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RECHERCHE: Wie Lämmer zu Weihnachten aus Osteuropa in italienische Schlachthöfe gelangen

Dezember 28, 2021 Aktualisiert: August 17, 2022

Animal Equality Italy, die Animal Welfare Foundation (AWF) und ENPA haben vergangene Woche eine neue Recherche veröffentlicht, die das Leiden aufdeckt, das nur wenige Wochen alte Lämmer erleiden müssen, bevor sie im Schlachthof landen:

Jedes Jahr werden über drei Millionen Schafe innerhalb der Europäischen Union transportiert. Mehr als zwei Millionen von ihnen werden bei ihrer Ankunft geschlachtet. Italien allein importiert etwa 40 % davon. Im Jahr 2019 kamen die meisten Schafe aus Rumänien, Ungarn und Polen, aber auch aus anderen Ländern wie Frankreich, Bulgarien und Spanien. 84 % dieser Tiere werden getötet, bevor sie ein Alter von 6 Monaten erreichen. 

Allein in Italien werden in der Weihnachtszeit mehr als 600.000 Lämmer geschlachtet, die meisten von ihnen aus Osteuropa. Während dieser Transporte, die mehrere Stunden oder ganze Wochen andauern können, ist die psychische und physische Gesundheit der Tiere aufgrund von Überbelegung, extremen Temperaturen und enormem Stress, dem sie ausgesetzt sind, massiv beeinträchtigt

Während einer einwöchigen Recherche an der italienisch-slowenischen Grenze konnten das Rechercheteam von Animal Equality, die Ermittler*innen der AWF und die Tierschutzbeauftragten von ENPA die höllische Reise dokumentieren, die Millionen von Tieren aufgrund der stark kritisieren und dennoch weiterhin gängigen Praxis des Transports lebender Tiere jeden Tag durchmachen. 

Während der Recherche arbeitete das Rechercheteam mit den Behörden zusammen, indem es die Lastwagen meldete, die Tiere aus Osteuropa transportierten, und die Polizeibeamt*innen dabei unterstützte, die notwendigen Kontrollen durchzuführen, um die Ordnungsmäßigkeit der Tiertransportbedingungen zu überprüfen.

Die von uns durchgeführte Recherche zeigt insbesondere:
  • Hunderte von Lämmern, eingepfercht in einem vierstöckigen Lastwagen, laut blökend und wimmernd. Dies ist ein Indikator, der auf schweren Stress, Hunger und Leiden hinweist. Im Alter von nur wenigen Wochen wurden sie gezwungen, mindestens 19 Stunden lang zu reisen. 
  • Bei einem weiteren Lastwagen mit Lämmern stellten die Beamten bei den Kontrollen fest, dass die Temperatur im Inneren des Lastwagens am gesetzlich zulässigen Minimum lag. Der Transport von Lämmern ist bei Temperaturen zwischen 5 und 30 Grad Celsius erlaubt. In diesem Fall wurden nur 6 Grad Celsius festgestellt.
  • Lämmer, die an der Decke der gestapelten Metallregale im Inneren des Lastwagens und an den seitlichen Haltestangen lecken – ein Zeichen dafür, dass sie höchstwahrscheinlich nicht richtig gefüttert worden sind. 
  • Wenn man den Lämmern Wasser in der offenen Tränke anbot, zeigte sich, dass sie trotz deutlicher Anzeichen von Durst nicht trinken wollten. Die Unfähigkeit zu trinken deutet darauf hin, dass diese Lämmer höchstwahrscheinlich noch nicht einmal entwöhnt waren und daher nur durch Saugen ernährt werden können, wie es beim mütterlichen Säugen der Fall wäre. Die Milchfütterung kann nicht wie bei den Erwachsenen im Lastwagen erfolgen, sondern es müsste ein Halt eingelegt werden, damit alle Jungtiere gefüttert werden können. 

Innerhalb der Europäischen Union betrifft das Problem der Lebendtiertransporte jährlich mehr als eine Milliarde Tiere – darunter Hühner, Schafe, Ziegen, Pferde, Schweine und Rinder, einschließlich der in Drittländer transportierten Tiere.

Wie in unserer Recherche dokumentiert, erweist sich der Transport lebender Tiere einmal mehr als eine Tortur, die nur Schmerzen und Leiden verursacht, indem die Tiere unnötig einer verheerenden Reise ausgesetzt werden, bevor sie ein noch tragischeres Ende finden.

Alice Trombetta, Geschäftsführende Direktorin von Animal Equality in Italien

Die europäische Verordnung besagt, dass die Tiere so transportiert werden müssen, dass sie nicht unnötig leiden müssen. Aber wenn säugende Lämmer – sogenannte Milchlämmer – transportiert werden, weiß man bereits, dass sie nicht in der Lage sein werden, selbständig zu fressen, so dass man sich darüber bewusst ist, dass ihnen dadurch unnötiges Leid zugefügt wird.

Tea Dronjic, Projektleiterin der AWF und Tierärztin

Wenn wir dem Leiden dieser Tiere wirklich ein Ende setzen wollen, müssen wir nicht nur für die Einhaltung der Transportvorschriften sorgen, die noch verschärft werden sollten, sondern vor allem unseren Lebensstil ändern. Denn die Fleischindustrie und der Fleischhandel sind immer die Ursache für Tierleid. Und wenn es etwas gibt, das uns die aktuelle Zeit gelehrt haben sollte, dann ist es, dass diese Lebensweisen nicht länger tragbar sind.

Carla Rocchi, nationale Präsidentin von ENPA

In der EU-Verordnung 1/2005 heißt es: “Niemand darf Tiere so transportieren oder transportieren lassen, dass ihnen Verletzungen oder unnötige Leiden zugefügt werden”. In anderen Recherchen, die von der Animal Welfare Foundation in Zusammenarbeit mit ENPA und Animal Equality durchgeführt wurden, wurden jedoch regelmäßig Verstöße gegen die geltenden Rechtsvorschriften festgestellt, unter anderem:

  • für diese Art von Transport ungeeignete Lastwagen;
  • überfüllte Lastwagen (einige mit bis zu 850 Lämmern), in denen die Tiere nicht genügend Platz hatten, um sich hinzulegen oder aufrecht zu stehen, ohne das Oberdeck zu berühren;
  • gemischte Transporte entwöhnter und nicht entwöhnter Tiere, bei denen für letztere keine brauchbaren Tränkesysteme vorhanden sind;
  • verletzte oder in den Zwischenräumen des Anhängers eingeklemmte Tiere;
  • fehlende Kontrollen des Wohlbefindens der Lämmer;
  • fehlende Ruhezeiten für die Tiere und nicht eingehaltene Fahrzeiten bei Transporten aus Ungarn, Rumänien und Polen.

Am 2. Dezember 2021 hat der beim Europäischen Parlament eingesetzte ANIT-Ausschuss in seiner Abstimmung die mangelhafte Umsetzung der geltenden Transportverordnung (Verordnung (EG) Nr. 1/2005 des Rates) anerkannt, insbesondere beim Transport von nicht entwöhnten Tieren wie Kälbern und Lämmern. Obwohl der ANIT-Ausschuss ein Mindestalter für den Transport von Kälbern empfahl, enthielt er keine ähnlichen Anforderungen für nicht entwöhnte Lämmer. 

Im Januar 2022 wird das Europäische Parlament über die neuen Empfehlungen abstimmen, und bis 2023 wird die Kommission voraussichtlich neue Vorschriften für den Transport lebender Tiere in Europa vorschlagen. Das Vereinigte Königreich und Neuseeland haben vor kurzem ihre Absicht erklärt, den Transport von lebenden Tieren zu verbieten.

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