FISCHFANG IM MITTELMEER: DAS SCHICKSAL DES ROTEN THUNS
Eine kürzlich von der italienischen Zeitschrift Repubblica veröffentlichte Recherche dokumentiert das Tierleid und die Umweltauswirkungen, die in Europa jedes Jahr durch illegalen Fischfang verursacht werden. Die Reportage mit dem Titel “La guerra del tonno rosso”, ”Der Krieg des Roten Thunfischs”, befasst sich vor allem mit den Problemen, die im Zusammenhang mit dem kommerziellen Fang eines Fisches entstehen, dessen Fleisch international als wertvolle Ware gehandelt wird. Der Markt für das Fleisch des im Mittelmeer gefangenen Roten Thuns, auch Blauflossen-Thunfisch genannt, beträgt jährlich Milliarden von Euro. Der hohe Marktwert wird dabei entscheidend durch die Nachfrage aus Japan geprägt, welches, den Angaben der Repubblica zufolge, 90 % des im Mittelmeer gefangenen Thunfisches konsumiert.
WAS BEDEUTET DIE JAGD IM MITTELMEERRAUM FÜR DIE THUNFISCHE?
Mitte der 1990er Jahre wurde der Rote Thun aufgrund der Wildfischerei zu einer gefährdeten Art im Mittelmeer. Mit der Einführung eines Quotensystems und der Gründung der ICCAT, der Internationalen Kommission für die Erhaltung der Thunfischbestände im Atlantik, die die Erhaltung von Thunfisch und thunfischähnlichen Arten zwischen dem Atlantik und dem Mittelmeer kontrolliert, ist der Thunfisch wieder ins Mittelmeer zurückgekehrt. Die Lebensbedingungen für die Tiere haben sich seither allerdings nicht verbessert, denn die Nachfrage nach ihrem Fleisch ist noch immer sehr hoch. Denn nicht nur in Japan, sondern auf der ganzen Welt ist der Verzehr von rohem Fisch, z. B. in Form von Sushi und anderen Gerichten, für viele Menschen zur Gewohnheit geworden. Und um dem ständig steigenden Verlangen gerecht zu werden, werden immer mehr Thunfische getötet.
Der Fang von Rotem Thun funktioniert mittlerweile über Quoten. Durch dieses System wird die Anzahl der Fische, die jedes Jahr weltweit gefangen werden dürfen, begrenzt. Diese Zahl wird geteilt und jedem Staat wird eine Anzahl von Quoten zugeteilt, die der Menge Fisch entspricht, die in einem Jahr gefangen werden können.
Die Repubblica berichtet, dass beispielsweise in Italien die maximale Zahl des gefangenen Thunfisches im Jahr 2020 bei 4.756 Tonnen liegt. Dabei wird der Thunfischfang-Markt Italiens fast vollständig von etwa zwanzig Schiffen kontrolliert, die das sogenannte “Einkreisen” anwenden: eine Fangtechnik, die den Einsatz riesiger kreisförmiger Netze nutzt, die sich zusammenziehen, sobald die Thunfischschwärme eingedrungen sind. So werden die Fische gefangen und lebend in Käfige in anderen Gewässern transportiert, in denen sie anschließend gemästet werden.
Neben dem legalen, durch Quoten geregelten Markt für den Thunfischfang, machen auch illegale Fischereien Jagd auf die Thunfische. Dieser unkontrollierte, rechtswidrige Fischfang soll der Repubblica zufolge jährlich mindestens 25 Milliarden Euro wert sein.
FOLTER FÜR THUNFISCHE: DIE MASTKÄFIGE
Da mehr als 90 % des im Mittelmeer gefangenen Roten Thuns für den japanischen Markt bestimmt sind und dieser Markt sehr fetten Thunfisch bevorzugt, entstand in den letzten Jahren eine grausame Praxis: die Verwendung von Mastkäfigen.
Einmal gefangen, werden bis zu 3.000 Thunfische in einem Käfigsystem eingesperrt, wo sie monatelang mit Tonnen von Blaufischen und anderen Futterfischen gemästet werden, bis sie das “richtige” Gewicht und die Größe für den japanischen Markt erreicht haben. Sobald sie das “optimale” Gewicht vorweisen, wird jeder einzelne Thunfisch mit einem Gewehrschuss getötet – eine brutale Tötung. Diesem schrecklichen System, das immer mehr der intensiven Landwirtschaft und Massentierhaltung an Land ähnelt, fallen neben den ThunfischenMilliarden anderer Meerestiere zum Opfer: Um 3.000 Thunfische zu mästen, werden jährlich tonnenweise Blaufische benötigt. Die Fische werden aus ihrem Lebensraum gefangen und getötet, nur um als Futter für die Thunfische zu enden und deren fettes Fleisch weiterverkaufen zu können.
Die Anzahl der gefangenen Thunfische nahm im Laufe der Zeit weiter zu und damit auch die Enge in diesen Käfigen. Mit Tausenden Individuen, die dort zusammen eingesperrt sind, werden zulässige Besetzungszahlen meist überschritten. Die Tiere sind vermehrt Stress, Krankheiten und Parasiten ausgesetzt. Erfinder und Pionier des Systems zur Mast von Thunfischen in derartigen Meeres-Käfigen ist der Malteser Charles Azzopardi. Die Unternehmen, das er durch die Thunfisch-Mast aufbauen konnte, nimmt jährlich über 30 Millionen Euro ein.
MILLIARDEN VON OPFERN PRO JAHR: THUNFISCH IN UNSEREN MEEREN
Für 2020 wurde die weltweite Fangquote auf 36 Tausend Tonnen festgelegt, die höchste seit 2006. Das bedeutet, dass Millionen von Thunfischen – legal oder illegal – mit verschiedenen Methoden und Techniken gefangen, gemästet, auf Schiffen erstickt oder mit Harpunen getötet werden. Es gibt kaum Gesetze, die die Fische vor diesen Grausamkeiten schützen. Die empfindlichen Tiere werden schlichtweg wie Objekte behandelt. Sie leiden stumm, denn wir können ihre Schreie nicht hören. Doch von Animal Equality und anderen Organisationen veröffentlichte Bilder zeigen die Brutalität, die Thunfische während des Fangs und der Schlachtung erleiden müssen. Sie machen deutlich, dass das Leid, welches diesen Tieren zugefügt wird, unnötig und unannehmbar ist.
Die von Repubblica veröffentlichte Recherche zeigt, dass der außer Kontrolle geratene Markt nicht nur die Zukunft des Roten Thuns, sondern auch die anderer Arten und unserer Meere bedroht. Und das alles, um der hohen Nachfrage nach frischem Fisch nachzukommen – ein scheinbar unstillbarer Hunger, dessen Preis allem voran die Tiere und unsere Meere bezahlen.
WIR HABEN ES IN DER HAND, ETWAS ZU VERÄNDERN
Indem Sie sich dafür entscheiden, keinen Fisch zu essen, entscheiden Sie sich gleichzeitig dafür, das Leid der Tiere von ihren Tellern fernzuhalten und den Markt, der schreckliche Konsequenzen für maritime Ökosysteme, unsere Ozeane und unseren Planeten hat, nicht weiter zu unterstützen.
Es ist gar nicht schwer, Fisch in unserer Ernährung durch tierleidfreie Optionen zu ersetzen, denn es gibt zahlreiche Möglichkeiten, den fischigen Geschmack durch pflanzliche Zutaten herzustellen. Besuchen Sie die Website von Love Veg für nützliche Informationen, Tipps und Inspiration für leckere Rezepte im Rahmen einer pflanzlichen Ernährung.