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Lebendtiertransporte: Animal Equality veröffentlicht neue Bilder von Lamm-Transporten

Unter den angefahrenen Schlachthäusern befand sich auch das Schlachthaus eines hohen Funktionärs von „Assocarni“, dem italienischen „Verband der Fleisch- und Viehwirtschaft und des Handels“: Die Transportunternehmen der angehaltenen Lastwagen rühmen sich mit den höchsten Tierschutzstandards in Europa, doch die Kontrollen zeigen schwere Verstöße gegen den Tierschutz.
August 26, 2022 Aktualisiert: September 20, 2022
ein Lamm in einem Tiertransporter ein Lamm in einem Tiertransporter

Jeden Tag sind Tausende von Tieren auf europäischen Straßen unterwegs. Tiertransporte gehören zu den quälendsten Erfahrungen, die landwirtschaftlich genutzte Tiere in ihren kurzen, schmerzvollen Leben machen müssen. Deshalb stellen sie ein wichtiges Ziel für Undercover-Recherchen von Animal Equality dar – die Zustände bei Lebendtransporten zeigen auf sehr eindringliche Weise die Brutalität und Rücksichtslosigkeit der Tierhaltungsindustrie im Umgang mit Tieren. Deshalb haben wir beschlossen, neue Aufnahmen zu veröffentlichen. Diese zeigen die Qualen von Lämmern, die lebendig in Lastwagen auf den langen Weg von Osteuropa zu italienischen Schlachthäusern geschickt werden. Diese Bilder wurden zu Ostern dieses Jahres aufgenommen, stehen aber auch repräsentativ für das tägliche Leid auf Lebendtiertransporten. Tragödien, wie das im Roten Meer gesunkene Transportschiff, das vergangenen Juni über 15.000 Schafe mit in den Tod gerissen hat, sind nur die Spitze des Eisbergs.

Sieh dir im Video an, was unsere Ermittler*innen bei der Recherche über den Transport von Lämmern vorgefunden haben:

In den letzten Monaten haben Animal Equality und die italienische Tierschutzorganisation ENPA das italienische Gesundheitsministerium aufgefordert, die Kontrollen von Lebendtransporten während der Osterzeit zu verstärken. Die Aufforderung ging an die Regionen (vergleichbar mit deutschen Bundesländern), autonomen Provinzen (den Regionen gleichgestellt), die Veterinärämter und das Innenministerium – und wurde angenommen. In Folge haben die Behörden zahlreiche Verstöße gegen Tierschutzvorschriften festgestellt.
Ein Team von Animal Equality hat dabei mit den italienischen Behörden kooperiert und insbesondere mehrere Fälle an der italienisch-slowenischen Grenze gemeldet. Die erste Meldung betraf einen Lastwagen des Unternehmens Rossi Sauro Autotrasporti. Der Lastwagen kam aus Ungarn und hatte etwa 500 Lämmer an Bord, die auf vier Etagen auf engstem Raum zusammengepfercht waren.

Die Polizei von Triest und Vertreter*innen der Veterinärbehörden der autonomen Region Friaul-Julisch Venetien stellten folgende Unregelmäßigkeiten fest:

  • nicht funktionierendes Tränkesystem mit Wasserlecks. Nicht nur das: Das System war eigentlich für Schweine und nicht für Schafe geeignet. Schafe, insbesondere natürlich Lämmer, sind wesentlich kleiner und haben andere Bedürfnisse. An Tränken für Schweinen hätten sie nicht einmal richtig trinken können, wenn diese funktioniert hätten; 
  • ein beschädigtes Temperaturüberwachungssystem im Inneren des Fahrzeugs;
  • zu wenig Platz für die Lämmer: Die Tiere konnten teilweise nicht aufrecht stehen.

Die Person am Steuer des Fahrzeugs wurde für diese Verstöße eine Geldstrafe von 3.000 Euro auferlegt.

Nach einer zweiten Meldung des Teams von Animal Equality an die Polizei wurde ein Lastwagen von Hunland angehalten – ein großes, multinationales Unternehmen für Lebendtiertransporte, das sich mit hohen Tierschutzstandards rühmt. Der Lastwagen war mit fast 600 Lämmern im Alter von drei bis vier Monaten unterwegs. Die Tiere hatten nicht den gesetzlich erforderlichen Kopfraum und es gab keine Trennwände zwischen Tieren mit und ohne Hörnern. Diese sind gesetzlich vorgeschrieben, weil die Verletzungsgefahr der Tiere sonst deutlich erhöht ist. In diesem Fall war sie es zusätzlich bereits durch die hohe Dichte an Tieren. Besonders brisant: Der Lastwagen war unterwegs zu einem Unternehmen, das einem hohen Funktionär von Assocarni gehört, einem nationalen Verband der Tierhaltungsindustrie und des Handels. Für die Verstöße wurde ein Bußgeld in Höhe von 2666 EUR verhängt.

Animal Equality arbeitet gemeinsam mit dem italienischen Gesundheitsministerium

Im Jahr 2021 wurden insgesamt mehr als 400.000 Lämmer aus Ländern wie Ungarn, Rumänien, Polen und Spanien nach Italien transportiert. Animal Equality und ENPA haben in Kooperation mit dem Gesundheitsministerium beschlossen, Maßnahmen zum Schutz dieser Lämmer zu ergreifen. Genauer gesagt hat das Gesundheitsministerium beschlossen, die Kontrollen der Transporte angesichts der zahlreichen dokumentierten Gesetzesverstöße zu verstärken. Seit 2018 dokumentieren verschiedene Tierschutzorganisationen zusammen mit der Animal Welfare Foundation den grausamen Transport von Lämmern nach Italien.

Obwohl der Verzehr von Lammfleisch in den letzten Jahren in Italien tatsächlich stark zurückgegangen ist (in Deutschland ist er relativ konstant), allein um 25 % im Jahr 2021, werden nach wie vor Tausende Lämmer nach Italien transportiert. Bei Recherchen, die in den letzten Jahren in Italien durchgeführt wurden, konnten unter anderem folgende Praktiken festgestellt werden, die den Tieren großes Leid verursachen:

  • Transport von nicht entwöhnten Lämmern auf ungeeigneten Lastwagen für bis zu 30 Stunden am Stück. Das stellt zudem einen schweren Verstoß gegen die Vorschriften für Lebendtiertransporten dar;
  • Transport von Tieren ohne Einstreu. Tiere, die der Witterung ausgesetzt sind und keinen Zugang zu Futter oder Wasser haben;
  • Transport von Tieren, die während des Transports gestorben sind oder im Sterben liegen – vermutlich ausgelöst durch die katastrophalen Transportbedingungen; 
  • eng übereinander gestapelte Tiere, deren Beine eingeklemmt und deren Köpfe gegen die Decke der Lastwagen gequetscht werden; 
  • tote Tiere, die nach der Ankunft im Schlachthaus von den Lastwagen heruntergeschleppt und nie ordnungsgemäß gemeldet werden. 

All dies geschieht auch heute noch, obwohl das Europäische Parlament zu Beginn des Jahres versucht hat, die dramatischen Zustände bei Lebendtiertransporten herunterzuspielen, indem es einen Bericht der ANIT-Untersuchungskommission abgelehnt hat. Diese Kommission wurde 2020 ins Leben gerufen, um Verstöße gegen Tierschutzvorschriften bei Lebendtiertransporten zu untersuchen.

„Wie die tragischen Nachrichten der letzten Wochen über den Tod der über 15.000 Lämmer und die von uns durchgeführten Recherchen zeigen, ist der Transport von lebenden Tieren eine der grausamsten Praktiken der Lebensmittelindustrie. Während der Weihnachtszeit nimmt der Verkehr von Lastwagen, die Lämmer und andere Tiere transportieren, in ganz Europa zu, aber auch zu anderen Jahreszeiten werden jeden Tag Millionen von Tiere zu diesem Leiden verurteilt. Wir fordern, dass die Europäische Union mehr für die fast 2 Milliarden Tiere tut, darunter Schafe, Rinder, Hühner und Schweine, die jedes Jahr lebendig per Lastwagen oder Schiff durch die Europäische Union und aus Europa ins Ausland transportiert werden“. 

Alice Trombetta, Direktorin von Animal Equality Italien

Um die Lebendtiertransporte zu bekämpfen, sind wir an mehreren Fronten tätig: Unsere Ermittler*innen sind vor Ort, um die Zustände bei diesen Transporten zu dokumentieren, aber wir arbeiten auch mit nationalen und internationalen Institutionen zusammen. Im Rahmen der Kampagne “No Animal Left Behind” fordern wir, dass der Transport von lebenden Tieren sofort eingestellt werden muss. Unterschreibe jetzt die Petition, um unsere Forderung zu unterstützen.


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