Aus Platzmangel sollen eine Million gesunde Putenküken getötet werden
Der niedersächsische Landkreis Cloppenburg gilt als deutsche Putenzucht-Hochburg. Mehrere Millionen Küken schlüpfen dort jedes Jahr, von denen ein Teil an Mastbetriebe im Ausland verkauft wird. Doch nach dem Ausbruch der Vogelgrippe wurde die Hochburg zur Sperrzone und der Export der Küken musste aus seuchenrechtlichen Gründen eingestellt werden.
Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium teilte auf Anfrage der “Neuen Osnabrücker Zeitung” (NOZ) mit, dass gemeinsam mit Landkreisen und Unternehmen nach Wegen gesucht wurde, das Töten der Küken zu umgehen. So wurde zunächst versucht, die Tiere in deutschen Betrieben mästen und anschließend in deutschen Schlachthöfen töten zu lassen, um sie dann als Lebensmittel verkaufen zu können. Jedoch waren die Kapazitäten der Betriebe bald erschöpft.
„Es gibt schlicht keine Möglichkeit, die Tiere so kurzfristig in derart hoher Zahl in anderen Ställen in Deutschland aufzuziehen“, sagte die Sprecherin zweier Unternehmen gegenüber der NOZ.
Als die Geflügelgrippe im Landkreis Cloppenburg ausbrach, gaben die dortigen Brütereien keine weiteren Eier in den Brutprozess. Allerdings waren zu diesem Zeitpunkt bereits hunderttausende Eier angebrütet worden. Da es aufgrund des Exportstopps keinen Abnehmer für die Küken gibt, ist geplant, die Küken nach dem Schlüpfen zu töten.
Jedes Jahr werden in Deutschland rund 37.700.000 Puten geschlachtet. Circa 88 % von diesen leben zusammen mit mehr als 10.000 Artgenossen auf engem Raum. Puten würden in natürlicher Umgebung bis zu 15 Jahre alt werden, in der Nutztierindustrie werden die Hennen jedoch nach 15 bis 17 Wochen in Schlachthäusern getötet, die männlichen Tiere nach maximal 22 Wochen.
Puten, die in der Nutztierindustrie geboren werden, leiden vom ersten Tag ihres Lebens bis zum grausamen Tod im Schlachthaus. Der Umgang mit den Puten in dieser Situation zeigt einmal mehr deutlich, welchen Wert Tiere für die Lebensmittelindustrie haben: Dort sind Tiere bloße Produktionseinheiten. Solange Tiere als Waren angesehen werden, wird es solche Nachrichten und solch unvorstellbares Tierleid geben.
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Quellen:
[1] Neue Osnabrücker Zeitung: Exportbeschränkungen sorgen für Platzmangel
[2] BUND | Heinrich Böll Stiftung: Fleischatlas 2014
[3] Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt: Puten
[4] Vegetarierbund Deutschland: “Nutztiere” und die Reduktion der natürlichen Lebenserwartung