Neue Undercover-Recherche: die heimliche Schlachtung von Pferden in Mexiko
Pferde und andere Tiere, die für den Verzehr getötet werden, leiden in den sogenannten „Schlachthöfen“ – Fabriken, wo sie zu Tausenden getötet werden. Viele kommen bereits extrem erschöpft in den Schlachthäusern an, ausgelaugt durch den Transport, manche sind krank oder verletzt.
In einer neuen Undercover-Recherche hat Animal Equality die Bedingungen dokumentiert, unter denen diese Pferde gehalten und getötet werden. Die Aufnahmen stammen aus einem Schlachthaus in Arriaga (Chiapas, Mexiko), der die Schlachtung von Pferden nicht offiziell angemeldet hat; in einem Bericht an die SENASICA (einer mexikanischen Aufsichtsbehörde, die die Gesundheit, Sicherheit und Qualität in der Landwirtschaft überwacht) steht, dass dort ausschließlich Rinder getötet werden.
Die Aufnahmen beweisen, dass in dem Schlachthaus offizielle mexikanische Vorgaben zur Vermeidung von Leid bei der Tötung von Tieren missachtet werden. Das Team von Ermittler*innen von Animal Equality hat dokumentiert, wie Beschäftigte die Pferde misshandeln. Zu sehen ist unter anderem, wie die Tiere bei vollem Bewusstsein mit einer Kette gewürgt werden und wie sie mit Elektroschocks an verschiedenen Körperteilen, auch an ihren Ohren, betäubt werden sollen.
Die Aufnahmen zeigen unter anderem:
- Gewalt ist eine Konstante: Wenn die Tiere krank oder unterernährt sind oder wenn sie so erschöpft sind, dass sie nicht aufstehen können, werden sie gezwungen, sich zu bewegen, indem sie mit Stöcken geschlagen oder mit Ketten gewürgt werden.
- Beschäftigte verwenden routinemäßig Elektroschocks oder einen Druckwasserschlauch, um die Pferde zu treiben. Elektroschocker sollten im Umgang mit Tieren auf gar keinen Fall routinemäßig eingesetzt werden, insbesondere nicht, wenn auch Wasser verwendet wird; bei Pferden ist ihr Einsatz in Mexiko sogar verboten.
- Die Pferde werden vor der Tötung ohne Aufsicht durch tierärztliches Fachpersonal betäubt, was dazu führt, dass mehrmals mit Bolzenschusspistolen auf sie geschossen wird. Bei einigen Tieren werden auch Elektroschocks eingesetzt.
- Laut offiziellen mexikanischen Richtlinien zur Schlachtung von Tieren darf der Tod nicht später als 30 Sekunden nach der Betäubung eintreten – das wird in dem Schlachthaus vielfach nicht eingehalten. Manche Pferde sind bei ihrer Tötung bei Bewusstsein.
Animal Equality hat die Aufnahmen genutzt, um diese Misshandlungen bei den zuständigen Behörden des Bundesstaates Chiapas anzuzeigen. Chiapas ist der einzig verbliebene Bundesstaat Mexikos, dessen Gesetzgebung keinen Straftatbestand zur Tierquälerei enthält.
Grausames Schlachten, das die menschliche Gesundheit gefährdet
Das Schlachten von Pferden für den menschlichen Verzehr wird seit Jahrzehnten von Tierschutzorganisationen angeprangert.
Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) werden in Mexiko jedes Jahr etwa 580.000 Pferde getötet1. Getötete Tiere, die nicht bei den Behörden gemeldet werden, sind nicht darin enthalten.
Die Pferde leiden jedoch nicht nur in den Schlachthäusern, sondern auch beim Transport über lange Strecken, zwischen den Ländern, in denen sie gehalten, und denen, wo sie getötet werden.
Wir haben Beweise gesammelt, dass viele Pferde den sehr langen Weg aus den Vereinigten Staaten nach Mexiko transportiert werden. Das liegt daran, dass 2007 das letzte Schlachthaus für Pferde in den USA geschlossen wurde2.
2021 wurde eine Studie über die Gesundheit von Pferden bei Langzeittransporten veröffentlicht. Untersucht wurden dort Pferde in insgesamt 113 LKWS – darunter auch solche, die aus den USA nach Mexiko importiert wurden. 8 von 10 Pferde wiesen Prellungen, Blutergüsse oder Quetschungen auf. Im Durchschnitt hatte jedes Pferd zwei solcher Verletzungen, und fast die Hälfte der Tiere war schwer oder sehr schwer verletzt3.
Obwohl Mexiko zu den Ländern mit der größten Produktion von Pferdefleisch gehört4,5, gibt es in Mexiko selbst keine Betriebe, die Pferde für den Verzehr halten. Auch, weil in Mexiko fast kein Pferdefleisch verzehrt wird4. Deshalb stammen die meisten der getöteten Pferde aus dem Ausland oder der Unterhaltungsbranche und anderen Bereichen. Viele sind ausgelaugte Zugpferde.
Da diese Tiere eigentlich nicht für den Verzehr vorgesehen sind, erhalten viele Medikamente, die ein Gesundheitsrisiko für Menschen darstellen. Dadurch dürften viele dieser Tiere gar nicht für den menschlichen Verzehr getötet werden. Sie werden deshalb inoffiziell in illegalen Schlachthäusern getötet.
Das wurde in einer Studie der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM) nachgewiesen6, die in Pferdefleisch aus Mexiko Clenbuterol und Phenylbutazon gefunden hat. Das sind Substanzen, die bei Pferden, die im sogenannten „Pferdesport“ benutzt werden, illegal als Dopingmittel eingesetzt werden7. Unter anderem deshalb hat die Europäische Union 2015 den Import von Pferdefleisch aus Mexiko verboten8.
Dieser Medikamentenmissbrauch führt dazu, dass die Pferde illegal und in unkontrollierten Schlachthäusern getötet werden. Sie leiden darunter also doppelt.
Es ist an der Zeit, dieser Tierquälerei ein Ende zu setzen.
Pferde fühlen, sie sind keine Ware
Genau wie die Hunde und Katzen, mit denen viele von uns zusammenleben, sind Pferde fühlende und intelligente Lebewesen. Dennoch werden sie von der Lebensmittelindustrie – wie die anderen landwirtschaftlich genutzten Tiere auch – als Waren gesehen und behandelt.
Ob Rind-, Schweine-, Hühner- oder Pferdefleisch: Alle Recherchen von Animal Equality in Tierhaltungsbetrieben überall auf der Welt zeigen, dass Tierquälerei an der Tagesordnung ist. Das gilt für mexikanische ebenso wie für deutsche Betriebe. Die Misshandlung der Tiere kann nur gestoppt werden, wenn es keinen Konsum von Produkten gibt, die durch die Ausbeutung von Tieren hergestellt werden.
Und Pferde in Deutschland?
Auch in Deutschland werden Pferde für den menschlichen Verzehr geschlachtet. Im Jahr 2021 wurden etwa 3500 Pferde in Deutschland gewerblich getötet9.
Und auch in Deutschland wurden Misshandlungen von Pferden in Schlachthäusern dokumentiert: 2021 hat der Tierschützer Philipp Hörmann Aufnahmen veröffentlicht, die den minutenlangen Todeskampf von Pferden in einem Schlachthaus zeigen10.
Das Leiden muss ein Ende finden! Bitte unterschreibe die Petition zu unserer internationalen Kampagne und setze dich gemeinsam mit über 100.000 anderen Menschen für ein Verbot der Schlachtung von Pferden in Deutschland und weltweit ein.
Unterschreibe jetzt und hilf uns, Pferde vor dem Schlachten zu bewahren.
Fordere mit uns die Gesetzgebung auf, die Schlachtung von Pferden in Deutschland und der Europäischen Union zu verbieten.
Quellen:
1https://www.fao.org/faostat/en/#data/QCL – Suchparameter: Countries: Mexico; Elements: Producing Animals/Slaughtered; Items: Livestock primary > (List): Horse meat, fresh or chilled; Years: 2020.
2https://www.cavallo.de/reitsportszene/die-wege-der-schlachtpferde/
3hhttps://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0309174020307737 (Englisch)
4https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S030917402200211X
5https://www.farminguk.com/news/argentina-horse-meat-world-production-figures-_10249.html (Englisch)
6https://theguadalajarareporter.net/index.php/news/news/national/50861-horse-meat-alert-in-5-states (Englisch)
7https://www.pferd-aktuell.de/turniersport/anti-doping-und-medikation
8https://www.topagrar.com/management-und-politik/news/eu-verbietet-pferdefleischeinfuhren-aus-mexiko-9429190.html
9https://de.statista.com/statistik/daten/studie/459175/umfrage/pferdeschlachtungen-in-deutschland/
10https://www.pferde.de/magazin/pferde-zu-tode-gequaelt-veterinaeramt-schliesst-schlachthof/