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Die Wahrheit hinter den Vorzeigehöfen und Biosiegeln der Eierindustrie

Animal Equality veröffentlicht schockierende Bilder aus Vorzeigehöfen der deutschen Eierindustrie. Wir haben uns angesehen, wie die Realität in alternativen Haltungssystemen wie Freiland-, Boden- und Biohaltung in Deutschland wirklich aussieht.

April 3, 2014 Updated: März 24, 2020

Die meisten Menschen stellen sich das Leben der Hühner in alternativen Haltungsformen, insbesondere Freiland- und Biohaltung, friedlich und idyllisch vor. Sie sehen glückliche Hühner auf grünen Wiesen, in Strohnestern oder Staubbädern vor sich. Immer mehr Menschen greifen aus Tierschutzgründen auf Eier solcher vermeintlich glücklicher Hühner zurück, denn zu Recht wird Käfighaltung mittlerweile in den Augen der meisten Menschen mit Tierquälerei gleichgesetzt.

Hühner sind sehr soziale Tiere, die gerne ihre Umgebung erkunden, Staubbäder nehmen, Nester bauen, in der Sonne liegen und sich um ihre Familien kümmern. Sie sind auch viel intelligentere Tiere als die meisten Menschen denken. Die Kommunikationsfähigkeiten von Hühnern sind laut verschiedener Studien auf einer ähnlich hohen Stufe wie die von manchen Primaten. Wenn sie Entscheidungen treffen, berücksichtigen Hühner ihre vorangegangenen Erfahrungen und ihr Wissen über die Situation. Zudem können sie komplexe Probleme lösen und empfinden Mitgefühl für andere Individuen, die in Gefahr sind. Sie sind sehr sensible Tiere, die vor Leid und Schmerzen geschützt werden sollten.

Wir sind nun der Frage nachgegangen, wie die Realität für Hühner in alternativen Haltungssystemen wie Freiland-, Boden- und Biohaltung in Deutschland wirklich aussieht. Tierschutz-Aktivist*innen haben sich bewusst verschiedene Betriebe einer Vorzeigegemeinschaft in Baden-Württemberg angesehen, die mit Eiern aus der Region, glücklichen Hühnern und hoher Qualität ihrer Produkte werben. Vielen dieser Tiere steht im Sommer ein Auslauf mit Wiese und im Winter ein überdachter Außenbereich zur Verfügung. Die Betreiber*innen gehen in ihren Ansprüchen oft über die gesetzlichen Mindestvorschriften hinaus, bieten zusätzliches Beschäftigungsmaterial an und werden von verschiedenen Siegeln ausgezeichnet, unter anderem dem Naturland-Siegel und dem Bioland-Siegel. Diese Bilder dürften jedem mitfühlenden Menschen den Magen umdrehen.

Wir veröffentlichen nun aktuelle Filmaufnahmen aus vier Höfen der Vorzeigegemeinschaft. Zwei der Betriebe halten die Tiere ausschließlich in Biohaltung, die anderen beiden in Freiland- und Bodenhaltung. Teilweise beliefern sie große Discounter wie Edeka oder Rewe.

Das sind die schockierenden Ergebnisse:

► extreme Enge und Stress, dem die Tiere ausgesetzt sind
► kranke, verletzte und sterbende Hühner im Stall
► verweste Kadaver zwischen noch lebenden Artgenossen
► ausgepickte Federkleider bei einem Großteil der Hennen
► mangelhafte Hygiene, blutige Geschwüre, Eileiterentzündungen und andere Verletzungen

Diese Bilder belegen klar, dass auch in den alternativen Haltungsformen und trotz verschiedener Biosiegel und dem Bemühen der Betreiberinnen und Betreiber die Tierhaltung möglichst artgerecht zu gestalten, die Tiere dennoch schreckliche Qualen erleiden müssen. Die Realität ist, dass auch die alternativen Haltungsformen industrialisierten Massentierhaltungen gleichen. Einer der Biobetriebe, aus denen Aufnahmen vorliegen, wirbt beispielsweise mit einem Stall für 12.000 Tiere.

Dass die Tiere auch auf solchen Vorzeigehöfen in derart schlechter gesundheitlicher Verfassung sind, liegt an verschiedenen Faktoren. Die Hennen sind durch zu viele Artgenossen völlig überfordert. Federpicken und andere Verhaltensstörungen sind an der Tagesordnung. Normalerweise würden Hennen in Verbänden von etwa zehn bis 20 Tieren leben, meist bewacht durch einen Hahn. In der heutigen Tierhaltung sind allerdings auch bei Biohaltung Gruppen von bis zu 3000 Tieren erlaubt. Durch das Gedränge ausgelöster Stress schwächt das Immunsystem der Tiere zusätzlich und ist damit oft Auslöser für Krankheiten und den Tod vieler Hühner.

Dass Hennen regelmäßig schon während der Haltung sterben, ist unbestritten und wird durch verschiedene Veröffentlichungen belegt. In einer Veröffentlichung vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz aus dem Jahr 2008 werden 11,8% Mortalität in alternativen Haltungsformen angegeben. Das bedeutet, dass in einer Halle mit 12.000 Hennen im Schnitt täglich fast vier Tiere allein an ihrer Gefangenhaltung sterben.

Die extreme Überzüchtung der Tiere, die sie dazu zwingt fast jeden Tag ein Ei zu legen, führt zu schmerzhaften Eileiterentzündungen, inneren Verletzungen und zum Tod in noch jugendlichem Alter. Hennen würden normalerweise nur bis zu 40 Eier im Jahr legen, nämlich genau so viele wie sie selbst ausbrüten können. Die auf Hochleistung gezüchteten Hennen sind dazu gezwungen, rund 300 Eier im Jahr zu legen – und das ohne Unterbrechung. Diese hohe und von den Jahreszeiten unabhängige Legeleistung hat nicht nur ein schmerzhaftes Eierlegen, sondern auch schwere Verletzungen wie Eileiterentzündungen zur Folge.

Hühner leben in Legehennenbetrieben nur etwa zwölf bis 15 Monate. Nach mehreren Monaten in den modernen Tierhaltungssystemen sind die Tiere psychisch und physisch in einem so elenden Zustand, dass ihre Legeleistung abnimmt und sie nicht mehr profitabel sind. Ist dieser Zeitpunkt erreicht, werden sie erbarmungslos getötet. Auch in Bioschlachthöfen werden die sensiblen Tiere gewaltvoll an den Füßen in die Metallbügel der Förderketten eingehakt, sodass die Tiere mit dem Kopf nach unten hängen. Hierbei kommt es aufgrund des Zeitdrucks nicht selten zu schmerzhaften Knochenbrüchen. Die wehrlosen Tiere sollen dann durch ein Elektrowasserbad betäubt werden – oft werden die Hennen jedoch nicht vollständig betäubt, sodass ihnen bei vollem Bewusstsein der Hals aufgeschnitten wird.

Unser Fazit der Recherche steht fest: Die Bilder belegen eindeutig, dass Legehennen auch auf Vorzeigehöfen mit alternativen Haltungsformen, einschließlich verschiedener Biosiegel, an ihrer Gefangenhaltung leiden. Lebende und fühlende Individuen zu Produktionsmaschinen zu degradieren, kann nur zu Lasten der Tiere geschehen und ist in unserer Gesellschaft ethisch nicht mehr zu rechtfertigen.

Zum Glück gibt es eine einfache Lösung, wie wir dieses Leid gemeinsam beenden können. Indem wir uns dazu entscheiden, Eier durch tierfreundliche Alternativen zu ersetzen, können wir tausende Hühnerleben retten. Millionen Menschen weltweit haben sich bereits dazu entschlossen, Eier und Eiprodukte durch leckere tierfreundliche Alternativen zu ersetzen.


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