Monatsspenden-Aktion: Deine Fördermitgliedschaft bringt 50 Euro on top! Jetzt spenden

Denn der Welthunger ist eng mit unserem Fleischkonsum verbunden


Das Baby, das du auf dem Foto unten siehst, steht für einen der 870 Millionen Menschen, die jeden Tag mit leerem Magen einschlafen. Etwa ein Achtel der Weltbevölkerung lebt unter diesen Bedingungen und entgegen der landläufigen Meinung besteht ein Zusammenhang zwischen der Fleischproduktion und dem Leid dieser Menschen.

Behalte dieses Foto von Kevin Carter beim Lesen dieses Artikels bitte im Hinterkopf. Es zeigt die praktische und alltägliche Konsequenz für jeden einzelnen Punkt, der in diesem Artikel angesprochen wird.

Wir produzieren derzeit genügend Lebensmittel, um alle Menschen auf der Erde zu ernähren. Die gesamte Erdbevölkerung beträgt etwa 7,5 Milliarden, aber mehr als jeder zehnte Mensch hat nicht genug Nahrung, um satt zu werden: Diese dramatisch hohe Zahl zeigt, warum der fehlende Zugang zu Nahrung heute eines der größten Probleme für die Bevölkerung unseres Planeten ist.

Der Geier und das kleine Mädchen“, ein Foto, mit dem der Fotograf Kevin Carter den Pulitzer-Preis gewann.

Was hat das alles mit Fleisch zu tun?

Normalerweise folgt auf eine so einfache Frage eine komplexe Antwort. Aber das stimmt hier nicht.

Das Problem des Welthungers ist ein Ressourcenproblem. Nicht, weil diese fehlen (wie gesagt: Es werden bereits mehr Nahrungsmittel produziert als die aktuelle Weltbevölkerung benötigt), sondern wegen ihrer schlechten Verteilung.

Fangen wir mit einer unbestreitbaren Tatsache an: Betrachtet man das Verhältnis zwischen eingesetzten Ressourcen und Ertrag in Bezug auf die Nahrungsmittelproduktion, so kann man die landwirtschaftliche Tierhaltung in keiner Weise mit der pflanzenbasierten Landwirtschaft vergleichen. Es gibt keine Tierart, die soviel Nahrung produzieren kann, wie mit den gleichen Ressourcen aus Pflanzen  gewonnen werden kann.

Das hat einen ganz einfachen Grund: Um Lebensmittel aus tierischen Quellen herzustellen, müssen wir erst einmal Unmengen an pflanzlichen Lebensmitteln investieren. Es dauert Monate oder Jahre, um Tiere fett zu füttern und dafür müssen wir riesige Mengen an Futtermitteln investieren. Diese Futtermittel müssen natürlich angebaut werden.

Bild: Pawel Kuczynski auf Reddit

Die Skeptiker werden bereits die Nase rümpfen, wenn sie daran denken, dass Gemüse und Lebensmittel tierischen Ursprungs völlig unterschiedliche Eigenschaften haben und das wohl beliebteste Thema wird der unterschiedliche Proteinertrag von Lebensmitteln sein. Lass uns diesen Mythos sofort zerstreuen.

Ein Morgen Land (eine Fläche von einem viertel bis halben Hektar), der für die Produktion von Tiernahrung genutzt wird, produziert mehr als zehnmal weniger Protein, als die gleiche Fläche, die mit Hülsenfrüchten (also Erbsen, Linsen, Bohnen) bewirtschaftet wird.

Bild: Pawel Kuczynski über Reddit

Das System der intensiven Landwirtschaft verbraucht enorm viel Fläche: 77 % der auf diesem Planeten vorhandenen Agrarflächen wird für die Fleischproduktion verwendet (Anbau von Futtermitteln und Weidefläche). 33 % des gesamten Ackerlands wird für die Futtermittelproduktion verbraucht. Das bedeutet, dass wir mehr als ein Drittel unseres Getreideanbaus an die Tiere füttern, die wir zwingen in unseren Agrarfabriken zu leben und zu sterben. Andererseits decken tierische Produkte jedoch nur 17 % des Kalorienbedarfs.

Das liegt daran, dass Tiere weit mehr Kalorien (gewonnen aus Pflanzen) verbrauchen, als sie in Form von Fleisch, Milch und Eiern produzieren: Als  „Maschinen“ , die pflanzliche Kalorien in tierische Kalorien umwandeln, sind sie völlig ineffizient. Das Futter-zu-Lebensmittel-Umwandlungsverhältnis für den Menschen variiert je nach Art, liegt aber grundsätzlich zwischen 1:5 und 1:30. Bei Rindern beträgt es etwa 1:10.

Das bedeutet, dass etwa 10 kg Getreide benötigt werden, um nur 1 kg Rindfleisch zu produzieren.

Erinnerst du dich noch an das Foto, mit dem wir diesen Artikel eröffnet haben? 4 von 5  hungernde Kinder auf der Welt leben in Ländern, deren landwirtschaftliche Flächen für die Produktion von Futtermitteln für Tiere verwendet werden, die in der westlichen Welt gegessen werden.

Und auch aus Sicht der Wasserressourcen sind Tiere eine ineffiziente Nahrungsquelle. 

Derzeit stellt der Zugang zu Trinkwasser ein Problem dar, das in seiner Größenordnung dem des Hungers ähnelt: Tatsächlich gibt es etwa 850 Millionen Menschen, die derzeit keine Grundversorgung mit sauberem Wasser haben, ein Anteil der Bevölkerung, der größer ist als die Summe der Einwohner*innen der Vereinigten Staaten, der Europäischen Union und Kanada.

Bild: Bild: Pawel Kuczynski über Reddit

Es gibt genug Wasser, aber auch hier stellt wieder die völlig ungleiche Verteilung das Problem dar. 70 % des menschlichen Wasserverbrauchs gehen auf die Nahrungsmittelproduktion zurück.

Ein Drittel dieses Wassers wird zur Herstellung von Fleischprodukten verwendet: Es dient zur Bewässerung von Anbauflächen für Futtermittel, in der Verarbeitung des Futters selbst, als Trinkwasser für Tiere und schließlich auch zur Instandhaltung landwirtschaftlicher Strukturen.

 Auch Wasser ist ein endliches Gut, mit dem gewissenhaft damit umgegangen werden sollte. Dass etwa ein Achtel der Weltbevölkerung keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser hat, zeigt, wie wenig darauf geachtet wird.

Der Wasserfußabdruck beziffert den Verbrauch und die Nutzung von Wasserressourcen.  Er wird in Volumen (Liter) des während des Lebenszyklus eines Produkts verbrauchten, verdunsteten oder verschmutzten Frischwassers gemessen und berücksichtigt auch den Ort, an dem die Entnahme erfolgte. 

Bild: Pawel Kuczynski über Reddit

Im Laufe der Jahre wurden mehrere Studien zum unterschiedlichen Wasserfußabdruck unserer Ernährung durchgeführt, und auch in diesem Fall liegt die Fleischindustrie in Bezug auf den Verbrauch  an erster Stelle. Tatsächlich werden etwa 15.415 Liter Wasser benötigt, um ein Kilo Rindfleisch zu produzieren, etwa 5988 Liter für ein Kilo Schweinefleisch. Diese Zahlen kollidieren mit den 4055 Litern, die für ein kg Hülsenfrüchte, den 1766 Litern, die für ein kg Getreide benötigt werden, und den 322 Litern, die für ein kg Gemüse benötigt werden.

Nehmen wir ein konkreteres Beispiel? Wir benötigen in etwa das Äquivalent von zwei Monaten Duschen in unserer Wohnung, um einen Hamburger zuzubereiten.

Wir leben in einer paradoxen Zeit. Obwohl wir Lebensmittel für rund 10 Milliarden Menschen produzieren, leidet doch ein Achtel der Weltbevölkerung an Hunger und Durst. Wie kann das alles möglich sein?

Ganz einfach: Wenn wir weiterhin Fleisch in diesen Mengen essen wollen, ist es notwendig, dass jemand anderes auf der Welt dies nicht tut. Andernfalls bedeutet es, dass jemand anderes auf der Welt keinen Zugang zu den Ressourcen bekommt, die für die absolute Grundversorgung benötigt werden.

Die traurige Wahrheit lautet: Je mehr Fleisch wir essen, desto unwahrscheinlicher wird es, dass die ärmsten Menschen auf unserem Planeten überhaupt essen können.

Martín Caparrós, ein Schriftsteller und Journalist, hat das Konzept gut zusammengefasst: 

„Ein Mensch, der durchschnittlich viel Fleisch isst, eignet sich Ressourcen an, die aufgeteilt für fünf oder zehn Personen ausreichen würden. Fleisch zu essen bedeutet, eine sehr ausgeprägte Ungleichheit herzustellen: Ich bin derjenige, der es sich erlaubt, Lebensmittel zu essen, die fünf- bis zehnmal teurer sind als das, was Sie essen.”

Bild: Pawel Kuczynski über Pinterest

An diesem Punkt haben wir zwei Möglichkeiten: den Blick abzuwenden und so zu tun, als wüssten wir von all dem nichts, oder uns zu entscheiden, die diese Ungerechtigkeit jeden Tag zu bekämpfen, indem wir den Konsum tierischer Produkte so weit es geht zu reduzieren oder besser noch ganz zu streichen …

Dann damit bekämpfen wir nicht nur die ungerechte Verteilung von Nahrungsressourcen, sondern auch das unsägliche Leid, das Tieren in der landwirtschaftlichen Tierhaltung zugefügt wird und den Schaden, den diese Industrie unserem Planeten zufügt.

Die Zukunft ist noch nicht besiegelt: Es liegt in unserer Hand und an unserem Willen, aktiv an kollektiven Veränderungsprozessen teilzunehmen, die das Morgen für alle verbessern: für Mensch, Tier und Umwelt.


Meist gelesen