Großbritannien erkennt Gefühle von Wirbeltieren gesetzlich an
Gestern eröffnete Queen Elizabeth II. das britische Parlament durch Vorlesen der Regierungserklärung. In der sogenannten “Queen’s Speech” kündigte sie unter anderem ein Gesetz an, das die Gefühle von Wirbeltieren verankert.
Empfindungsvermögen gelte für “alle, die ein Rückenmark haben”, sagte Umweltminister George Eustice der Zeitung ‘Sunday Telegraph’.
In dem angekündigten Gesetz wird betont, dass Wirbeltiere Vergnügen und Freude, aber auch Leid und Schmerzen empfinden können, und sich ihrer Gefühle und Emotionen bewusst sind.
Die britische Regierung will das Land zum Vorreiter in Sachen Tierrechte machen und auch gegen Tierquälerei härter vorgehen. Das Gesetz gilt dabei als Herzstück der Strategie. So sollen die Strafen von sechs Monaten auf maximal fünf Jahre Haft steigen. Außerdem liegen Gesetzentwürfe vor, die den Export von lebenden Tieren, den Import von Jagdtrophäen sowie die Privathaltung von Primaten verbieten. Auch “weitere Schritte” zur Begrenzung des Stopfleberhandels sind im Gespräch. Zudem soll eine Verbesserung der Standards in Zoos vorgenommen, eine Mikrochip-Pflicht für Katzen eingeführt sowie Maßnahmen gegen den Welpenschmuggel ausgebaut werden.
Die geplanten Maßnahmen werden durch drei Gesetzentwürfe abgedeckt, die im Laufe des nächsten Jahres eingebracht werden.
Die Regierung sagte, die Pläne für die drei Gesetze würden “einen größeren Schutz für Wildtiere bringen, indem sie schlechte Tierschutzpraktiken beenden”, sicherstellen, dass “wirksame Befugnisse zur Verfügung stehen, um Herausforderungen im Bereich des Tierschutzes” für Nutztiere anzugehen und “die Bedeutung von Haustieren für das Leben der Menschen anerkennen”.
Der Geschäftsführer der RSPCA (Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals) begrüßte die Ankündigungen.
“Wir können den untrennbaren Zusammenhang zwischen der Art und Weise, wie wir Tiere behandeln, und unserer eigenen Gesundheit und der unseres Planeten nicht länger ignorieren – aber um wirklich eine schrittweise Veränderung zu erreichen, braucht es den Mut der gesamten Regierung.”
Chris Sherwood, Geschäftsführer der RSPCA
Er forderte auch, dass Boris Johnson unabhängige Berater*innen für das neue Tierschutzgesetz hinzuziehen solle, um sicherzustellen, dass es ein “Erfolg… keine symbolische Geste” sei.
Animal Equality – in Großbritannien ein Teil der “Better Deal For Animals”-Koalition, die sich seit mehreren Jahren dafür einsetzt, dass die Empfindungsfähigkeit von Tieren gesetzlich verankert wird – begrüßt dieses Gesetz. Bereits im September 2019 wurden zu diesem Anliegen über 100.000 Unterschriften an Downing Street übergeben, woraufhin das Thema im März 2020 im Parlament debattiert wurde.
Dass die Empfindungsfähigkeit von Wirbeltieren im Gesetz verankert wird, ist ein fantastischer Fortschritt für die Tiere. Wir würden uns zudem wünschen, dass dies auch für wirbellose Tiere mit Empfindungsvermögen ausgeweitet wird.