen. Ein großes Problem ist auch die Gruppenzusammensetzung: Fremde Tiere gehen aggressiv aufeinander los und tragen Rangkämpfe aus. Doch anders als in einer natürlichen Umgebung können sie hier den Aggressionen nicht aus dem Weg gehen. Sie können sich daher zwischen Transport und Schlachtung oft nicht ausreichend ausruhen.

2. Betäubung

Weg zur Betäubungsstelle

Auf dem Weg zur Betäubung reagieren die Tiere wieder ähnlich wie beim Abladen mit Angst, Fluchtversuchen und Schreien. Man versucht, sie etwas zu beruhigen, indem man den Betäubungsbereich heller beleuchtet als die Stallungen. Auch ein leichter Anstieg des Bodens soll die Schweine, die lieber auf als ab gehen, in Sicherheit wähnen. Bei einer Elektro-Betäubung werden sie gezwungen, in einer Reihe hintereinander zu laufen. Dies ist einer der stressigsten Momente für sie, da sie sich nicht mehr im Schutz der Gruppe befinden. Diese Tatsache nutzen viele Schlachthöfe als Argument für die CO2-Betäubung, bei welcher die Schweine in Gruppen betäubt werden. Doch diese ist  mindestens genauso schmerzhaft wie die Elektro-Betäubung.

CO2 – Betäubung

In vielen großen Schlachthöfen werden die Schweine mit Kohlendioxid betäubt. Dazu treibt man sie in Gruppen von wenigen Tieren in Gondeln und setzt sie dem Gas aus. Schnell leiden sie unter Atemnot. Sie schnappen nach Luft und versuchen panisch, aus der Gondel zu entkommen. Das Gas reizt zudem die Nasenschleimhaut und ruft ein schmerzhaftes Gefühl hervor. Normalerweise dauert es bis zu 30 Sekunden, bis die Tiere bewusstlos sind. Das Einführen von CO2 kann zudem zu einem Temperatursturz führen. Das kalte Gas einzuatmen ist für die Tiere zusätzlich unangenehm. Diese Methode ist immer mit Schmerzen, Angst und Atemnot verbunden.

Elektro-Betäubung

Bei der Elektro-Betäubung wird den Schweinen einzeln eine Elektro-Zange an den Kopf gesetzt. Die Durchströmung des Gehirns bewirkt einen epilepsie-ähnlichen Anfall. Eine erfolgreiche Betäubung erfordert erfahrenes Personal, Stillhalten des Tieres und korrektes Ansetzen der Elektroden zwischen Augen und Ohren. Bei vielen Tieren wird die Zange nicht richtig angesetzt. Dies kann unter anderem an einer ungewöhnlichen Gesichtsstruktur oder einer besonders dichten Behaarung liegen. Auch halten sie verständlicherweise nicht still. Bei dem hohen Zeitdruck im Schlachthof kann es schnell passieren, dass die Zange zu kurz angesetzt wird und das Tier sein Bewusstsein schnell wieder erlangt oder gar nicht erst verliert. 

In größeren Schlachthöfen werden Schweine vollautomatisch einzeln erfasst und bis zu den Elektroden geschoben. Zusätzlich zum Kopf wird auch die Brust mit einer Elektrode in Berührung gebracht. Kleinere Tiere werden bei dieser Vollautomatik häufig nicht richtig erfasst und die Betäubung löst lediglich schmerzhafte Elektroschocks bei ihnen aus. Sie leiden während der ganzen Prozedur unter extremen Angstzuständen. Sie müssen die Betäubung ihrer Artgenossen miterleben und werden durch deren Panik noch unruhiger.

3. Ausbluten

Fehlbetäubung

Nach der Betäubung wird das Schwein kopfüber aufgehängt. Viele von ihnen gehen fehlbetäubt in die Schlachtung. Doch auch erfolgreich betäubte Tiere können vor dem Messerstich wieder aufwachen. Anzeichen für den Wachzustand sind zum Beispiel rhythmisches Atmen, Bewegen der Augen und Heben des Kopfes sowie Blinzeln.

Stich in den Hals

Ein Messer sticht den Tieren vertikal in den Hals bis in den Brustbereich. Sind die Schweine hier noch bei Bewusstsein, ist der Stich extrem schmerzhaft für sie. Der Tod tritt nicht sofort ein und bis sie durch den Blutverlust ihr Bewusstsein verlieren, kann es nochmals über 20 Sekunden dauern. Mehrere Studien haben gezeigt, dass etwa 13 Prozent der Schweine mehr als einen Stich benötigen, um korrekt auszubluten. Selbst nach dem Ausbluten können einzelne Tiere noch bei Bewusstsein in das Brühbad gelangen.

Was wir daraus lernen können

Das Gutachten der EFSA führt uns erneut vor Augen, wie sehr die Tiere in der Nutztierindustrie leiden. Wir als Konsumierende tragen die Verantwortung dafür, ob es den Tieren in Zukunft besser gehen wird. Egal welche Betäubungsmethode im Schlachthof verwendet wird, die Tiere müssen dort immer schreckliche Qualen ertragen. Kein Einziges von ihnen geht freiwillig in den Schlachthof. Du kannst das Schicksal der Tiere wenden. Den ersten Schritt hast du schon getan: Du informierst dich darüber, was wirklich mit den Tieren in der industriellen Tierhaltung geschieht. Nun kannst du ihnen helfen, indem du sich für eine pflanzliche Ernährung entscheidest.

Quelle: EFSA (17.06.2020): “Schweine bei der Schlachtung: Tierschutzmaßnahmen”


Meist gelesen