Federpicken & Kannibalismus: Depressive Hühner in Massentierhaltung
Federpicken ist ein weit verbreitetes Phänomen in den Ställen der Massentierhaltung. Hühner in Zucht- und Mastbetrieben neigen dazu, ihre Artgenossen zu picken und ihnen das Gefieder auszurupfen. Sie verletzen sich gegenseitig, mitunter sehr schwer oder sogar tödlich. Häufig kommt es unter diesen Umständen auch zu Kannibalismus.
Früher wurde das Problem in konventionellen Betrieben durch eine besonders tierquälerische Praktik gelöst: das Schnabelkürzen. Teile des empfindlichen Tastorgans wurden also einfach abgeschnitten. Mittlerweile ist das Kupieren der Schnabelspitzen in Deutschland nicht mehr erlaubt, in vielen anderen Ländern werden die Tiere jedoch immer noch dieser schmerzhaften Prozedur ausgesetzt – aus wirtschaftlichen Gründen. Durch Kannibalismus verlorene Tiere zählen in der Industrie als Profitverlust.
Warum verletzen sich die Hühner gegenseitig?
Aktuellen Studien zufolge, könnte das vermehrte Federpicken mit Störungen im Serotonin-Stoffwechsel zusammenhängen. Denn scheinbar picken Tiere mit sehr niedrigem Serotoninspiegell besonders heftig. Serotoninmangel bei Menschen steht im Verdacht die Ursache für Depressionen zu sein. Es wird somit angenommen, dass auch Hühner in Massentierhaltung unter einer Art Depression leiden.
Das auffällige Verhalten liegt nämlich nicht daran, dass Hühner von Natur aus gewaltbereit und aggressiv sind. Grund dafür sind die Bedingungen, unter denen sie in der Fleisch- und Eierproduktion leben müssen. Während Wissenschaftler*innen noch versuchen herauszufinden, was genau das vermehrte Fehlverhalten auslöst ist klar: in Massentierhaltung sind Hühner gezwungen, unter äußerst unnatürlichen Bedingungen zu leben. Viele Faktoren tragen dazu bei, dass die Tiere einem ständigen Stress-Level ausgesetzt sind. Zwei Beispiele:
Fehlende Beschäftigung: Picken, scharren, die Gegend erkunden – ständig auf Nahrungssuche zu sein gehört zur natürlichen Verhaltensweise der Hühner. Sie lieben es zu springen, laufen, im Sand zu baden, zu fliegen und sich gemeinsam mit ihren Artgenossen auszuruhen und Körperpflege zu betreiben.
Aufgrund von Überzüchtung und mangelnden hygienischen Verhältnissen sind Hühner in der Hähnchenmast meist körperlich gar nicht dazu in der Lage, ein aktives Leben zu führen. Sie leiden unter chronischen Gelenkschmerzen, Krankheiten oder Knochendeformierungen. Sie können sich zum Teil kaum bewegen, teilweise nicht einmal aufstehen, weil ihre Körper zu schwer für ihre Knochen sind. Vielen von ihnen sind somit gezwungen, ständig auf ihren eigenen, ammoniakhaltigen Exkrementen zu leben, die auf ihrer Haut brennen, schmerzhafte Geschwüre verursachen und ihr Gefieder ausfallen lassen.
Davon abgesehen, fehlt ihnen, genauso wie den Hennen in der Eierindustrie, beinahe jegliche Beschäftigung. Fast alle Aktivitäten die beispielsweise mit der Nahrungsbeschaffung und -aufnahme verbunden sind fallen weg. Den Tieren wird zu bestimmten Zeiten des Tages das Futter einfach vorgelegt. Beschäftigungsmöglichkeiten wie Picksteine, Stroh oder Weizenkörner in der Einstreu sind meist nur sporadisch oder gar nicht vorhanden. Zwischen den Fütterungsphasen herrscht unter den Tieren also Langeweile und viele von ihnen beginnen damit, ihre Artgenossen zu picken.
Besatzungsdichte: In kleineren Ställen mit weniger als 3000 Individuen kommt Federpicken deutlich seltener vor. Doch fast 40 % der Hennen in der Eierindustrie in Deutschland leben in Betrieben mit über 100.000 Tieren. Dort sind sie mit tausenden anderen Individuen somit regelrecht eingepfercht – ohne Abgrenzung, ohne Spielräume und ohne Rückzugsmöglichkeiten. Könntest du dir vorstellen, dauerhaft derartigen Bedingungen ausgesetzt zu sein? Menschen, die permanent mit extremen Stresssituationen konfrontiert sind, tendieren dazu, psychische oder soziale Verhaltensstörungen zu entwickeln. Und genauso ist es bei den Tieren der Fall, darüber sind sich Expert*innen mittlerweile einig.
Mach dir bewusst: Alle Tiere in der Industrie leiden nur aus einem einzigen Grund- weil Menschen Fleisch, Milch und Eier konsumieren wollen. Dabei ist unsere Gesundheit überhaupt nicht auf tierische Produkte angewiesen. Eine pflanzenbasierte Ernährung hat für uns in vielerlei Hinsicht sogar gesundheitliche Vorteile. Um die Tiere zu schützen, ist es deshalb wichtig, tierische Produkte durch pflanzliche Alternativen zu ersetzen.
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Quellen:
Taz (14.09.2019): “Federpicken von Hühnern. “Depressive Hühner””
Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt: “Masthühner”