EU-Import von tierquälerischem Billigfleisch aus Südamerika steigt


Bei einer Veranstaltung an der Rechtsfakultät der weltweit renommierten Universität von São Paulo (USP) hat unser brasilianisches Team gewarnt: Ohne strengere Vorgaben in dem Freihandelsabkommen wird das Leiden der Tiere erheblich zunehmen. Ein in Zusammenarbeit mit der Organisation Eurogroup for Animals erstellter Bericht benennt die Risiken einer Zunahme der Fleischexporte aus den Mercosur-Ländern – Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay – in die Europäische Union.
Carla Lettieri, Geschäftsführerin von Animal Equality Brasilien, betonte das Fehlen eines einheitlichen Tierschutzrechts im Mercosur. „Es bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den Mitgliedsländern“, sagt sie. „In Brasilien sind grausame Praktiken wie Legebatterien für Hühner, die Tötung männlicher Küken, Kastenstände für Mutterschweine, Langstreckentransporte lebender Tiere und die Schlachtung trächtiger Rinder weit verbreitet.“ Viele dieser Methoden sind in weiten Teilen Europas bereits verboten oder werden schrittweise abgeschafft. Trotzdem werden Produkte, für die Tiere unter diesen tierquälerischen Bedingungen leiden, in die EU importiert und verkauft.
„Die brasilianischen Regelungen sind stark auf Produktivität ausgerichtet und vernachlässigen oft den Schutz der Tiere.“
Carla Lettieri, Geschäftsführerin von Animal Equality Brasilien
Professorin Ivanira Pancheri, Expertin für Tierrechte, verdeutlichte während der Veranstaltung an der Universität die Grausamkeit der Fleischindustrie anhand von realen Aufnahmen aus Schlachtanlagen und Massentierhaltungsbetrieben. Und auch Professor Carlos Frederico Ramos, Doktor der Rechtswissenschaften und Forscher im Bereich Tier- und Menschenrechte, bekräftigte, dass Tiere fühlende Wesen sind, die Schmerz und Leid empfinden können.
„Die Frage ist nicht: Können sie denken? Oder: Können sie sprechen? Sondern: Können sie leiden?“
Professor Carlos Frederico Ramos zitiert den Philosophen Jeremy Bentham
So viel Tierleid wird in die EU exportiert
Nach der Ratifizierung des Handelsabkommens zwischen Mercosur und der EU könnten die Exporte um schätzungsweise 20 Prozent bei Rindern und 250 Prozent bei Hühnern steigen. Das würde dazu führen, dass jedes Jahr Milliarden weiterer Tiere grausamsten Praktiken ausgesetzt wären. Die Mercosur‑Länder sind die wichtigsten Lieferanten von Fleisch von Rindern und Hühnern für die Europäische Union.
Einer Studie von 2020 zufolge entfielen etwa 73 Prozent aller EU‑Importe von Fleisch von Rindern auf Mercosur. 2023 waren das über 190.000 Tonnen. Brasiliens Anteil ist dabei besonders hoch und die Auswirkungen dramatisch. Einige der Konzerne, von denen auch deutsche Unternehmen große Mengen Fleisch beziehen, stehen mit der Abholzung im Amazonasgebiet in Verbindung. Aber auch Argentinien und Uruguay liefern jedes Jahr Tausende Tonnen – vor allem sogenannte Premium‑Steaks und Fleisch für die Verarbeitung. Damit finanzieren Verbraucher*innen hierzulande oftmals unbewusst landwirtschaftlich intensive Produktionssysteme in Südamerika mit.
Auch in Bezug auf Fleisch von Hühnern gehört allein Brasilien weltweit zu den größten Exporteuren. Die EU bezog von dort zuletzt rund 285.000 Tonnen pro Jahr, das macht über die Hälfte des gesamten importierten Fleisches von Geflügel aus. Geliefert werden Brustfilets, Keulen und weitere Teilstücke, die in Restaurants, Supermärkten und Fertigprodukten in ganz Europa landen.
Gefahren der intensiven Fleischindustrie
Unser mit der Eurogroup for Animals veröffentlichter Bericht warnt neben dem bestehenden Tierleid auch vor einer möglichen Zunahme intensiver Haltungssysteme aufgrund von Zollvergünstigungen für Fleisch von mit Getreide gefütterten Rindern – ein System, das nur durch solche Haltungsformen möglich ist. Beispielsweise wurde in dem 2023 unterzeichneten Abkommen zwischen der EU und Neuseeland Fleisch von Tieren aus intensiver Haltung (Mastbetriebe ohne Weidezugang) von den zollfreien Kontingenten ausgenommen. Beim Vertrag mit Mercosur ist das nicht der Fall.
„Wir fragen uns, warum die EU bereit ist, ein Abkommen zu schließen, das so schädliche Auswirkungen auf Tiere und die Umwelt in den Mercosur-Ländern haben könnte – und damit gegen genau die Standards verstößt, die das Europäische Parlament innerhalb der EU und in anderen Handelsabkommen verteidigt.“
Carla Lettieri, Geschäftsführerin von Animal Equality Brasilien
Des Weiteren ergab eine Studie aus dem Jahr 2020, dass Brasilien der zweitgrößte Verbraucher von Antibiotika in der Tierhaltung ist. Im Handelsabkommen zwischen den Mercosur-Staaten und der EU spielt das keine Rolle. Während zwischen der EU und Chile Verpflichtungen zur Reduzierung des Einsatzes von Antibiotika als Wachstumsförderer sowie Bestimmungen zur technischen und regulatorischen Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen bestehen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnten bis 2050 jährlich bis zu 10 Millionen Menschen an antimikrobiellen Resistenzen sterben. Das Handelsabkommen der Europäischen Union mit den südamerikanischen Ländern Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay könnte diese Entwicklungen befeuern.
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