Ziegen mögen es, wenn Menschen lächeln
Als visuelle Reize sind Gesichtsausdrücke enorm wichtig für die soziale Kommunikation in zwischenmenschlichen Beziehungen. Auch für Tiere, die eng mit Menschen zusammenleben oder arbeiten, können menschliche Gesichtszüge kommunikative Hinweise und Informationen enthalten. Die Jahrtausende lange Domestizierung beeinflusste die physiologischen Vorgänge und das Verhalten der Tiere soweit, dass sie sich besser an menschliche Umgebungen anpassen können. Deshalb wenden sich Hunde zum Beispiel lieber freundlich blickenden Menschen zu, als in böse wirkende Gesichter zu schauen.
Bisher war unklar, inwiefern auch andere Tiere, beispielsweise solche, die vorrangig zur Produktion von Nahrungsmitteln domestiziert wurden, in der Lage sind, menschliche Emotionen wahrzunehmen und zu erkennen. Doch im vergangenen Jahr beschäftigten sich britische Forscher mit der Frage, ob Ziegen verschiedene emotionale Ausdrücke bei uns Menschen erfassen, also positiv/glücklich von negativ/böse unterscheiden können.
Um darauf eine Antwort zu finden, wurden im Versuch zunächst je ein Foto von einem freundlich und ein Foto von einem unfreundlich blickenden Menschen vertikal, in einem Abstand von 1,3 Metern, an einer Wand auf verschiedenen Seiten eines Raumes angebracht. Nachdem die Ziegen losgelassen wurden, konnten sie dann während einer Versuchszeit von 30 Sekunden frei entscheiden, wie sie die Umgebung nutzen möchten und wohin sie sich in ihr bewegen.
Das Ergebnis: auf beiden Seiten interagierten die Ziegen zuerst mit den positiven Gesichtern. Waren diese auf der rechten Seite des Raumes angebracht, fand die Interaktion zudem mehrmals und über einen längeren Zeitraum statt, was daraufhin deutet, dass sich die linke Gesichtshälfte bei der Annäherung an glückliche Gesichter möglicherweise intensiver engagiert. Ziegen können also verschiedene Gesichtsausdrücke und somit spezifische, visuelle Informationen erkennen. Außerdem bevorzugen sie dabei positive Emotionen, denn offenbar mögen sie es, wenn Menschen lächeln.
Obwohl Erfahrungen für die kognitive Verarbeitung eine wichtige Rolle spielen, beurteilen die Wissenschaftler es als unwahrscheinlich, dass die Reaktionen der Tiere auf ein spezifisch konditioniertes Verhalten zurückzuführen sind. Zwar kamen die an der Untersuchung beteiligten Ziegen täglich mit verschiedenen Menschen in Berührung, doch wurden für den Test menschliche Gesichter benutzt, die ihnen nicht bekannt waren. Die einzelnen Gesichter konnten sie somit nicht mit konkreten Erfahrungen, wie etwa Belohnungen oder Strafen in Verbindung bringen.
Die Forscher nehmen deshalb an, dass die Ziegen menschliche Gesichtszüge von bereits erfahrenen positiven oder negativen Interaktionen mit Menschen verallgemeinern und deshalb die positiven Emotionen bevorzugen.
Der Einfluss der Domestizierung auf die kognitive Wahrnehmung der Tiere ist folglich weitreichender als bisher angenommen: Die neuen Erkenntnisse weisen darauf hin, dass die Fähigkeit von Tieren, in menschlichen Gesichtsausdrücken enthaltene Informationen zu deuten, unter allen gezähmten Tieren oder generell unter Tieren weit verbreitet und eine Kommunikation zwischen Menschen und Tieren auf emotionaler Ebene deshalb mit vielen verschiedenen Tierarten möglich ist.
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Quellen:
The Royal Society Publishing (29.08.2018): “Goats prefer positive human emotional facial expressions”.