Wie wir mit Deutschlands Stimme die Zwangsmast beenden können
In unserem letzten Blogartikel haben wir erklärt, wie wir bei Animal Equality politische und rechtliche Kampagnenarbeit betreiben. Nach diesen eher grundsätzlichen und theoretischen Ausführungen geht es in diesem Artikel um ein konkretes Beispiel, wie wir diese Ansätze in die Praxis umsetzen.
Vor zwei Wochen hat der General Manager von Animal Equality in Deutschland, Andre Peters, der Bundesregierung – genauer dem Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir – einen Brief zugestellt, in dem wir die Problematik der Stopfleberproduktion durch Zwangsfütterung in Europa thematisieren. In diesem Schreiben fordern wir Cem Özdemir auf, sich im Namen der Bundesregierung auf europäischer Ebene für ein generelles Verbot der Zwangsfütterung einzusetzen. In unserem Video dazu, erklärt Andre die genaueren Hintergründe.
Cem Özdemir hat sich selbst als obersten Tierschützer Deutschlands bezeichnet. Jetzt kann er beweisen, dass diese erfreulichen Worte keine Lippenbekenntnisse waren und zeigen, dass er, im Gegensatz zu seiner Vorgängerin, seine Versprechen auch einhält und sich für den Schutz der in der landwirtschaftlichen Tierhaltung leidenden Tiere einsetzt. Das ist gerade jetzt wichtig, nachdem das Europäische Parlament am 15. Februar 2022 den skandalösen Beschluss gefasst hat, die Stopfleberproduktion beruhe “auf landwirtschaftlichen Verfahren, bei denen die Tierwohlkriterien eingehalten werden”. Damit widerspricht das EU-Parlament ganz explizit der eigenen Einschätzung von vor acht Monaten, die Zwangsfütterung sei “grausam und unnötig”, weswegen sie im Juni 2021 beschloss, dass Vorschläge für ein sofortiges Verbot der Stopfleberproduktion durch Zwangsfütterung zu erarbeiten seien.
DIE BUNDESREGIERUNG MUSS SICH FÜR EIN VERBOT DER ZWANGSFÜTTERUNG EINSETZEN
Die Produktion von Stopfleber, ein teures “Luxuslebensmittel”, für das Enten- oder Gänselebern mittels Zwangsfütterung krankhaft verfettet und bis auf das 10fache vergrößert werden, ist eine wissenschaftlich nachgewiesen grausame Praxis. Die Europäische Union hat deshalb die Produktion von Stopfleber in der Europäischen Union im Jahr 1999 verboten. Einige Länder – darunter Frankreich als der weltweit größte Produzent von Stopfleber – umgehen das Verbot, indem sie Stopfleber zu einem sogenannten “nationalen Kulturgut” verklären. Aufgrund des freien Warenverkehrs innerhalb der EU, kann – trotz des Verbots der Produktion – der Import nach Deutschland nicht ohne Weiteres untersagt werden. Deshalb kann Stopfleber auch heute noch überall in der EU angeboten und verkauft werden, obwohl ihre Produktion in 22 der 27 EU-Ländern gegen Rechtsvorschriften verstößt, weil sie der EU-Richtlinie gefolgt sind und die Stopfleberproduktion verboten haben. Und das zu Recht, wie naturwissenschaftliche und tiermedizinische Einschätzungen zeigen: Die Zwangsfütterung greift in die Selbstbestimmung der Enten und Gänse ein und fügt den Tieren akut Schmerzen und Verletzungen zu. Dazu kommt, dass viele Tiere in der Zwangsfütterungsphase sterben – die Wahrscheinlichkeit vor dem Schlachten zu sterben liegt bei zwangsgefütterten Tieren bis zu 25 Mal höher als bei Tieren, die keiner Zwangsfütterung ausgesetzt sind.
WIR WEHREN UNS GEGEN DAS LEID ZWANGSGEFÜTTERTER ENTEN UND GÄNSE
Wie die Abstimmung des EU-Parlaments zur Stopfleberproduktion zeigt, können wir uns nicht darauf verlassen, dass in der landwirtschaftlichen Tierhaltung selbst grundlegendste Tierschutzstandards selbstverständlich eingehalten werden. Es ist jetzt zwingend notwendig, den Regierungen und Parlamenten zu zeigen, dass die Zwangsfütterung weder mit den Werten, denen sich die Europäische Union mit ihrer Richtlinie zum Schutz landwirtschaftlich genutzter Tiere im Jahr 1999 verschrieben hat, noch mit den Werten ihrer Bevölkerung übereinstimmt. Das EU-Parlament hat nämlich selber noch im Juni 2021 festgestellt, dass 94% der Unionsbürger*innen es wichtig finden, dass es landwirtschaftlich genutzten Tieren gut geht und 82% wollen, dass diese Tiere besser geschützt werden. Diese Zahlen zeigen ganz klar und eindeutig, dass die Bevölkerung nicht bereit ist, eine für die Tiere wissenschaftlich nachgewiesen qualvolle Produktionsform zu tolerieren!
Wir von Animal Equality sind bereit, diesen ausdrücklichen Wunsch der breiten Öffentlichkeit an die verantwortlichen politischen Institutionen und Entscheidungsträger*innen heranzutragen und sie nachdrücklich aufzufordern, sich auf europäischer Ebene für ein ein Verbot der Zwangsfütterung stark zu machen, damit die Stimmen der Enten und Gänse in der Stopfleberproduktion endlich gehört werden. Wir sind gespannt, wie Cem Özdemir und die Bundesregierung auf unsere Forderungen reagieren und werden darüber berichten, wenn wir eine Antwort erhalten haben.
WIE KANNST DU UNS HELFEN?
Um der Forderung an die Bundesregierung, sich für ein Verbot der Zwangsfütterung einzusetzen, größtmöglichen Nachdruck zu verleihen und den gesellschaftlichen Druck auf die Entscheidungsträger*innen zu erhöhen, sind wir auf die breite Unterstützung der Bevölkerung angewiesen. Es wird in den nächsten Tagen von uns große Neuigkeiten zu diesem Thema geben!
Abonniere deshalb jetzt unseren Newsletter, um fortlaufend über unsere Arbeit informiert zu bleiben. So erfährst du als Erstes, wie sich die Bundesregierung zum Verbot der Zwangsfütterung positioniert!
Update:
Am 08.03.2022 haben wir eine Petition veröffentlicht, in der wir die Bundesregierung, allen voran Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, auffordern, den Einfluss Deutschlands in der Europäischen Union zu nutzen, um sich für eine EU-weite Abschaffung der Zwangsfütterung bei der Stopfleberproduktion einzusetzen!
Bitte unterzeichne unsere Petition und fordere mit uns ein starkes Engagement der deutschen Regierung, sich für eine EU-weite Abschaffung der Zwangsfütterung bei der Stopfleberproduktion einzusetzen.