Ein anderes Fleisch ist möglich: Im Gespräch mit Autor Hendrik Hassel
Ende Oktober letzten Jahres erschien „Neues Fleisch: Essen ohne Tierleid – Berichte aus der Zukunft unserer Ernährung“. In dem Buch nimmt uns Autor Hendrik Hassel mit auf eine Entdeckungsreise zu den Forscher*innen und in die Produktionsräume in denen schon heute am Fleisch von morgen gearbeitet wird. Für seine Recherche besucht er die Niederlande, Israel und die USA. Er schaut sich die Anfänge der Kulturfleischbewegung an und geht den Fragen nach, welche Hürden die Wissenschaft noch nehmen muss und ob in Deutschland bereits an dem neuen Fleisch gearbeitet wird.
Hendrik, was hat dich dazu bewogen, das Buch zu schreiben?
“Ich verfolge das Thema schon eine Weile. Irgendwann wurde mir klar, dass sich die Entwicklungen überschlagen und es immer wahrscheinlicher wird, dass so zukünftig Fleisch hergestellt wird. Ich dachte, wenn das gelingt, können wir dabei zusehen, wie Geschichte geschrieben wird. Das fand ich spannend und hat mich motiviert. Auch jetzt nachdem die Recherche zu dem Buch abgeschlossen ist, lässt mich das Thema nicht mehr los. “
Erklär doch kurz, was sind die Vorteile von kultiviertem Fleisch?
“Der Verbrauch von Landfläche und Wasser für kultiviertes Fleisch wäre wesentlich geringer verglichen mit konventionellem Fleisch. Je nach Herstellungsmethode bräuchte die neue Fleischherstellung zwar immer noch Fleischproben von Tieren. Doch Mark Post berechnet, dass es nur 200 Tiere bräuchte, um die Welt mit Rindfleisch aus kultivierter Herstellung zu versorgen. Schlachthäuser könnten so überflüssig und Massentierhaltung Geschichte werden.”
Was hat dich während der Recherche zu deinem Buch am meisten überrascht?
“Mich haben die vielen kleine Herausforderungen fasziniert. Es sind noch viele Fragen offen und es gibt verschiedene Wege damit umzugehen. Welcher Lösungsansatz wird sich durchsetzen? Das fand ich sehr spannend.”
Was schätzt du, ab wann kann es kultiviertes Fleisch geben?
“Puh, keine einfache Frage. Es gibt noch einige Herausforderungen, die von den Firmen gelöst werden müssen. Gleichzeitig gibt es Ankündigungen von Start-ups, erste Produkte schon 2022 auf den Markt zu bringen. Zu berücksichtigen ist auch, der Genehmigungsprozess für neue Lebensmittel. Es heißt, für den europäischen Markt dauert ein solches Verfahren ungefähr eineinhalb Jahre. Also wenn es heute ein fertiges Produkt gäbe, kann es noch zwei Jahre dauern bis es das auch zu kaufen gibt. “
Hast du kultiviertes Fleisch probieren können? Wenn ja, wie hat es dir geschmeckt?
“Leider nein. Ich habe die Start-ups immer gefragt, ob ich was probieren kann. Hätte ich es gemocht? Ich esse schon sehr lange kein Fleisch. Es gibt ja auch viele Fleischgerichte, die ich einfach nicht lecker finde. Für Schweineschmalz hätte ich mich sicherlich sehr überwinden müssen. Wahrscheinlich hätte aber meine Neugierde am Ende gewonnen.”
„Neues Fleisch: Essen ohne Tierleid – Berichte aus der Zukunft unserer Ernährung“ ist am 28. Oktober 2019 im Gütersloher Verlagshaus erschienen. Erhältlich im Online-Buchhandel oder direkt beim Verlags-Shop.
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