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Staatliches Tierwohl-Gütesiegel scheitert – Aldi & Co. setzen mit Tierwohl-Ankündigung Produzenten und Politik unter Druck

Juli 1, 2021

WAS BISHER GESCHAH:

Vorletzte Woche hat die Große Koalition das seit Jahren diskutierte Tierwohl-Gütesiegel für artgerechte Tierhaltung ad acta gelegt. Laut Matthias Miersch von der SPD seien die Entwürfe “absolut unzureichend” gewesen und unter anderem auch deswegen abgelehnt worden.

Denn die seit 2019 von Agrarministerin Julia Klöckner eingereichten Gesetzespläne zielten lediglich auf ein Logo ab, welches auf freiwilliger Basis hätte genutzt werden können, um höhere Standards als gesetzlich vorgegeben auf Produktverpackungen zu kennzeichnen.

Bereits 2019 hat der Lebensmitteleinzelhandel jedoch eine eigene Haltungsformkennzeichung entwickelt und am Markt etabliert, die das staatliche Tierwohl-Label unnötig macht, solange dieses nicht verpflichtend gestaltet würde.

Diese Haltungsformkennzeichnung definiert Tierwohl-Anforderungen in vier Stufen, beginnend mit der ‘Stallhaltung’ als gesetzlichem Mindeststandard (Haltungsform 1), gefolgt von der ‘Stallhaltung plus’ (Haltungsform 2) mit etwas mehr Platz und zusätzlichem Beschäftigungsmaterial (welches aber durchaus lediglich aus einem Holzklotz an einer Eisenkette bestehen kann). Noch etwas mehr Platz und Frischluftkontakt sieht Haltungsform 3 vor, Haltungsform 4 – in die auch Biofleisch eingeordnet wird – bietet den Tieren zusätzlich Auslaufmöglichkeiten im Freien.

Mit steigendem Druck durch die Verbraucher*innen hat die Diskussion um die Haltungsstufen schnell Fahrt aufgenommen und drängt die Händler seit einiger Zeit dazu, mittelfristig auf Fleisch aus den Haltungsformen 1 und 2 zu verzichten.

Vergangenen Freitag nun haben Aldi Nord und Aldi Süd bekannt gegeben, spätestens ab dem Jahr 2030 nur noch Frischfleisch aus Haltungsform 4 oder zumindest Haltungsform 3 zu verkaufen, und damit den Druck auf die Fleischindustrie und die Politiker*innen rasant erhöht. Unmittelbar nach Bekanntgabe dieser Entscheidung durch Aldi hat sich auch die REWE Group (Rewe und Penny) angeschlossen. Mittlerweile sind auch Edeka und die Schwarz Gruppe (Kaufland und Lidl) nachgezogen – allerdings ebenso wie REWE beschränkt auf Frischfleisch der Eigenmarke. Auch der Verband der Fleischwirtschaft begrüßt diese Entwicklungen.

WAS WIR SAGEN:

Julia Klöckners Tierwohl-Gütesiegel war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Man könnte den Eindruck gewinnen, die Landwirtschaftsministerin hatte den Auftrag bekommen, sich mit dem Thema Tierschutz auseinander setzen zu müssen, ohne den Landwirt*innen, Fleischverarbeiter*innen oder dem Einzelhandel dadurch auf die Füße treten zu dürfen. Was dabei herauskam, war ein halbgares Label, das bereits bei Einführung über 70% des Marktes abgedeckt hätte. Ein Wohlfühllabel, das den Status Quo bestätigt, ohne neue Maßstäbe in Richtung Zukunft zu setzen. Das Scheitern dieser Pläne sehen wir daher als absolut berechtigt. Die neuesten Entwicklungen rund um Aldi bestätigen dies in unseren Augen zudem dadurch, dass nun verstärkt deutlich wird, dass viel mehr Veränderungen möglich zu sein scheinen als bisher durch die Politik kommuniziert.

Die Pläne von Aldi und den Mitbewerbern begrüßen wir grundsätzlich natürlich und halten sie für einen wichtigen Fortschritt für die Tiere, der langfristig betrachtet historische Bedeutung erlangen könnte – sofern sie denn auch wirklich in der aktuell kommunizierten Form umgesetzt werden. Die Thematik ist jedoch so komplex und bedarf der Berücksichtigung von so vielen Akteuren und bürokratischen Hürden, dass für eine tiefer gehende Beurteilung detaillierte Ausarbeitungen der Einzelhändler nötig sind.  Besonders  in Bezug auf den Verkauf von importiertem Fleisch oder die Kontrollen der Einhaltung der neuen Richtlinien. Zudem müssten für volle Glaubwürdigkeit in weiteren Schritten zusätzlich zum Frischfleisch auch verarbeitete Fleischprodukte wie Wurst und Tiefkühlwaren mit einbezogen werden.


Offen bleibt bisher auch, wie Glaubwürdig ein solches Versprechen seitens der REWE Gruppe ist, wenn sie sich noch immer weigern, der Europäischen Masthuhn-Initiative beizutreten, weil sie deren Kriterien als nicht umsetzbar beurteilen.


“Seit Jahren schieben sich Handel, Politik und Landwirtschaft den schwarzen Peter zu, wenn es um das Thema Tierschutz geht. Jetzt, wo endlich einer der Akteure einen ersten entscheidenden Schritt geht, gilt es die Umsetzung auch wirklich im Sinne der Tiere zu gestalten, anstatt primär auf Umsätze und Kosten zu schauen.”

Andre Peters, Corporate Outreach Specialist

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