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Küken sitzt auf einem Käfig

Das (fast) verborgene Kalkül der Eierindustrie


Inhaltsverzeichnis:

  1. Küken möchten ihre Umgebung erkunden
  2. Hühner, die weniger Eier legen, sind für die Eierindustrie wertlos
  3. Die Eierindustrie hat sich gegen das Kükentöten-Verbot gewehrt
  4. Die Eierindustrie versucht jetzt, das Kükentöten-Verbot zu umgehen
  5. Geschlechtsbestimmung im Ei kann wirksam Hühnerleid verhindern
  6. Was kannst du jetzt tun?

Alternativ zum Artikel kannst du dir auch im Video anschauen, wie die Eierindustrie versucht, das Kükentöten-Verbot zu umgehen:

Hunderte Millionen Euro an Umsatz machen die großen Unternehmen der Eierindustrie jedes Jahr1. Allein in Deutschland vermarktet die Branche jedes Jahr fast 20 Milliarden Eier2, setzt also Milliarden von Euro um3. Woraus speist sich dieser Umsatz eigentlich?

Die Antwort ist einfach: aus den Tieren. Für diese Unternehmen sind die Tiere keine Individuen, sondern „Produktionsgüter“. Für die Eierindustrie sind auch die Hühner lediglich Waren und Objekte. Kostenfaktoren, die nur für die Gewinnmaximierung berücksichtigt werden müssen.

Für manche dieser riesigen Unternehmen werden Millionen von Hühnern in Dutzenden von Betrieben gehalten. 40 % der Hühner leben in Betrieben mit mehr als 100.000 Hühnern.4 Die Tiere werden zu Tausenden in riesigen Fabrikhallen zusammengepfercht und zu Eierproduktionsmaschinen degradiert. Die Eierindustrie sieht sie als Maschinen, die Futter aufnehmen und Eier abgeben – das ist der einzige Lebenszweck, den diese Industrie ihnen aufzwingt.

Küken möchten ihre Umgebung erkunden

Jeden Tag werden Hunderttausende unschuldige Küken geboren, um in diesen Hallen gefangen gehalten zu werden. Küken sind faszinierende und neugierige Tiere. Sie prägen sich schon am ersten Tag ihres Lebens das Aussehen ihrer Mutter ein5. Sie erkennen auch ihre Stimme wieder, die sie bereits während der Zeit im Ei hören konnten6. Die ersten Lebenstage verbringen sie die meiste Zeit unter den Flügeln ihrer Mutter oder sitzen im Halbkreis um sie herum, während ihre Mutter sie zum Picken animiert5.

Küken in der Eierindustrie werden an ihrem ersten Lebenstag in Haltungsbetriebe transportiert7,8 – als sogenannte „Eintagsküken“. Sie haben die Stimme ihrer Mutter nicht im Ei kennengelernt und sind in dem Haltungsbetrieb ab ihrer Ankunft auf sich allein gestellt. 

Nach ungefähr fünf Monaten werden sie in sogenannte „Legebetriebe“ transportiert7,8. Dort müssen sie für den Rest ihres Lebens fast täglich ein Ei legen, bis sie nach weit weniger als zwei Jahren getötet werden9, obwohl sie bis zu 10 Jahre alt werden könnten10. Ihre Körper sind durch die enorme Eierproduktion komplett ausgezehrt, sie können nicht mehr so viele Eier legen. 

Hühner, die weniger Eier legen, sind für die Eierindustrie wertlos

Dadurch haben sie für die eierproduzierenden Unternehmen fast gar keinen finanziellen Wert mehr und werden getötet. Genauer gesagt, sind diese Hühner, nachdem so viele Eier wie möglich aus ihnen „herausgepresst“ wurden, für die Unternehmen jetzt nur noch die paar Cent wert, die sie durch den Verkauf der getöteten Hühner als „Suppenhuhn“ einnehmen können. Diese Hühner sind für die Unternehmen nur noch ein abgenutzter Restposten, der möglichst schnell aus dem Bestand getilgt werden soll.

Dieser Prozess zeigt eigentlich hinreichend, welchen Stellenwert diese unschuldigen Tiere für diese rücksichtslose Industrie haben. Noch deutlicher zeigt sich das jedoch im Kükentöten. Die männlichen Küken eierlegender Zuchtlinien fallen den Unternehmen ab ihrer Geburt zur Last. Sie sind gerade erst auf die Welt gekommen und sind für die Industrie sofort entbehrlich. So entbehrlich, dass sie am ersten Tag ihres Lebens getötet werden. 

Die Eierindustrie hat sich gegen das Kükentöten-Verbot gewehrt

Deshalb begrüßen wir es ausdrücklich, dass diese grausame Praktik in Deutschland beendet werden musste: Das Bundesverwaltungsgericht hat 2019 entschieden, dass das Kükentöten nicht rechtmäßig ist und damit die letzte Bundesregierung dazu gebracht, das Kükentöten verbieten zu müssen11.

Der Aufschrei aus der Eierbranche war riesig: Da waren Aussagen wie „Deutsche Eierproduzenten erleiden dadurch schlimme Wettbewerbsnachteile“ zu vernehmen oder „Da werden viele Unternehmen wirtschaftlich nicht überleben können“, weil Eier in den Niederlanden so zwei Cent günstiger sein könnten12,13

Solche zynischen Stimmen zeigen die ungeschminkte Wahrheit: Das „Überleben“ eines Unternehmens ist viel wichtiger als das tatsächliche Leben eines empfindungsfähigen Kükens. Das tatsächliche Überleben dieses empfindungsfähigen Kükens ist weniger wert als ein Preisaufschlag von 2 Cent auf ein Ei. Ein massenhaftes Töten zu beenden – bis zu 42 Millionen Küken pro Jahr, nur in Deutschland – wird aufgewogen gegen wenige Cents, die ein Ei ohne das Töten mehr kostet als mit dem Töten.

Die Eierindustrie versucht jetzt, das Kükentöten-Verbot zu umgehen

Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die Eierindustrie jetzt nach Wegen sucht, diesen Preisaufschlag auf die Eier abzuwehren. Der beste Weg für diese Industrie ist nach wie vor das Töten der männlichen Tiere, die für sie nach wie vor unerwünscht sind. Auch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung hat in ihrem Bericht zur Markt- und Versorgungslage mit Eiern 2022 festgestellt, dass die Eierindustrie Wege sucht, dieses Verbot zu umgehen14. Die Eierproduzenten wollen die männlichen Tiere immer noch so schnell und billig wie möglich loswerden.

Viele Betriebe verkaufen die männlichen Küken jetzt ins Ausland. Dort werden sie zwar meistens aufgezogen, aber unter Bedingungen, die in Deutschland nicht den Tierschutzbestimmungen entsprechen15,16. Noch perfider ist der vermehrte Einkauf von Eiern und vor allem von weiblichen Eintagsküken aus dem Ausland, wenn in diesem Land das Kükentöten erlaubt ist – und es ist bisher nur in Frankreich verboten. Das passiert oft und unterläuft ganz einfach die deutsche Tierschutzgesetzgebung15,17.

Geschlechtsbestimmung im Ei kann wirksam Hühnerleid verhindern

Die am besten verfügbare und breit anwendbare Methode, um wirklich konsequent Küken- und Hühnerleid zu vermindern, ist die Geschlechtsbestimmung im Ei – das sieht zum Beispiel auch die deutsche Tierärztekammer so18. In der deutschen Eierindustrie gibt es viele Gegenstimmen: Die Geschlechtsbestimmung im Ei sei nicht rentabel, insbesondere für kleine Betriebe zu teuer ist und darf in weniger als zwei Jahren eventuell in Deutschland nicht mehr eingesetzt werden, falls die Technik nicht noch Fortschritte macht15,17.

Deshalb scheuen viele Unternehmen die Investition in die Methode. Offen heißt es, die Haltung der Bruderküken zur Fleischproduktion sei die einzig ethische Wahl15. Dabei hoffen sie natürlich, dass die Menschen vergessen haben, dass genau sie es waren, die vor nicht einmal einem Jahr noch die letzten männlichen Küken in Deutschland getötet haben, als es noch legal war.

Was kannst du jetzt tun?

Auf diese Industrie ist kein Verlass. Sie wird niemals freiwillig Schritte unternehmen, die Lebensbedingungen von Tieren zu verbessern, wenn auch nur die geringsten finanziellen Einbußen für sie entstehen. Deshalb brauchen die Hühner uns: Die Hühner brauchen Menschen, die darauf verzichten, Eier zu essen. Wenn niemand mehr Eier essen würde, gäbe es keine Eierproduktion mehr und keine unter ihr leidenden Hühner.

Bis dahin müssen wir uns auf der Ebene der Gesetzgebung für die Hühner einsetzen und die Gesetze für die Eierproduktion so gestalten, dass die Tiere möglichst wenig leiden. Um das für die Hühner in der Eierindustrie zu erreichen, haben wir eine Kampagne mit einer Petition gestartet. Damit stellen wir auch die Weichen in Richtung einer Zukunft, in der Tiere gar nicht mehr genutzt und ausgebeutet werden.

Jetzt brauchen wir deine Hilfe, um unsere Forderungen für die Hühner in der Eierindustrie durchzusetzen. Die Tiere sind unschuldig und können sich nicht dagegen wehren, wie mit ihnen umgegangen wird. Unterschreibe diese wichtige Petition für die Hühner und unterstütze unsere Forderung an Bundesminister Cem Özdemir, eine Gesetzesanpassung im Verbot des Kükentötens anzustreben, die wirksam dazu führt, dass weniger unschuldige Hühner leiden und getötet werden – egal, wie alt sie sind.

https://animalequality.de/kampagne/kuekenleid-verhindern


Quellen:

1https://www.foodwatch.org/fileadmin/Download-Bereich/Tierhaltung/legehennen_tierhaltung_eier_foodwatch-report_2015-05-21.pdf

2https://www.bmel-statistik.de/ernaehrung-fischerei/versorgungsbilanzen/eier

3https://de.statista.com/outlook/cmo/lebensmittel/milchprodukte-eier/eier/deutschland

4https://www.praxis-agrar.de/tier/gefluegel/legehennenhaltung-in-deutschland

5https://www.huehner-haltung.de/kueken-und-brut/naturbrut/entwicklungsphasen-der-kueken/

6https://animalequality.de/blog/huehner-kueken-kommunizieren-schon-im-ei/

7https://www.nutztierhaltung.de/gefluegel/legehennenhaltung-in-deutschland/

8https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaftliche-produkte/wie-werden-unsere-lebensmittel-erzeugt/tierische-produkte/huehnereier

9https://www.bmel-statistik.de/landwirtschaft/tierhaltung/gefluegelhaltung

10https://www.huehner-haltung.de/faq/haltung/wie-alt-werden-huehner/

11https://www.bverwg.de/de/pm/2019/47

12https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/Niedersachsens-Gefluegelzuechter-fuerchten-Wettbewerbsnachteil,kueken388.html

13https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/nach-dem-kuekentoeten-verbot-der-hahnenkampf-mit-jedem-ei-machen-deutsche-bauern-verlust/28072360.html

14https://www.ble.de/SharedDocs/Downloads/DE/BZL/Daten-Berichte/Eier/2022BerichtEier.pdf?__blob=publicationFile&v=2

15https://www.youtube.com/watch?v=BmVxEyjU89U

16https://www.youtube.com/watch?v=Qyp-DV3x_1k

17https://www.youtube.com/watch?v=RLxcwso4m0o
18https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Glaeserne-Gesetze/Stellungnahmen/6-gesetz-aend-tierschutzgesetz-btk.pdf?__blob=publicationFile&v=1


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