

Nachhaltig und vegan: Landwirtschaft neu definiert
Mitten in der idyllischen Landschaft rund um Frankfurt (Oder) wächst eine Bewegung, die die Landwirtschaft verändern möchte. Judith Henn, die 2018 die Genossenschaft PlantAge gründete, spielt dabei eine zentrale Rolle. Ihre Vision: Gemüse, das ohne tierische Produkte angebaut wird und gleichzeitig die Umwelt schont.
Seit Juli 2019 liefert PlantAge wöchentlich frisches Gemüse an rund 800 Haushalte in Berlin, Potsdam, Frankfurt (Oder) und Umgebung. Die Genossenschaft besteht aus engagierten Mitgliedern, die durch finanzielle Unterstützung und tatkräftige Hilfe das Projekt voranbringen.
Sie verfolgen das Ziel, eine nachhaltige und tierfreundliche Landwirtschaft zu fördern. Das Team besteht aus Vorstandsmitgliedern, einem Aufsichtsrat, einem Ackerteam, einem Officeteam und einem Lieferteam. Gemeinsam setzen sie sich für eine vegane Landwirtschaft ein, die höchste ökologische Standards erfüllt.
Judith, die Ökologie und Umweltplanung an der TU Berlin studiert hat, war von Anfang an begeistert von nachhaltiger Landwirtschaft. Das Interview mit ihr bietet spannende Einblicke in die Herausforderungen und Erfolge ihrer Arbeit in der veganen Landwirtschaft.
Animal Equality:
Ihr betreibt biozyklische-vegane Landwirtschaft – was kann man sich darunter vorstellen?
Judith:
Als mein Mann Frederik und ich angefangen haben, uns vegan zu ernähren, haben wir festgestellt, dass selbst Gemüse nicht immer komplett vegan ist. Beim Wein achten viele darauf, dass keine tierischen Produkte wie Gelatine zur Klärung verwendet werden, aber bei Gemüse achtet man oft nur auf das Endprodukt, nicht auf die Herstellung. Im biologischen Anbau werden oft tierische Bestandteile als Dünger eingesetzt, wie Hornmehl, Gülle oder andere Schlachtabfälle. Wir wollten das ändern und haben nach Alternativen gesucht.
Animal Equality:
Und wie sieht so eine Alternative aus?
Judith:
Wir haben herausgefunden, dass es viele Betriebe gibt, die bereits vegan wirtschaften, indem sie auf tierische Dünger verzichten und stattdessen pflanzliche Dünger verwenden. Das erreichen wir durch Fruchtfolgen, Leguminosen und andere Pflanzen, die Stickstoff binden. So versorgen wir die Pflanzen mit allen notwendigen Nährstoffen aus ebenfalls rein pflanzlicher Herkunft. Das funktioniert sehr gut und das zeigen wir seit mehreren Jahren in der Praxis.
Animal Equality:
Welche Einwände hörst du häufig gegen diese Art der Landwirtschaft?
Judith:
Ein häufiger Einwand ist, dass es schwierig sei, veganen Anbau mit biologischem Anbau zu kombinieren. Viele Bauern in der biologischen Landwirtschaft nutzen tierische Dünger, weil sie als natürlich gelten. Wir achten darauf, dass unsere pflanzlichen Dünger alle notwendigen Nährstoffe enthalten und machen regelmäßige Bodenanalysen. Aber ich würde dennoch nicht sagen, dass es irgendwie mehr Arbeit ist. Wenn wir zum Beispiel unseren Dünger einkaufen, achten wir einfach darauf, dass da nur pflanzliche Bestandteile drin sind. Langfristig ist unser Ziel, Kreisläufe möglichst auf dem Acker selbst zu schließen und eigenen Kompost herzustellen. Kompostherstellung ist ein komplexes Thema, für das wir genügend Wissen in den Betrieb einbringen müssen. Es ist wichtig, dass die Pflanzen und der Boden alles haben, was sie brauchen.
Animal Equality:
Wie viele Flächen bewirtschaftet ihr?
Judith:
Wir bewirtschaften rund 40 Hektar, wovon 6 bis 9 Hektar für den Gemüseanbau genutzt werden. Wir haben mit 6 Hektar angefangen und uns jährlich erweitert, um Fruchtfolgen einhalten zu können und dem Boden Pausen zu gönnen. Kartoffeln bauen wir zusätzlich auf 2 bis 3 Hektar an. Außerdem bewirtschaften wir noch eine 1 Hektar große Fläche mit Apfelbäumen. Wir nutzen sowohl Traktoren als auch Handarbeit für unsere Felder. Es mischt sich ein bisschen.
Animal Equality:
Gibt es genug Flächen, um diese Art der Landwirtschaft zu betreiben?
Judith:
Hier bei Frankfurt sind wir von vielen Obstbauern umgeben, die zunehmend Schwierigkeiten haben, gutes Geld für ihre Produkte zu bekommen. Viele geben ihre Flächen auf. Das war auch ein Grund, warum wir hierher gekommen sind. Die Bauern hier waren offen für neue Projekte und haben uns unterstützt. Es gibt viele Flächen, die eigentlich für den Gemüseanbau nutzbar wären, aber nicht bewirtschaftet werden, weil die Nachfrage für regionale Lebensmittel nicht groß genug ist. Es ist super viel Arbeit und kostet Geld, und es muss sich für die Landwirte lohnen. Leider ist es für die Tierproduktion immer noch am günstigsten, den Acker mit Monokulturen zu bestellen. Das ist total schade, weil die Obstbauern, auch wenn viele konventionell arbeiten, die Landschaft und die Artenvielfalt bereichern. Wenn diese Flächen nicht genutzt werden, gehen sie an große Bauern, die Mais oder andere Futtermittel für Tiere anbauen.
Animal Equality:
Also gibt es Potenzial, mehr Flächen für bio-vegane Landwirtschaft zu nutzen?
Judith:
Ja, definitiv. Hier vor Ort gibt es noch viel Potenzial. Es gibt auch Flächen, auf denen man vielleicht kein Gemüse anbauen kann, aber bio-veganes Getreide wäre eine Möglichkeit. Viele sagen, bestimmte Flächen seien nicht für Lebensmittel geeignet und müssten von Tieren beweidet werden. Aber das Fleisch im Supermarkt kommt nicht von diesen Wiesen. Hier in der Nähe gibt es einen Rinderbetrieb, aber ich habe noch nie ein Rind draußen gesehen. Die Tiere stehen meist im Stall und werden mit Futtermitteln vom Acker gefüttert. Diese Flächen könnten genauso gut für den Anbau von Lebensmitteln für Menschen genutzt werden.
Animal Equality:
Vielen Dank für das Interview, die Vorreiterrolle, die ihr in der biozyklisch-veganen Landwirtschaft einnehmt und euren unermüdlichen Einsatz für die gemeinsame Sache.
Du bist inspiriert von der biozyklisch-veganen Landwirtschaft? Du kannst deinen Beitrag für eine tierfreundliche Landwirtschaft leisten – denn Tierschutz beginnt auf dem Teller. Entscheide dich für eine pflanzliche Ernährung. Viele Tipps und leckere Rezepte findest du auf Love Veg.

LEBE DEIN MITGEFÜHL
Einer der effektivsten Wege, um das Leben landwirtschaftlich genutzter Tiere nachhaltig zu verbessern, ist der Umstieg auf pflanzliche Alternativen. Besuche Love Veg und starte noch heute mit einer pflanzlichen Ernährungsweise.
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