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Anbindehaltung: Ein Leben an der Kette


Wenn es Glück hat, darf ein Rind in Anbindehaltung im Sommer tagsüber auf die Weide. Jede Nacht und den kompletten Winter über, wird es jedoch im Stall mit Ketten oder Gittern an einer Stelle fixiert. Für viele Tiere bedeutet das, ihr ganzes Leben auf ein und demselben Fleck verbringen zu müssen. Für Milchbetriebe hat diese Haltungsform vor allem ökonomische Vorteile: ein geringer Platzbedarf und niedrigere Kosten pro Tierplatz. 

Mit gerade einmal 2 m² haben Kühe in Anbindehaltung auf ihre Größe berechnet sogar weniger Bewegungsfreiheit als Hühner in konventioneller Käfighaltung. In vielen Betrieben wird ihnen auch im Sommer kein Weidegang gewährt. An ein und derselben Stelle liegend, sind sie aufgrund der dauerhaften Fixierung zum Teil das ganze Jahr über extrem in ihren natürlichen Verhaltensweisen eingeschränkt. Sie können nicht mit anderen Tieren interagieren, laufen und rennen, sich umdrehen oder juckende Stellen lecken. Nahrungsaufnahme, Ausscheidung und Liegen: ihr kompletter Alltag findet an dem kleinen Platz statt, der ihnen zugewiesen wurde. Stress, Verletzungen und mangelnde Hygiene gehören für sie häufig zum Alltag. Sogar das Abliegen und Aufstehen wird den Kühen aufgrund der Anbindung und unter den beengten Platzverhältnissen erschwert. Zumal die Tiere in den letzten Jahrzehnten durch die auf besonders schnelles und außergewöhnliches Wachstum ausgelegte Zucht immer größer werden. So gibt es in manchen Ställen nicht einmal genügend Raum, um allen Tieren gleichzeitiges Liegen zu ermöglichen. Kaum vorstellbar, wie sich ein Leben an der Kette für die hilflosen Tiere anfühlen muss. 

Während Anbindehaltung lange Zeit vorherrschend war, werden die Betriebe, die diese Haltungsform praktizieren immer weniger. Rinder dürfen in Deutschland aber noch immer das ganze Jahr über angebunden werden. Heute sind Anbindeställe vor allem in kleineren Betrieben in Bayern und Baden-Württemberg zu finden. Daten zur genauen Anzahl der bundesweiten Betriebe mit ganzjähriger Anbindehaltung gibt es nicht. Schätzungen  zufolge, werden bis zu einem Viertel aller Kühe in der deutschen Milchindustrie noch in Anbindebetrieben gehalten –  in Bayern, den Zahlen des bayerischen Landwirtschaftsministeriums zufolge, in 60 % der landwirtschaftlichen Unternehmen. Ein bedeutender Anteil, wenn man bedenkt, dass sich rund die Hälfte aller deutschen Milchbetriebe in Bayern befindet.

Ende 2018 sprach sich der Bundesrat für ein gesetzliches Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung aus, da sie kein tiergerechtes Haltungssystem darstellt. Die endgültige Abschaffung der Haltungsform sollte innerhalb einer Frist von zwölf Jahren umgesetzt werden. Doch sie trifft bis heute auf entschiedenen Widerstand deutscher Bauernverbände, die eine Umstellung für viele Tierhalter*innen finanziell nicht für realisierbar halten. Wie so häufig, wird das Wohl der Tiere in der sogenannten Nutztierindustrie ökonomischen Beweggründen untergeordnet. Während zehntausende Tiere weiter unter absolut artfremden und qualvollen Bedingungen leiden.

Der effektivste Weg, den Tieren in der Milchindustrie zu helfen, ist es, Milch, Käse und Co. durch pflanzliche Alternativen zu ersetzen. Mandelmilch, Sojaeis, Lupinenjoghurt –  in den meisten Supermärkten wird das Angebot verschiedener Sorten und Hersteller pflanzenbasierter Produkte immer größer. Probieren Sie sich durch das Sortiment und finden Sie heraus, was ihnen am besten schmeckt! Inspiration und leckere, tierleidfreie Rezepte finden Sie auf LoveVeg.de.

Quellen:
Thünen-Institut (17.12.2018): “Milchkühe: Ausstieg aus der Anbindehaltung”.
Bundesinformationszentrum Landwirtschaft: “Haltungsformen für Milchkühe”.



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