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Kranke Fische in der Ostsee


Allein vor der deutschen Ostseeküste liegen hunderttausende Tonnen versenkter Fliegerbomben, Minen und Torpedos. Es handelt sich dabei um Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg und riesige Mengen Munition, die von den alliierten Besatzungsmächten nach Kriegsende einfach im Meer entsorgt wurden. Im Rahmen des DAIMON-Projekts untersuchten Forscher*innen des Thünen-Instituts die Auswirkungen von Sprengstoffen wie Trinitrotoluol (TNT) und seinen Abbauprodukten und stellten fest: die abgelösten Substanzen können auch heute noch negativen Einfluss auf maritime Ökosysteme und ihre Bewohner*innen haben.

Risiken für Tiere & Umwelt

Das salzige Meerwasser trägt dazu bei, dass sich die Hüllen der Weltkriegsmunition auflösen und die giftigen Stoffe austreten können. Obwohl der schnell abbaubare Sprengstoff TNT heute nicht mehr nachgewiesen werden werden kann, fanden die Wissenschaftler*innen in dem Versenkungsgebiet TNT-Abbauprodukte, sowie weitere chemische Kampfstoffe, deren Auswirkung die Tiere und Organismen in ihrer unmittelbaren Umwelt auch heute noch schutzlos ausgesetzt sind. In einer aufwendigen Untersuchung am Beispiel der Kliesche, einer dort vorkommen Plattfischart, stellten die Expert*innen fest, dass etwa 18 % der Fische in der Kolberger Heide an Lebertumoren leiden – eine deutlich erhöhte Anzahl, im Vergleich zu unbelasteten Gebieten. Den signifikanten Ergebnissen nach zu urteilen, haben die austretenden Chemikalien folglich eine krebserregende Wirkung. Die gesundheitsschädlichen Konsequenzen solch hochgiftiger Sprengstoffe sind auch von Menschen bekannt, die früher in Sprengstoffminen gearbeitet haben und unter geschädigten Blutzellen, Leber-, Nieren- und Hautschäden leiden. Bereits in geringer Konzentration könnten die aus den Munitionskörpern austretenden Substanzen somit das Erbgut der Fische und anderer Meerestiere beschädigen.

Obwohl die zukünftigen Langzeiteffekte nur schwer abzuschätzen sind, sollten die Meeresbewohner*innen in den belasteten Meeresgebieten bestmöglich vor diesen Risiken geschützt werden. Doch da sie leicht bricht und explodiert, ist es alles andere als einfach, rostzerfressene Munition aus dem Meer zu bergen, zumal es im Falle eines explosiven Sprengstoffausstoßes mit enormen Druckwellen sogar zu noch größeren Umweltschäden kommen könnte.

Gesundheitliche Folgen für Menschen unklar

In ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der SPD zur Umweltauswirkung versenkter Munition in der Ostsee erklärt die Deutsche Bundesregierung mehrmals, neben den Erkenntnissen des Thünen-Instituts, nicht über weitere Informationen darüber zu verfügen, inwiefern der Konsum der belasteten Fische gesundheitsgefährdende Folgen für Menschen haben kann. Sie bestätigt allerdings, dass neben den acht Munitionsversenkungsgebieten in der Ostsee auch sieben weitere in der Nordsee existieren – viele weitere Verdachtsflächen also, in denen die Gesundheit der Meerestiere und des ganzen maritimen Ökosystems durch die unmittelbare Bedrohung der sprengstoffhaltigen Altlasten gefährdet sind.

Das Problem der rostenden Munition ist nur eines unzähliger Beispiele dafür, wie gleichgültig und rücksichtslos wir Menschen zum Teil mit unserer Umwelt und all ihren Bewohner*innen umgehen. Wir verschmutzen nicht nur die Meere, sondern auch Flüsse, Luft und Böden, zerstören ganze Ökosysteme und setzen sogar die Zukunft unseres Planeten aufs Spiel. So entsteht unermessliches Leid für so viele Menschen und Tiere, die es alle verdient haben, in einer Welt zu leben, in der jedes Lebewesen Schutz und Achtung erfährt.

Quellen:

Süddeutsche Zeitung (27.05.2018): “Giftiger Weltkriegsschrott. Bomben am Meeresgrund”.

Tagesschau (07.02.2019):”Ostsee – Rostende Munition gefährdet Ökosystem”.

Antwort der Deutschen Bundesregierung. Kleine Anfrage: “Umweltauswirkungen versenkter Munition in der Ostsee”.


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