RECHERCHE: Schweine auf “qualitätsgesichertem” Betrieb mit Hammer erschlagen
Animal Equality UK hat entsetzliches Filmmaterial über Tierleid veröffentlicht, das auf einem “P&G Sleigh”-Schweinebetrieb in Aberdeenshire, Schottland, gefilmt wurde. ‚The Times’ berichtet exklusiv über unsere Recherche, sowohl in der Printausgabe als auch online.
Die Ermittler*innen filmten sehr beunruhigende Szenen sowie eine Reihe von schwerwiegenden Rechtsverstößen auf dem Betrieb, der sich im Besitz eines führenden Vertreters der Schweinebranche, Philip Sleigh, befindet. Die in diesem Betrieb geborenen Schweine sind für die Schlachtung in einem nahe gelegenen Schlachthof bestimmt, der vom Fleischriesen “Pilgrim’s Pride” beauftragt wurde und wiederum Lidl, Tesco, Marks & Spencer und viele andere Einzelhändler und große Restaurants beliefert.
Die Aufnahmen der Undercover-Recherche zeigen, wie Ferkel, die als zu klein oder zu schwach eingestuft wurden, direkt auf dem Gelände getötet werden. In mehreren Fällen wurde mit einem Hammer auf sie eingeschlagen. Andere werden gegen den harten, betonierten Boden geschlagen.
Ein Mitarbeiter behauptete, dass die Verwendung eines Hammers zum Töten eines Schweins “so gut wie jede Kugel” sei. Die Ermittler*innen filmten Schweine, die auch nach mehreren Schlägen auf den Kopf noch Anzeichen von Bewusstsein zeigten, wie Keuchen und Zappeln. Ein Ferkel zeigte über vier Minuten lang weitere Lebenszeichen, nachdem der erste Hammerschlag es getroffen hatte.
Die Aufnahmen zeigen, wie weibliche Zuchtschweine wiederholt künstlich besamt werden und dann gezwungen werden, ihre Ferkel in so kleinen Käfigen zu gebären und zu säugen, dass sie sich nicht einmal umdrehen können. Mehrere Mutterschweine litten an Verletzungen der Schamlippen und schweren Prolapsen, bei denen die Gebärmutter oder innere Organe aus dem Körper herausragen. In einer besonders erschütternden Szene wurde ein Schwein, das mit einem extrem schweren Gebärmuttervorfall kämpfte, gezwungen, über eineinhalb Minuten zu stehen und zu laufen, bevor es getötet wurde.
Den Ferkeln in dem Betrieb wurden routinemäßig die Schwänze mit einer heißen Klinge und die Zähne mit einer Zange abgeschnitten, ohne jegliche Betäubung oder Schmerzlinderung. Diese schmerzhaften Verstümmelungen werden vorgenommen, um die Schweine davon abzuhalten, sich aus Langeweile oder Aggression gegenseitig in den Schwanz zu beißen, was durch den Stress, den das Leben in solch unnatürlichen Umgebungen verursacht, hervorgerufen wird.
Viele der Schweine wurden unter erbärmlichen, dunklen Bedingungen gehalten und einige waren sogar gezwungen, in Buchten zu leben, die mit Wasser und Fäkalien überflutet waren, ohne Zugang zu trockener Einstreu. Die Arbeiter*innen bezeichneten einen Raum, in dem kranke und untergewichtige Schweine untergebracht waren, als “schwarzes Loch”.
Professor Andrew Knight – Veterinärprofessor für Tierschutz und Ethik an der Universität von Winchester – beschrieb dies als “einige der beunruhigendsten Aufnahmen”, die er je gesehen hat. Weiter sagt er: “Das Leiden dieser kranken und verletzten Schweine wäre sehr beträchtlich gewesen, doch es waren keine Anzeichen einer angemessenen tierärztlichen Versorgung zu sehen”.
“Qualitätsgesichertes” Leiden
Der Eigentümer des Betriebes, Philip Sleigh, ist eine bekannte Persönlichkeit der Branche und ehemaliger Vorsitzender des nationalen Bauernverbands “Scotland Pigs Working Group”.
Nach zwei Monaten in diesem Betrieb werden die Jungschweine in einen Mastbereich gebracht, wo sie weitere drei Monate bleiben. Die Schweine werden dann zum Schlachthof “Quality Pork Limited” geschickt – dem größten Schlachthof für Schweinefleisch in Schottland –, wo sie mit Kohlendioxid vergast und anschließend geschlachtet und zerlegt werden, um schließlich unter dem Label “speziell ausgewähltes Schweinefleisch” verkauft zu werden. Der Schlachthof arbeitet im Auftrag von “Pilgrim’s Pride”, der rund ein Viertel des britischen Schweinefleischs liefert und mehrheitlich vom berüchtigten Agrarriesen JBS kontrolliert wird – dem größten Fleischkonzern der Welt.
Vom Steuerzahler finanzierte Grausamkeit
Besorgniserregend ist, dass unsere alarmierende Undercover-Recherche zu einer Zeit kommt, in der die schottische Regierung sich zu einem finanziellen Handschlag für die Schweine-Industrie verpflichtet hat. Die Regierungen sollten gegen diese extrem grausamen Praktiken vorgehen, anstatt sie mit Steuergeldern zu unterstützen.
Animal Equality hat Beschwerdebriefe an die zuständigen Behörden geschickt mit der Forderung, sofort mit der vollen Härte des Gesetzes gegen diese Einrichtung vorzugehen.
“Es ist wichtig, dass die Gesetze, die für Nutztiere existieren, eingehalten werden. Die vielen schwerwiegenden Vorfälle, die Animal Equality bei seiner Undercover-Recherche aufgedeckt hat, müssen gründlich untersucht und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.”
Edie Bowles, Anwältin bei Advocates for Animals
Als Ergebnis dieser Undercover-Recherche wurde der Betrieb aus dem Qualitätssicherungssystem „Quality Meat Scotland“ (QMS) gestrichen, und Philip Sleigh – der noch vor wenigen Wochen die Rolle des Vorsitzenden des Ausschusses zur Festlegung von Standards für Schweine innehatte – ist nach sieben Jahren im Amt nun kein Vorstandsmitglied der Initiative mehr. Das Programm wird von der “Scottish Society for Prevention of Cruelty to Animals” (Scottish SPCA) genehmigt und die Vorstandsmitglieder werden von den Ministern der schottischen Regierung ernannt.
Ein größeres Problem der Industrie
Traurigerweise ist die Grausamkeit, die auf dem “P&G Sleigh”-Schweinebetrieb gefilmt wurde, bezeichnend für eine Industrie, die wenig Rücksicht auf die Tiere in ihrer Obhut nimmt.
“Leider ist das meiste, was wir hier sehen, typisch für die gesamte Branche. Das sind keine isolierten Vorfälle.”
Dr Alice Brough, Swine Veterinarian
Wir haben in den letzten fünf Jahren Aufnahmen aus 10 Schweinezuchtbetrieben in Großbritannien zugespielt bekommen und in jedem Einzelnen schweres Tierleid und eklatante Missachtung des Tierschutzes festgestellt. Dies ist ein weiterer Fall eines akkreditierten “High-Welfare”-Betriebs, der das Gesetz missachtet. Es darf nicht sein, dass die britische Schweine-Industrie die Verbraucher*innen weiterhin in die Irre führt. Animal Equality setzt sich für einen besseren gesetzlichen Schutz von Schweinen und eine bessere Durchsetzung der bestehenden Tierschutzgesetze ein.
Das Beste, was wir als Einzelpersonen tun können, um Schweinen wie denen, die auf diesem Betrieb gefilmt wurden, zu helfen, ist, Schweinefleisch von unseren Speisekarten zu streichen und andere zu ermutigen, ebenfalls pflanzliche Alternativen zu tierischen Produkten zu wählen.
Machen Sie mit und helfen Sie, Schweine zu schützen, indem Sie Schweinefleisch von Ihrer Speisekarte streichen!