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Massen­tierhaltung: Antibiotika­einsatz führt zu Resistenzen


Von: Annika Broocks

Weltweit sterben etwa 700.000 Menschen im Jahr, weil ihr Körper eine Resistenz gegen Antibiotika entwickelt hat. Allein in Deutschland litten im Jahr 2015 ca. 55.000 Menschen an einer Infektion mit antibiotikaresistenten Keimen, davon starben etwa 2400. Die Zahl der nicht behandelbaren Krankheitsfälle steigt so rasant, dass die UNO warnt: Im Jahr 2050 könnten es schon 10 Mio. Tote weltweit sein. In Europa würde die Zahl auf 400.000 ansteigen, sodass mehr Menschen an multiresistenten Keimen sterben würden als an Krebs.

DER URSPRUNG DER ANTIBIOTIKARESISTENTEN KEIME
Doch warum kommt es überhaupt zu Resistenzen? Ein Grund ist sicherlich die zu schnelle und unbedachte Ausgabe von Antibiotika an die Konsument*innen. Ein weiterer Grund ist jedoch der hohe Einsatz der Medikamente in der industriellen Tierhaltung. Da die Tiere auf engstem Raum zusammengepfercht oft unter unhygienischen Bedingungen leben, verbreiten sich Krankheiten sehr schnell. Durch ihr unnatürlich schnelles Wachstum können sich Hühner und andere Vögel in der Mast oft nicht auf den Beinen halten und verletzen sich. Offene Wunden kommen in direkte Berührung mit dem dreckigen Boden oder verschlimmern sich durch Kannibalismus. Sich um die einzelnen Tiere zu kümmern kostet Zeit und Geld, weshalb alle Tiere präventiv mit Antibiotika behandelt werden.

DIE KEIME BREITEN SICH RASANT AUS
Je öfter Antibiotika in Ställen eingesetzt werden, desto mehr Keime entstehen, gegen die Antibiotika wirkungslos sind. Diese Keime befinden sich dann nicht nur im Fleisch, sondern gelangen auch über das Wasser und die Abluft aus den Ställen ins Umland. Durch Düngen landen sie auch auf pflanzlichen Lebensmitteln. Es sind also nicht nur Fleischesser*innen betroffen, sondern auch Vegetarier*innen und Veganer*innen. 

DAS PROBLEM MIT RESERVEANTIBIOTIKA
Wie eine Untersuchung von der Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch zeigte, ist jedes zweite Hähnchen aus dem Discounter mit antibiotikaresistenten Erregern kontaminiert. Zudem wird ca. 40 % der Hühner und Puten in der Mast mit Reserveantibiotika versorgt – diese werden von der Weltgesundheitsorganisation WHO als besonders wichtig für die Behandlung von Menschen eingestuft und sollen eigentlich nur in Ausnahmen eingesetzt werden. Trotzdem werden sie ausgiebig in der Tierhaltung genutzt – und bleiben laut einem aktuellen Gesetzentwurf sogar weiterhin erlaubt. Reinhild Benning, Agrar-Expertin bei Germanwatch,  bezeichnet den Gesetzentwurf “als Freibrief für die industrielle Hähnchen- und Putenfleischbranche, weiterhin Reserveantibiotika missbrauchen zu dürfen”. 

ALLE LEIDEN, WENN WIR ANDERE AUSBEUTEN
Es hat sich längst gezeigt, wie gefährlich die industrielle Tierhaltung für die Menschen sein kann. Nicht nur die steigende Anzahl an Antibiotikaresistenzen, auch Virusinfektionen wie die Schweinepest oder die Coronaviren der letzten zwei Jahrzehnte (SARS 2002, MERS 2012 und SARS-CoV-2 2020) haben alle einen tierischen Ursprung. Wenn wir weitermachen wie bisher, wird es schon bald den nächsten durch Tierhaltung verursachten Virus geben. Auch dürfen wir das Leid der Tiere nicht aus den Augen verlieren. Infektionen und resistente Keime entstehen schließlich nur, weil die Tiere ihr kurzes Dasein unter katastrophalen Bedingungen fristen müssen.

WAS WIR TUN KÖNNEN
Sie können Verantwortung übernehmen, indem Sie sich für eine pflanzliche Ernährung entscheiden und so sich selbst, Ihre Mitmenschen und die Tiere so gut es geht schützen.  Um Ihnen den Einstieg in eine pflanzliche Ernährung zu erleichtern, haben wir leckere Rezeptideen auf Love Veg für Sie zusammengestellt. 

Quellen:
Arte: “Killer-Keime. Gefahr aus dem Tierstall”
Ärzteblatt (03.09.2018): “Weltweit 700.000 Tote im Jahr durch Antibiotika­resistenzen”
Deutscher Bundestag (04.03.2020): “Agrar­ministerin Klöckner verteidigt Ver­schärfung der neuen Dünge­regeln”
Germanwatch (16.04.2019) “Analyse von Hähnchenfleisch auf Antibiotikaresistente Erreger”
Spiegel (02.06.2015): “Resistente Keime bald gefährlicher als Krebs”
Tagesschau (12.02.2020): “Reserveantibiotika in Ställen bleiben erlaubt.”
Tagesschau (18.11.2019): “Mehr Tote durch resistente Keime”
UN News (29.04.2019): UN, global health agencies sound alarm on drug-resistant infections; new recommendations to reduce ‘staggering number’ of future deaths”


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