Der wahre Preis von Milch: Neue Undercover-Recherche aus Deutschland
Ein Ermittler von Animal Equality hat mehrere Monate in den Jahren 2024 und 2025 undercover in einem Milchgewinnungsbetrieb in Deutschland gearbeitet und den Alltag der Tiere dokumentiert. Was der verdeckte Ermittler dort vorgefunden und dokumentiert hat, zeigt den wahren Preis von Milch: Ausbeutung, Gewalt, Schmerz, Leid und Tod.
Animal Equality liegen zudem interne Chatnachrichten zwischen den Mitarbeitenden und der Betriebsleitung vor. Diese Nachrichten dokumentieren den routinierten Umgang mit dem Leid und Tod der Tiere.
Das umfangreiche Bildmaterial wurde sowohl von unseren internen Analyst*innen als auch von externen unabhängigen Veterinärmediziner*innen detailliert ausgewertet. Auf Basis der dokumentierten Zustände haben wir Strafanzeigen gegen verantwortliche Mitarbeitende und die Betriebsleitung gestellt.
Sieh dir hier unsere Aufnahmen an:
Was wir dokumentiert haben:

Gewalt gegen die Tiere: Der Ermittler hat mehrere Beschäftigte dabei gefilmt, wie sie gewaltvoll mit den Tieren umgehen. Das Schlagen und Treten von Rindern, die sich nicht schnell genug bewegten, war in dem Betrieb weit verbreitet. Liegende Rinder, die nicht mehr in der Lage waren, aus eigener Kraft aufzustehen, wurden dennoch mit Elektroschocks traktiert, auch von der Betriebsleitung selbst. Ein Mitarbeiter gab zu, dass er „Kühe hasst“ – und wurde mehrfach dabei beobachtet, wie er Tiere unvermittelt geschlagen und getreten hat. Ein anderer Beschäftigter wurde dabei gefilmt, wie er Rinder mit einem Messer in die Beine stach, um sie anzutreiben.

Viele Rinder mit schmerzvollen Euterverletzungen: Der Ermittler hat zahlreiche Mutterrinder mit starken Euterverletzungen im Melkstand dokumentiert. Unsere externen Expert*innen erklären: „Zitzenverletzungen sind sehr schmerzhaft, verursachen enormen Stress und sollten sofort behandelt werden. Solche Tiere sollten nicht und schon gar nicht maschinell gemolken werden.“ Trotzdem wurden die Tiere in diesem Betrieb weiterhin maschinell gemolken, teilweise über Wochen und Monate hinweg.

Zahlreiche Tiere mit Lahmheiten und Klauenverletzungen: Die Aufnahmen des Ermittlers zeigen viele Tiere, die lahmen und humpeln. Solche Verletzungen sind in der Regel sehr schmerzhaft für die Tiere. „Alle Kühe mit den gezeigten Lahmheiten hätten in Krankenboxen mit sauberer weicher Einstreu verbracht werden müssen. Außerdem müssten sie mit Schmerzmitteln und Antibiotika medizinisch versorgt werden“ – so die Einschätzung der unabhängigen Veterinärmediziner*innen.

Unhygienische Zustände sowie Mängel an Einrichtung und Technik: In mehreren Aufnahmen ist zu sehen, dass der Betonboden durch die Ausscheidungen der Tiere massiv verschmutzt ist. Solche Zustände fördern Infektionen und Lahmheiten der Rinder. Außerdem ist die Melkanlage nach Einschätzung der externen Expert*innen nicht korrekt eingestellt, woraus unter anderem die schmerzhaften Zitzenverletzungen der Rinder resultieren. Zudem wurde die Anlage offensichtlich nicht ausreichend gereinigt.
Verstöße gegen Vorschriften: Mehrere von uns aufgezeichnete Fälle verstoßen gegen Verordnungen und das Tierschutzgesetz. Des Weiteren wurde der Ermittler Zeuge, wie Auflagen einer Zertifizierungsstelle für das Industrie-Label QM+ (vergleichbar mit den Kriterien der Haltungsform 2) offenbar bewusst umgangen wurden. Lediglich am Tag eines vorher angekündigten Audits wurden die geforderten Auflagen erfüllt.
Ungenügend geschultes Personal: Während unserer Undercover-Recherche fiel immer wieder auf, dass sich Mitarbeitende im Umgang mit den Tieren unerfahren und unprofessionell verhielten. So wurden beispielsweise medizinische Behandlungen von Personen durchgeführt, die offenbar nicht über die nötige Sachkenntnis verfügten. Im Zeitraum unserer Recherche herrschte eine hohe Fluktuation bei den Mitarbeitenden. Es fanden nach Aussage des Ermittlers keine ausreichenden Schulungen statt und Informationen wurden nicht in den notwendigen Sprachen zur Verfügung gestellt.

Viele tote Tiere: Insgesamt starben im Zeitraum unserer Undercover-Recherche mindestens 48 Tiere.
Allein in einem Monat sind laut Chatnachricht der Betriebsleitung 17 Kälber gestorben. In den Unterlagen des Betriebs wurden allerdings für diesen Monat nur zwei tote Kälber erfasst. Das legt die Vermutung nahe, dass die tatsächlichen Zahlen der toten Tiere noch wesentlich höher sind, als in den Betriebsunterlagen angegeben.
Der Ermittler hat auch zahlreiche tote Mutterrinder während seines Einsatzes verzeichnet. Schwer erkrankte Tiere wurden in die sogenannte „Krankengruppe Stroh“ verlegt – ein separater Bereich für kranke Tiere. Dort blieben sie oftmals liegen, bis sie zum Schlachthof abtransportiert wurden oder qualvoll starben.

Einblicke in Mitarbeitenden-Chats: Tod als Routine
Die uns vorliegenden Chatnachrichten zwischen den Mitarbeitenden und der Betriebsleitung dokumentieren nicht nur zahlreiche Todesfälle selbst, sondern auch die Haltung dahinter: Kranke und gestorbene Rinder werden als betriebliche Unannehmlichkeit wahrgenommen.
Das einsame Schicksal der Kälber
Kurz nach der Geburt werden die Kälber von ihren Müttern getrennt – damit die Milch, die die Tiere eigentlich für ihre Kinder produzieren, verkauft werden kann. Den Kälbern werden die Hornansätze ausgebrannt, ein sehr schmerzhafter Eingriff. Männliche Kälber werden in kleinen Gruppen gehalten, bis sie zum Mastbetrieb oder zur Schlachtanlage transportiert werden. Sie haben für die Milchindustrie keinen Wert und werden nach wenigen Monaten geschlachtet.
Die weiblichen Kälber werden in sogenannte Kälberiglus gebracht. Selbst in eisigen Winternächten müssen sie einsam ausharren, ohne die Milch und Fürsorge ihrer Mütter, die sie dringend bräuchten. Wenn sie die ersten Monate überleben, nehmen sie den Platz ihrer Mütter in dem grausamen Kreislauf der Milchindustrie ein.

Tiere werden wie Maschinen behandelt
Obwohl Rinder rund 20 Jahre alt werden können, werden die Mutterrinder in Milchbetrieben im Durchschnitt nach etwa 5 Jahren geschlachtet. Die unnatürlich großen Mengen Milch, die die Tiere durch die Überzüchtung und heutige Haltungspraktiken produzieren, zehren extrem an ihren Körpern. Wenn ihre Fruchtbarkeit und auch die Menge der von ihnen produzierten Milch abnimmt, ist es ihr Todesurteil. Denn es geht hier nur um „Leistung“ und Profit. Eine Chatnachricht der Betriebsleitung unterstreicht das.


Wir haben Strafanzeigen gestellt
Unsere Dokumentationen zeigen verschiedene Verstöße gegen das Tierschutzgesetz und gegen Verordnungen. Die Betriebsleitung ist dafür verantwortlich, das Wohl der Tiere, die Einhaltung von Vorschriften und betriebliche Maßnahmen sicherzustellen. Doch viele Tiere sind Gewalt durch Menschen ausgesetzt und leiden an vermeidbaren Verletzungen und Krankheiten. Wir haben Strafanzeigen gegen verantwortliche Mitarbeitende und die Betriebsleitung gestellt.
Die externen Expert*innen von Tierärzte für verantwortbare Landwirtschaft e.V. ordnen die Zustände in dem Betrieb wie folgt ein: „Der Umgang mit den Tieren durch das Personal scheint durch mangelnde Sachkenntnis oder aber Überforderung gekennzeichnet zu sein. Schlagen oder Stochern mit Stöcken, der Einsatz von Elektrotreibern bei festliegenden Tieren, das Stechen mit Teppichmessern, um die Tiere zu bewegen, sind nicht zu tolerieren und widersprechen dem Tierschutzgesetz §§ 1 und 2. Gerade wenn Tiere festliegen, also krankheitsbedingt nicht aufstehen können, sind solche Maßnahmen Tierquälerei.“

Insgesamt zeigen die vorliegenden Videoaufnahmen deutlich die Folgen für die Tiere in der sogenannten industriellen Tierhaltung, bei der es in erster Linie um ökonomische Interessen und Effizienzsteigerung geht und nicht um das Tier als Mitgeschöpf, dessen Wohl und arteigene Bedürfnisse.
Dr. med. vet. Claudia Preuß-Ueberschär und Ltd. KVetD a.D. Dr. med. vet. Jochen Weins von Tierärzte für verantwortbare Landwirtschaft e.V.
Das ist kein Einzelfall – das hat System
Unsere Aufnahmen zeigen, was sich hinter der Milchindustrie verbirgt: Schmerz, Leid und Gewalt; verletzte und kranke Tiere; Kälber, die ihren Müttern kurz nach der Geburt entrissen werden. Das ist kein Einzelfall – das ist der wahre Preis von Milch.
„Die beschriebenen Zustände in diesem Betrieb sind ein klassisches Beispiel für systemimmanente Probleme der ‚Massentierhaltung‘“, sagen unsere externen Expert*innen. Und unsere Undercover-Recherchen in Deutschland und auf der ganzen Welt zeigen immer wieder, welches Leid die Tiere durchleben müssen.
Was du dagegen tun kannst:
Erfahre hier, was du gegen diese Grausamkeiten tun kannst, die wir regelmäßig bei unseren Undercover-Recherchen aufdecken. Werde jetzt für die Tiere aktiv:


VERTEIDIGE MUTTERSCHAFT
Die mütterlichen Instinkte eines Rinds sorgen schnell für eine enge Bindung zu ihrem Kalb. Bewahre diese innige Beziehung, indem du dich für pflanzliche Alternativen zu Milchprodukten entscheidest.





