Fistulierung: Kühe mit Löchern im Bauch
Was aussieht wie ein Tankdeckel im Bauch einer Kuh – eine verschraubbare Öffnung aus Kunststoff, die wie ein Fenster Einblick in das Innere des Tieres gewährt – wird Fistel genannt und bildet die Basis für eine bestimmte Form der Tierversuche, die sogenannte Fistulierung. Bei diesem Vorgang wird einer lebendigen Kuh zu Forschungszwecken ein circa 15 – 20 Zentimeter großes Loch in den Pansen, den ersten ihrer vier Mägen geschnitten. Angeblich aus medizinischen Gründen, um die Gesundheit der Tiere zu verbessern oder, um herauszufinden, wie die klimaschädliche Entstehung von Nitraten und Methangasen in ihrer Verdauung verringert werden können.
Durch das Loch werden zur Forschung regelmäßig Pansensaft oder halbverdauter Mageninhalt entnommen oder Futterproben direkt in den Pansen gegeben, die von Mikroorganismen bearbeitet und anschließend analysiert werden. Auf diese Weise soll, durch die direkte Zugabe von Tanninen, pflanzlichen Gerbstoffen, beispielsweise herausgefunden worden sein, dass diese die Produktion von Methangasen senken. Zur Reduktion des Methanausstoßes in der industriellen Tierhaltung soll, aufbauend auf diesen Forschungsergebnissen, beispielsweise der Versuch entstehen, den Tieren tanninreiche Pflanzen unmerklich ins Futter zu mischen, da sie diese aufgrund ihrer Bitterstoffe eigentlich meiden.
Forschung im Sinne der Milchindustrie
Doch Klimaschutz und das Wohl der Tiere spielen eigentlich nur eine nebensächliche Rolle bei der Untersuchung des biochemischen Verdauungsprozesses der Kühe. Denn die Suche nach der optimalen Diät, dient vor allem einem Zweck: der Verbesserung der Futterrationen und der daraus resultierenden Steigerung ihrer Milchleistung. Schließlich ist die optimale Nährstoffzufuhr unmittelbar mit einer höheren Milchproduktion verknüpft. Für die Kühe selber hat diese ständige Optimierung keine Vorteile. Sie würden natürlicherweise einfach die Menge an Milch geben, die ihre Neugeborenen zum Wachstum benötigen. Die Produktion der unnatürliche großen Mengen an Milch, beansprucht ihre Körper hingegen so stark, dass sie nach wenigen Jahren meist vollkommen ausgezehrt sind.
Die Technik der Fistulierung wurde im 19. Jahrhundert gezielt dazu entwickelt, die Zucht und die Milchindustrie effektiver zu gestalten. Und auch heute noch wird sie – im Sinne der Milchwirtschaft- zu wissenschaftlichen Zwecken eingesetzt, wie die aktuellen Undercover-Aufnahmen der französischen Aktivist*innen-Gruppe L214 aus dem Frühjahr diesen Jahres zeigen. Gefilmt wurden sie in der Forschungseinrichtung der französischen Firma Avril Group, die mit ihrer Tierfuttermarke Sanders ihr Tierfutter an 26.000 “Nutztierbetriebe” in Frankreich verkaufen.
Beim Öffnen und Schließen oder der Entnahme des Pansensaftes sollen die Tiere angeblich keine Schmerzen haben. Dennoch können durch den austretenden Pansensaft leicht Entzündungen an der offenen Wunde entstehen. Zudem wird den Tieren nach dem Einsetzen der Fistel häufig wochenlang Antibiotika verabreicht. Und obwohl nur wenige Tiere derartigen Experimenten unterzogen werden, wirkt sich die Forschung direkt auf das Schicksal unzähliger Tiere in “Nutztierhaltung” aus, die durch ständig optimierte Futterformeln zu Höchstleistungen und einer gesteigerten Produktivität gezwungen werden. Die Prozedur der Fistulierung gehört zu den offiziell genehmigten Tierversuchen, obwohl sie hauptsächlich der Profitmaximierung dient und somit nicht notwendig ist. An ihrem Beispiel wird einmal mehr deutlich, wie Menschen die empfindsamen Lebewesen zur Erfüllung der eigenen Bedürfnisse wie ständig verfügbare, zweckdienliche Maschinen ausnutzen.
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VERTEIDIGE MUTTERSCHAFT
Die mütterlichen Instinkte eines Rinds sorgen schnell für eine enge Bindung zu ihrem Kalb. Bewahre diese innige Beziehung, indem du dich für pflanzliche Alternativen zu Milchprodukten entscheidest.
Euronews (21.06.2019): “Cows with ‘portholes’ into stomach filmed by animal rights group”
Focus Online (23.06.2019): “Heimliche Aufnahmen in einer Forschungseinrichtung zeigen Kühe mit Löchern im Bauch”