Verstöße gegen das Tierschutzgesetz in bayerischem Schlachthof
Die bayerische Landtagsabgeordnete Rosi Steinberger erhielt auf Anfrage vom Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz eine Auflistung aller Verstöße gegen das Tierschutzgesetz, die 2015 und 2016 bei der Anlieferung von Schweinen auf den Schlachthof Landshut dokumentiert wurden. Die Sprecherin der Landtags-Grünen fordert nun von der Umweltministerin Ulrike Scharf einen Tierschutzplan für Bayern.
“Seit Jahren fordern wir mehr Kontrollen und strengere Strafen, und seit Jahren greifen die Behörden nicht durch. Anstatt nur wirkungslose Ermahnungen auszusprechen, müssen die Missstände mit härteren Strafen konsequent abgestellt werden”, so Steinberger.
Dies sind nur einige der Verstöße gegen das Tierschutzgesetz, die vom 01.01.2015 bis zum 14.10.2016 bei der Ankunft der Schweine in Landshut dokumentiert wurden:
Das Fleischhygieneamt Passau sprach 57 mündliche Verwarnungen aus. Andere Fälle wurden an die Stadt, das Ordnungsamt und das Landratsamt Landshut weitergereicht. Anschließend erfolgten in einigen Fällen Strafanzeigen und Ordnungswidrigkeitsverfahren, u. a.:
Grundsätzlich sind solche Verstöße keine Seltenheit, sie werden jedoch nur selten zur Anzeige gebracht. Alle geschilderten Probleme treten regelmäßig und häufig auf. Verletzte, lahme Schweine sind vor allem bei angelieferten Ferkeln eher die Regel als die Ausnahme.
Der Schlachthof Landshut ist einer von zwei bayerischen Standorten des niederländischen Konzerns “Vion Food Group”, dem größten Schweinefleischproduzenten des Bundeslandes. Jede Woche werden in dem Schlachtbetrieb Landshut 16.500 Schweine getötet – alle 10 Sekunden ein Schwein.
Die Politikerin Rosi Steinberger fürchtet, dass die lokalen Behörden eine zu offene Kommunikation mit Vion pflegen und aufgrund dieser Nähe zu dem Konzern befangen sein könnten.
In Landshut werden die Schweine zunächst betäubt, bevor ihnen mit einem Messer in den Hals gestochen wird, damit sie “entbluten”. Die Betäubung durch Kohlenstoffdioxid ist in Deutschland Standard und gilt derzeit als die “humanste” und modernste Methode. Erfolgt anschließend kein “sauberer” Stich und damit keine “richtige” Entblutung, wacht das Schwein wieder auf und verblutet grausam.
Allein 2016 wurden in Landshut sieben Fälle dokumentiert, in denen Schweine nicht “richtig” entblutet wurden. Ein Schwein wurde gar nicht gestochen und verbrühte qualvoll bei vollem Bewusstsein.
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+++Update 20.02.2017: Die erste Sonderkontrolle des Jahres, durchgeführt vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) hat ergeben, dass sich die Zustände in bayerischen Schlachthöfen nicht verbessert haben. Auch bei der unangekündigten Sonderkontrolle gab es erhebliche Mängel bei der Betäubung und Schlachtung der Tiere, die deutlich gegen das Tierschutzgesetz verstoßen. Noch immer werden Schlachtarbeiten bei Tieren begonnen, die bei vollem Bewusstsein sind: Was die Tiere in diesen Minuten erleben müssen, ist unvorstellbar.+++
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Quellen:
ARD: Missstände am Schlachthof Landshut
Bayerischer Rundfunk: Jahrelang Gesetzesverstöße und Hygienemängel
Rosi Steinberger fordert Tierschutzplan für Bayern
Bayerischer Rundfunk: Weiter Missstände in Bayern
Bildquellen: Animal Equality Recherche in der italienischen Schweinefleischindustrie (2015)