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Undercover in der Milchindustrie: Wo Lebewesen wie Maschinen behandelt werden

Unsere Undercover-Recherche in elf spanischen Milchbetrieben zeigt, unter welchen brutalen und grausamen Bedingungen die Rinder in dieser Industrie leben und leiden. „Sie sind Milchmaschinen“, sagt einer der Mitarbeitenden – und so werden die Tiere dort auch behandelt. Das System der Milchindustrie ist in Spanien, Deutschland und vielen anderen Ländern gleich: ein unerbittlicher Kreislauf aus Schmerzen, Trennung, Stress, Krankheiten und Tod.
Juni 17, 2025
Ein Kalb allein im Kälberiglu
Foto: Animal Equality / Aitor Garmendia
Ein Kalb allein im Kälberiglu

Animal Equality hat zwischen November 2023 und Februar 2024 undercover in elf Milchbetrieben in der spanischen Region Asturien recherchiert. Die aufgenommenen Bilder zeigen:

  • Die gewaltvolle Trennung von Mutter und Kind direkt nach der Geburt.
  • Die Kälber werden – teils mit bis in den Hals eingeführten langen Schläuchen – mit Ersatzfuttermitteln ernährt.
  • Die Rinder können sich ihr Leben lang kaum bewegen. Viele sind an kurzen Ketten angebunden und/oder es werden sogenannte Kuhtrainer eingesetzt – ein Metallrahmen, der den Tieren Stromschläge versetzt, wenn sie sich bewegen und ihn berühren.
  • Einige Tiere werden mit Ketten an Metallringen in ihrer empfindlichen Nase fixiert.
  • Die Tiere werden unter anderem geschlagen und getreten.
  • Viele Tiere leiden unter Krankheiten und Verletzungen durch schlechte Haltungsbedingungen und unhygienische Zustände.
  • Die Rinder werden mit Elektroschocks zum Bewegen gezwungen.

„Diese Undercover-Recherche zeigt die Gewalt und Grausamkeit, denen Rinder und Kälber in der Milchproduktion ausgeliefert sind: während der Trächtigkeit, der Geburt und in den ersten Lebenstagen. Wir decken die Wahrheit auf, die die Milchindustrie in ihrer Werbung verschweigt.“

Javier Moreno, Mitbegründer von Animal Equality.

Ein Leben ohne Bewegungsmöglichkeit

Die Tiere können sich kaum bewegen. Sie werden angebunden und unter einem sogenannten Kuhtrainer gehalten. Das sind stromführende Metallbügel, die direkt über den Rindern hängen. Damit soll erreicht werden, dass die Tiere nicht unter sich, sondern in den Mistkanal koten. Wenn ein Rind „falsch“ steht und seinen Rücken beim Kotabsetzen wölbt, berührt es das Metall und bekommt einen Stromschlag. So soll das Tier gezwungen werden, einen Schritt zurückzutreten, damit der Kot in der dafür vorgesehenen Rinne landet. Die Besitzer*innen sagen, dass sie damit die Rinder „erziehen“. Fachgutachten zeigen, dass die Tiere auch bei anderen Bewegungen oftmals das Metall berühren und Stromschläge bekommen, beispielsweise wenn sie sich lecken wollen. Dadurch wird also auch das Ausleben ihrer natürlichen Bedürfnisse konsequent durch die Industrie unterdrückt.

Einigen Tieren wird sogar ein Metallring durch ihre empfindsame Nase gestochen. Das ist äußerst schmerzhaft für die Rinder. Daran werden sie mit einer kurzen Kette festgebunden. 

Außerdem werden den Tieren die Augen verbunden. Dadurch verlieren die Rinder die Orientierung und können so leichter von den Menschen kontrolliert werden.

Gewaltvolle Befruchtung

In allen untersuchten Betrieben werden die Rinder künstlich zwangsbefruchtet. Dabei wird geschlechtsspezifisches Sperma verwendet. Damit wird die Geburtenrate von weiblichen Kälbern erhöht. Denn nur die weiblichen Rinder können später – wie ihre Mütter – für die Milchproduktion eingesetzt werden.

In einem Betrieb wurden die Mutterrinder bereits etwa zwei Monate nach der letzten Geburt erneut befruchtet.

Trennung von Mutter und Kind

In den meisten Betrieben werden die Kälber kurz nach der Geburt von der Mutter getrennt. Die Kinder dürfen nicht einmal die stärkende Erstmilch von ihrer Mutter trinken.

Wie alle anderen Säugetiere produzieren Rinder nur nach einer Geburt Milch – um ihre Kinder zu ernähren. Doch in der landwirtschaftlichen Industrie erhalten die Kälber meistens nur Ersatzfuttermittel. Denn die Milch vom Mutterrind wird abgemolken und für den menschlichen Verzehr verkauft.

Wie schlimm die Trennung von Mutter und Kind ist, zeigt auch die Forschung. Für die Tiere ist das enormer Stress. In unseren Aufnahmen ist zu sehen, wie die Rinder sich aktiv gegen die Trennung wehren. Sie sind unruhig und rufen nacheinander – manche sogar tagelang.

Untersuchungen geben Hinweise darauf, dass die Tiere bereits wenige Minuten nach der Geburt eine starke Mutter-Kind-Bindung aufbauen.

Mehr als 760.000 Kälber werden jedes Jahr in Spanien kurz nach der Geburt von ihren Müttern getrennt.

Nach der Trennung von ihren Müttern werden die Kälber in Boxen isoliert. Das Ersatzfuttermittel erhalten sie über Maschinen oder Eimer. Einigen wird bei der Fütterung sogar ein langer Schlauch bis in den Hals gesteckt und darüber das Futter verabreicht.

Unsere Bilder zeigen, wie die alleingelassenen Kälber an Stangen, Wänden und Händen der Mitarbeitenden lecken und saugen. Das verdeutlicht zusätzlich, wie sehr ihnen der Mutterkontakt fehlt. Ihr angeborenes Saugverhalten wird durch die Trennung von ihrer Mutter unterbunden.

Im Jahr 2024 wurden in Spanien 762.560 Kälber kurz nach ihrer Geburt von ihren Müttern getrennt. Die männlichen Tiere werden bereits nach wenigen Monaten geschlachtet. Einige der weiblichen Kälber werden aufgezogen, mit dem Ziel, dass sie später den Platz ihrer Mütter in der Milchproduktion einnehmen müssen.

Das gewöhnliche Steak, das du im Metzgerladen siehst, stammt in der Regel von einer Milchkuh.“

Aussage eines Züchters während unserer Undercover-Recherche.

Die Rinder werden täglich meistens mehrfach gemolken

In einigen der untersuchten Betriebe werden die Rinder bis zu dreimal täglich gemolken. Diese extrem dichte Melkfrequenz in Kombination mit der Zwangsbefruchtung kurz nach der Geburt eines Kalbes setzt die Rinder massiven körperlichen und psychischen Stress aus. Auch die Anfälligkeit für Euterentzündungen ist deutlich erhöht, da häufigere Melkvorgänge die Haut der Zitzen stärker beanspruchen und das Immunsystem der Tiere durch die hohe Milchabnahme geschwächt ist.

Rund zwei Monate nach ihrer letzten Geburt werden die Tiere wieder zwangsbefruchtet und der Kreislauf beginnt von vorn.

„Sie sind Milchmaschinen.“

Aussage eines Arbeiters.

Viele Rinder leiden durch das häufige und jahrelange Melken unter schmerzhaften und eitrigen Euterentzündung. Etwa 30 Prozent der Rinder in Spanien erkranken in ihrem Leben an Mastitis aufgrund von übermäßigem Melken, mangelnder Hygiene oder Verletzung des Euters.

Nach Aussagen der von uns untersuchten Betriebe hat sich die Milchproduktion pro Rind und Tag im Vergleich zu vor 30 Jahren mehr als verdoppelt. Grund ist vor allem die gezielte und leidvolle Überzüchtung der Tiere, um noch mehr Profit zu erzielen.

Mit etwa fünf Jahren werden die Mutterrinder getötet

Die Lebensspanne von weiblichen Rindern in der Milchindustrie hängt von der Anzahl ihrer Geburten ab. Unter natürlichen Bedingungen könnten Rinder bis zu 25 Jahre alt werden. In der Milchindustrie werden sie nach vier bis sechs Jahren getötet. Bis dahin haben sie in der Regel drei bis vier Kinder zur Welt gebracht.

Die Hauptgründe für die frühe Schlachtung sind neben dem Rückgang der produzierten Milchmenge und einer verminderten Fruchtbarkeit auch Lahmheit und Klauenerkrankungen. In Spanien leiden bis zu 55 Prozent der Rinder in der Milchindustrie an Lahmheit.

Im Jahr 2023 wurden in Spanien 389.056 Rinder geschlachtet. Viele davon stammten aus der Milchindustrie und waren sehr jung.

Subventionen in Höhe von rund 170 Millionen Euro

Die von uns untersuchten Betriebe haben ihren Tierbestand erhöht und sich größtenteils technisiert, um wettbewerbsfähiger zu sein. Die Beschäftigten sind meist Migrant*innen, die unter schlechten Arbeitsbedingungen leiden.

Im Jahr 2022 erhielt die Milchindustrie in Spanien mehr als 169 Millionen Euro an direkten staatlichen Beihilfen. Animal Equality fordert die spanische Regierung auf, diese Subventionen zu nutzen, um einen Wandel hin zu pflanzlichen Alternativen ohne Tierausbeutung und mit deutlich geringeren Emissionen zu fördern. Jeder Liter Milch verursacht 3,2 kg CO₂ und verbraucht 628 Liter Wasser. Pflanzliche Produkte liegen weit darunter.

Milch bedeutet Leid und den sicheren Tod – auch in Deutschland.

Das System der Milchindustrie ist in allen Ländern gleich. Es gibt zwar einige Unterschiede, was die gesetzlichen Vorgaben anbelangt, aber auch in Deutschland bedeutet Milch unvorstellbares Leid und einen gewaltsamen Tod. Erfahre hier mehr: Sieben schockierende Fakten über Milch.

Du kannst dazu beitragen, diesen grausamen Kreislauf aus Schmerzen, Trennung, Stress, Krankheiten und Tod zu stoppen. Entscheide dich für pflanzliche Alternativen zu Milch und anderen tierischen Produkten, die Auswahl ist riesig. Hol dir jetzt beispielsweise unser kostenfreies Love Veg „Cheesebook“ mit vielen leckeren Rezepten – inklusive käsigem Geschmack.

Übrigens: Wenn du unsere Arbeit für die Tiere unterstützen möchtest, dann ist jetzt der perfekte Moment! Denn noch für kurze Zeit wird deine neue Fördermitgliedschaft oder Spende verdoppelt und hilft damit noch mehr Tieren. Alle Infos findest du hier:

VERTEIDIGE MUTTERSCHAFT

Die mütterlichen Instinkte eines Rinds sorgen schnell für eine enge Bindung zu ihrem Kalb. Bewahre diese innige Beziehung, indem du dich für pflanzliche Alternativen zu Milchprodukten entscheidest.


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